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Vernetzung gewinnt

Vernetzung gewinnt

Bei der Verleihung des Berliner Gesundheitspreises 2006 wurden alle Preise an Netzwerke von Leistungserbringern vergeben. 38 Projekte hatten sich an dem Wettbewerb "Im hohen Alter zu Hause leben - Herausforderung für die ambulante medizinische Versorgung" beteiligt. Gewonnen haben Netzwerke, deren Modelle auch für Therapeutennetze geeignet sind. Zu diesem Thema gibt es eine neue Seminarreihe.

Zwei erste Preise, ein zweiter und ein dritter Preis gingen an Leistungserbringer, die sich zusammengeschlossen haben, um gemeinsam die Patientenversorgung qualitativ zu verbessern. Wir stellen Ihnen die Preisträger vor.

1. Preis: Ambulanter Geriatrischer Rehakomplex Schönebeck

Als Modellprojekt für Integrierte Versorgung wurde der Ambulante Geriatrische Rehakomplex (AGR) von der Kassenärztlichen Vereinigung und der AOK Sachsen-Anhalt 1998 ins Leben gerufen. Er wurde zunächst durch das Bundesgesundheitsministerium gefördert. Vier geriatrisch geschulte niedergelassene Ärzte mieteten geeignete Räume und bauten – neben der Arbeit in ihren eigenen Praxen – ein interdisziplinäres Reha-Netz auf. In das Netz sind Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden, Sozialarbeiter, ein Pflegedienst und ein Sanitätshaus eingebunden.
Dieses Konzept für eine wohnortnahe, komplexe und intensive geriatrisch-rehabilitative Versorgung wird seit Juli vergangenen Jahres inhaltlich wie organisatorisch als Rahmenvertrag zur Integrierten Versorgung fortgeführt, als erster Vertrag dieser Art in Deutschland. Finanziert wird die Arbeit des AGR über eine Pauschale, die die Krankenkassen pro Tag und Patient bezahlen.
Ziele des AGR sind der Erhalt der Selbstständigkeit älterer Menschen in ihrer häuslichen Umgebung, die Vermeidung oder Verminderung von Pflegebedürftigkeit und die Verbesserung der Gesundheit und der Lebensqualität. Der AGR hat bisher fast 700 Patienten betreut.

1. Preis: Nürnberger Versorgungsnetz “Qualität und Effizienz”

Ziel der im April 2005 gegründeten Ärzte-Genossenschaft Qualität und Effizienz (QuE eG) ist es, die gesellschaftliche Teilhabe und die Entscheidungssouveränität älterer Menschen zu gewähren. Dem Versorgungsnetz gehören rund 60 Praxen mit etwa 90 niedergelassenen Ärzten aller Fachrichtungen an. Im Zentrum der Genossenschaftsarbeit steht der Aufbau eines Case Managements. Die im ambulanten Bereich verankerte fallbezogene Patientenbetreuung zielt darauf, Versorgungseinbrüche zwischen Krankenhaus, niedergelassenen Ärzten, Pflege und alternativen Hilfsangeboten zu vermeiden. Dabei baut man auf die Erfahrungen aus dem früheren Projekt “Home Care Nürnberg” auf, das im Jahr 2000 den Berliner Gesundheitspreis bekam und jetzt in das Versorgungsnetz QuE integriert ist.

Die Ziele der Genossenschaft sind die konsequente Orientierung an Qualität, die Steigerung der Versorgungseffizienz und der Ausbau der Souveränität der Patienten. Dafür haben die Beteiligten ein praxisübergreifendes QM-System eingeführt. Die Teilnahme an Qualitäts- und Effizienzzirkeln ist für alle QuE-Ärzte Pflicht. Bei der Behandlung orientieren sich alle an evidenzbasierten Leitlinien und netzinternen Verfahrensregeln.

Das Beratungsangebot des Netzes wurde 2006 für rund 120 alte und hochaltrige Patienten nachgefragt. Die QuE-Ärzte übernehmen außerdem für 7.000 im AOK-Programm “Qualität und Effizienz” eingeschriebene Patienten nicht nur die medizinische Versorgung, sondern auch die komplette Budget-Verantwortung.

2. Preis: Geriatrie Netzwerk Berlin

Das Geriatrie Netzwerk Berlin ist ein Kooperationsprojekt aus Ärzten, Pflegekräften, Physiotherapeuten, Psychologen, Sozialarbeitern und Ernährungsberatern des Medizinischen Versorgungszentrums Polikum Friedenau, den geriatrischen Kliniken des Berliner Klinikkonzerns Vivantes GmbH, dem Nachbarschaftsheim Schöneberg, dem Pflegedienst Brodatzki & Depner und dem Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité.
Ziel der im September 2006 gegründeten Kooperation ist die qualitative Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung von Senioren, zunächst im Berliner Südwesten. Dabei stehen die größtmögliche Selbstständigkeit der Senioren und – so weit wie möglich – die Sicherstellung der Versorgung im häuslichen und familiären Umfeld im Vordergrund.

