Nun wird die Einschätzung des Ärztekammer-Präsidenten weltweit nicht unbedingt geteilt, wie sich etwa daran zeigt, dass in anderen Ländern durchaus auch nichtärztliche Leistungserbringer wie Therapeuten direkten Zugang zu Patienten haben. Aber dem kann Montgomery künftig auch international entgegentreten. Schließlich wurde er erst im April 2019 zum Vorstandsvorsitzenden des Weltärztebunds und bereits Ende 2018 zum Präsidenten des Ständigen Ausschusses der Ärzte der europäischen Union (CPME) gewählt.
Im eigenen Land hält derweil auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) die Fahne der Halbgötter in Weiß hoch. Hat sie doch gerade erst den Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken zwar im Grundsatz begrüßt – es soll die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung durch ortsnahe Apotheken stärken – jedoch gleichzeitig die darin vorgeschlagenen Maßnahmen strikt abgelehnt. Wo kämen wir denn hin, wenn es etwa künftig die Grippeimpfung auch in der Apotheke gäbe oder sich Apotheker in Medikationsanalyse und -management einmischen würden?
Am Ende vielleicht noch zu einem effizienteren Gesundheitssystem, in dem verschiedene Leistungserbringer im Rahmen ihrer Qualifikationen zum Wohle der Patienten zusammenarbeiten und damit die Ärzte andere Götter neben sich dulden müssten? Um auf den biblischen Kontext vom Anfang zurückzukommen, wäre das aus Ärztesicht wohl wie der Tanz ums goldene Kalb. Und wir wissen ja, wie das geendet hat.
P.S. Alle, die es nicht wissen, können es hier nachlesen: 2. Mose 32, 25-28