Therapeutinnen aus der Eifel entwickeln das neue Sportgerät SpineFit
Eine simple Idee mit großer Wirkung: Ein schmaler Stoffschlauch mit 26 parallel nebeneinander liegenden Bällen begeistert immer mehr Menschen mit Schulter- und Rückenverspannungen - und findet inzwischen auch zunehmend den Weg in Therapiepraxen. SpineFit heißt das neue Trainingsgerät mit Wohlfühl-Effekt, das von der Physiotherapeutin und Osteopathin Nina Metternich und der Diplom-Sportlehrerin und Shiatsu-Therapeutin Katrin Zinke aus der Eifel entwickelt wurde. Seit November 2018 ist es auf dem Markt.

In der Therapie und auch in den Faszien- und Pilates-Kursen arbeiten die beiden viel mit Bällen unterschiedlicher Größe, um punktuellen Druck auf Faszien und Muskeln auszuüben. „Doch mit den Tennisbällen kamen wir immer an eine Grenze, da sie sich nicht so positionieren lassen wollten, wie wir es wollten“, erinnert sich Katrin Zinke. „Sie rutschten einfach immer weg!“ So nähte sie die Bälle kurzerhand in das abgeschnittene Hosenbein einer alten Cordhose ihrer Tochter ein. Ein Jahr lang tüftelten die beiden an der Form, am Stoff und an Einsatzmöglichkeiten und Übungen ihres „Turnbeutels“, wie sie in anfangs noch nannten.
Prototyp im Sommer 2017
Nach ihren guten Erfahrungen in ihrer täglichen Arbeit wagten die beiden Damen aus der Eifel den nächsten Schritt. Sie stellten den Prototyp im Sommer 2017 der Firma SISSEL vor, die innovative Gesundheitsprodukte für über 500.000 Kunden aus den Bereichen Physiotherapie, Gesundheit und Medizinische Fitness herstellen. Der Kontakt lief über Nina Metternich, die seit über 15 Jahren für das Unternehmen auf Messen arbeitet. Aus dem „Turnbeutel“ wurde „SISSEL®SpineFit“. Die Tennisbälle sind inzwischen verschwunden und wurden durch Bälle aus einem speziellen Hartgummi ersetzt. Der Schlauchbeutel, der ganz in der Nähe in Pirmasens genäht wird, besteht aus einem strapazierfähigem Material, das sich leicht desinfizieren lässt.
SpineFit macht Muskelverspannungen spürbar und löst sie
Bereits in der Entwicklungsphase haben die beiden den SpineFit in Therapie und Training eingesetzt und getestet. Die Resonanz ihrer Patienten und Kursteilnehmer war von Anfang an gut. „Das war für uns die beste Werbung und hat uns motiviert weiter zu machen“, sagt Nina Metternich, die 2014 ihre Privatpraxis für Osteopathie und Pilatesgesundheit eröffnete. Das Besondere an ihrem neuen Fitnessgerät: Der SpineFit passt sich den individuellen anatomischen Strukturen des Körpers an. Muskuläre Verspannungen werden bei den Übungen direkt spürbar und gleichzeitig über den punktuellen Druck der Bälle gelöst. „Das wird meist als „Wohlschmerz“ wahrgenommen, und somit ist die Arbeit mit dem SpineFit sehr motivierend“, sind sich die beiden einig.

Aufrichtung der Wirbelsäule wird verbessert
Startposition ist immer die Rückenlage. Dort wirken die Bälle stimulierend auf die Energiepunkte entlang der Wirbelsäule. Die energetische Balance wird dadurch unterstützt. „Die Übungen auf dem SpineFit öffnen die ventrale Kette des Körpers, die sich auf der Vorderseite des Körpers vom Kopf bis zu den Zehenspitzen erstreckt, sodass mehr Beweglichkeit wieder in die kleinen Facettengelenke kommt“, erläutert die Physiotherapeutin. „Dies verbessert die Aufrichtung der Wirbelsäule.“ Bereits in der Ruheposition lockert der SpineFit spürbar Wirbelsäule und Schultergelenke. Einige Patienten berichten auch von einer Linderung der Spannungskopfschmerzen.
Der SpineFit eignet sich im Prinzip für jeden, so die Erfahrung der Therapeutinnen. Lediglich bei einer starken Brustkyphose, also bei Patienten mit einem runden Rücken wie bei Morbus Bechterew, müsse der Kopf deutlich unterlagert werden. Auch bei entzündlichen Prozessen der Wirbelsäule oder einer empfindlichen Muskulatur sollte der SpineFit erst vorsichtig ausprobiert werden.
Eigenverantwortung für den eigenen Körper fördern
Durch seine Form ist das Sportgerät eine gute Ergänzung für Übungen aus dem Bereich Wirbelsäulengymnastik, Pilates und Yoga. SpineFit kann sowohl für die Therapie, für Einzel- oder Gruppentraining oder für das regelmäßige Training zu Hause angewandt werden. Und gerade das liegt den beiden Therapeutinnen am Herzen. Sie wollen die Selbstverantwortung ihrer Patienten und Kursteilnehmer für ihre Gesundheit fördern. „Sie sollen spüren, was ihnen gut tut, wie sich ihre Muskulatur anfühlt, wo Verspannungen und Triggerpunkte sind.“ Daher leiht Nina Metternich ihren Patienten nach dem Erstgespräch und während der Behandlung den SpineFit kostenlos aus. „Die meisten sind so begeistert“, freut sich die Praxisinhaberin, „dass sie ihn sich selbst besorgen.“ Und auch die Kursteilnehmer können das Trainingsgerät für den laufenden Kurs – meist zwölf Termine für 120 Euro – mit nach Hause nehmen. „Etwa 40 Prozent aller Teilnehmer bestellen ihn anschließend auch.“
Ersten 500 Stück waren gleich ausverkauft
Bei SISSEL liegt weiterhin die Vermarktung des SpineFit, der inzwischen in der dritten Auflage produziert wird. Die Anfangscharge von 500 Stück war schnell vergriffen, erinnern sich die beiden SpineFit-Erfinderinnen. Vor kurzem haben sie kleine Anleitungsfilme gedreht, damit Therapeuten und Patienten weitere Übungen mit dem Stoffschlauch kennenlernen können.
Schritt zur Produktentwicklung nie bereut
„Es ist immer einfacher, ein Produkt zu zweit zu entwickeln“, fassen die beiden ihre Erfahrungen zusammen. „Gerade der fachliche Austausch wirkt sehr bereichernd.“ Darum haben die Erfinderinnen diesen Schritt auch nie bereut. SpineFit ist derzeit noch nicht als Medizinprodukt zertifiziert. Metternich und Zinke wollen es noch weiter ausprobieren, aber sie streben eine wissenschaftliche Begleitung an.
In einem Punkt aber sind sich die beiden Produktentwicklerinnen sicher: Ihr Schritt kann auch für andere Therapeuten wegweisend sein. „Medizinische Trainingsgeräte sollten schließlich von Experten entwickelt werden“, so das Fazit von Nina Metternich.