Alle Leistungserbringer sind vernetzt und setzen leitlinienbasierte geriatrische Behandlungspfade um. Im Zentrum des Netzwerkes steht dabei der Hausarzt als Lotse, dem ein Case-Manager administrativ zur Seite steht. Das Netzwerk hat bereits etwa 15.000 Senioren betreut. Als ersten Behandlungspfad hat man den Pfad “Sturzprävention” umgesetzt. Weitere Behandlungspfade – der “Präventive Hausbesuch”, die “Geriatrische Wundversorgung” sowie die “Betreuung pflegender Angehöriger” – befinden sich in der Planung.
Es sollen zunehmend mehr medizinische Leistungserbringer in das Netzwerk integriert werden, um eine quantitative Flächen- und eine qualitative Tiefenwirkung zu entfalten.

3. Preis: Netzpraxis Mittelmosel

Die Netzpraxis Mittelmosel ist ein Verbund von 40 niedergelassenen Haus- und Fachärzten. Dem Arztnetz haben sich auch zur ambulanten Versorgung ermächtigte Krankenhausärzte angeschlossen. Weitere Partner sind das Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich und die AOK Rheinland-Pfalz, die das Modell der am Hausarzt orientierten Integrierten Versorgung vertraglich und finanziell absichert. In der Region Bernkastel-Kues mit rund 6.800 Einwohnern nehmen rund 60 chronisch Kranke an dem Modell teil.

Ziel ist es, die Zusammenarbeit zwischen den niedergelassenen Ärzten und stationären Einrichtungen zu verbessern. Diese vereinbaren dafür Standards für die gleichgerichtete Behandlung. Dabei verfolgt die Netzpraxis zwei Teilziele. Erstens: Mit dem Patienten geschieht das Erforderliche. Es wird nichts unterlassen, aber auch nichts Überflüssiges oder Doppeltes gemacht. Zweitens: Was erforderlich ist, bestimmen medizinische Kriterien, die Bereitschaft der Patienten zur Mitarbeit und die ökonomischen Möglichkeiten des Gesundheitssystems.
Eine wichtige Rolle bei der Betreuung der chronisch kranken Menschen in der Netzpraxis spielt eine Integrierte Gesundheits- und Pflegekraft des Verbundkrankenhauses Bernkastel-Wittlich. Sie betreut die Patienten bereits während und auch nach einer stationären Klinikbehandlung, achtet auf eine stets umfassende und wirtschaftliche ambulante oder stationäre medizinische Versorgung und auch darauf, dass die sozialen Rahmenbedingungen dem Gesundheitsprozess der Patienten nicht entgegenstehen.
Die Netzpraxis erhöht die Effektivität und Qualität der medizinischen Versorgung. Gleichzeitig sorgt sie so für den zielgerichteten Einsatz der Finanzmittel der gesetzlichen Krankenkassen. Da der Netzpraxis Mittelmosel bis auf wenige Ausnahmen alle Ärzte des Notdienstbezirks Bernkastel angehören, repräsentiert sie flächendeckend die Versorgung der Bevölkerung des Altkreises Bernkastel-Kues und daher auch den Sicherstellungsauftrag für diese Region.

Neue Seminarreihe: Therapie vernetzen

Um Therapeuten bei der Entwicklung von Therapienetzen zu unterstützen, gibt es ein neues Informationsangebot: Jens-Peter Claußen, Logopäde und Gesundheitsökonom, hat als Initiator von Therapienetzen eine dreistündige Abendveranstaltung zum Thema Vernetzung zusammengestellt. Er wird darin unter anderem von seiner Erfahrung mit bereits bestehenden Therapienetzen berichten. praxiswissen24-Kunden melden sich über die Hotline zu den Veranstaltungen an. Vier Seminarpunkte werden für die Veranstaltung fällig.

Termine:

  • 29.05.07 Hamburg
  • 31.05.07 Köln
  • 12.06.07 Bochum
  • 18.06.07 Mannheim
  • 19.06.07 Reutlingen
  • 27.06.07 Bremen
  • 27.06.07 Wiesbaden
  • 02.07.07 Hannover
  • 10.07.07 Berlin
  • 10.07.07 Ulm
  • 17.07.07 Fürth, Nürnberg
  • 17.07.07 München
  • 27.08.07 Kiel

 

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