Versteckte Keimschleudern entlarven

Eine aktuelle, im „American Journal of Infection Control“ veröffentlichte Studie untersuchte die Keimbelastung von Bällebädern in amerikanischen stationären und ambulanten Physiotherapie-Kliniken. Das Ergebnis: Die Bälle waren stark mit krankmachenden Keimen belastetet. Das nahmen wir uns zum Anlass, einen genaueren Blick hinter die Kulissen von Heilmittelpraxen zu werfen und versteckte Keimschleudern zu entlarven.Hygiene in der Therapiepraxis ist das A und O, um die Ausbreitung von Keimen zu vermeiden und Infektionen vorzubeugen. Angefangen beim Hautschutz und der Händehygiene über das Säubern – und ggf. Desinfizieren – der Therapiegeräte und -bänke bis hin zum Reinigen von Flächen: Das alles sind Hygienestandards, die Ihre Mitarbeiter aus dem Effeff kennen und täglich anwenden. Doch trotz größter Sorgfalt, lauern in fast jeder Praxis versteckte Keimschleudern, die kaum einer auf dem Zettel hat. 1. Spielecke im Wartebereich Buntstifte, Memory, Bauklötze und Co. verkürzen den Kleinen die Wartezeit. Doch Hand aufs Herz: Wie oft wird das Spielzeug gereinigt oder desinfiziert? In vielen Praxen vermutlich gar nicht oder nur sehr selten. Und genau das sorgt dafür, dass sich Keime wunderbar vermehren und von einem Kind an das nächste weitergegeben werden können. Auch Bücher bieten eine Gefahr, denn sie lassen sich weder waschen noch desinfizieren. Lösung: Eine Spielecke ist ein toller Service und ein Segen für gestresste Eltern, die Geschwisterkinder zu Therapieterminen mitnehmen müssen. Sie aus hygienischen Gründen völlig wegzulassen, ist also nicht die beste Lösung. Nehmen Sie stattdessen die Spielecke mit in den Hygieneplan auf und sorgen Sie dafür, dass das Spielzeug einmal wöchentlich gereinigt und desinfiziert wird. Offensichtlich verschmutzte Bücher wandern lieber in den Müll. 2. Fußmatten Schmutzfangmatten werden in den meisten Fällen bei der Bodenreinigung mit abgesaugt. Doch Personen, die die Praxis betreten, können im schlimmsten Fall auch mehr als nur normalen Matsch unter den Schuhen haben. Eine Fußmatte kann also trotz oberflächlicher Sauberkeit versteckte Keime beherbergen, die dann in der ganzen Praxis verteilt werden. Lösung: Ist die Fußmatte stark verschmutzt und beansprucht, tauschen Sie sie gegen eine neue aus. Bei besonders schlechtem Wetter können Ihre Therapeuten die Patienten zudem bitten, dreckige Schuhe vor den Behandlungsräumen auszuziehen. 3. Erbsen-, Rapsbäder, Sandboxen und Co. Zur Stimulation der Tiefensensibilität kommen häufig Erbsenbäder, Sandboxen oder ähnliches zum Einsatz. Um den gewünschten Therapieeffekt zu erlangen, ist direkter Hautkontakt notwendig. Das Problem: Die verwendeten Materialien lassen sich schlecht bis gar nicht desinfizieren – ein Eldorado für Keime. Lösung: Wechseln Sie die Materialien in regelmäßigen Abständen aus. Haben Patienten mit einer Infektionskrankheit damit gearbeitet, ist dies unter Umständen auch direkt nach der Behandlung notwendig. Vergessen sie nicht, auch den Behälter zu säubern und zu desinfizieren, in dem das Material liegt. 4. Kaffeeautomat Sich schnell einen Kaffee aufbrühen, ist dank Vollautomaten kein Problem mehr. Viele Praxen stellen diese Annehmlichkeit auch ihren Mitarbeitern zur Verfügung. Doch wie beim Gemeinschaftskühlschrank, fühlt sich meist niemand für die Reinigung der Maschinen zuständig. Vor allem in den aktuell so beliebten Kaffeepad- und Kapselautomaten sammeln sich schnell Keime an. Lösung: Sorgen Sie dafür, dass Tropfschalen und Kapselbehälter regelmäßig gemäß Herstellerangaben gereinigt werden und die Maschine durchgespült wird. Auch die Wassertanks sollten nicht nur mit frischem Wasser aufgefüllt, sondern von Zeit zu Zeit mit gereinigt werden. Nehmen Sie die Reinigung des Kaffeeautomaten einfach in Ihre wöchentliche Putzroutine auf und benennen Sie konkrete Verantwortliche. 5. Bedientasten elektrischer Anlagen und Fernbedienungen Die Behandlungsbänke nach der Behandlung zu desinfizieren, daran denken wohl die meisten. Doch wie sieht es mit der Fernbedienung für diese aus? Werden dort regelmäßig die Bedientasten gereinigt? Gleiches gilt für Tasten an CD-Playern. Diese Stellen werden beim Putzen schnell vergessen. Lösung: Instruieren Sie Ihre Mitarbeiter (und das Reinigungspersonal), auch die Bedienfelder mit zu reinigen. Desinfektionstücher helfen für die schnelle Reinigung zwischendurch. 6. Smartphones und Tablets In Praxen, in denen via Tablets dokumentiert und/oder Termine verwaltet werden, gehen die Geräte durch viele (Therapeuten-)Hände. Der klare Vorteil ist ihr Einsatz direkt während der Therapie. Doch das birgt auch die Gefahr, dass die Geräte zu kleinen „Keimschleudern“ mutieren. Lösung: Ein Bad in Desinfektionsmittel ist nicht möglich. Wohl aber können Sie und Ihre Mitarbeiter die Displays regelmäßig mit einem leicht feuchten, sauberen Tuch abwischen. Sind die Geräte mit einer Schutzfolie beklebt, tauschen Sie diese regelmäßig aus. Die beste Vorsorge ist, Keime erst gar nicht an das Gerät gelangen zu lassen. Eine entsprechende Handhygiene ist hier das Nonplusultra: Vor der Verwendung immer die Hände desinfizieren. Smartphone und Tablets zudem nicht während des Essens verwenden, denn kleine Essensreste sind ein hervorragender Nährboden für Keime. Außerdem interessant: Masern-Impfpflicht auch für Gesundheitspersonal Risiko erkannt, Gefahr gebannt Mit Strumpfhose und Pinsel