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Überarbeitete Mitarbeiter: 6 Warnsignale, die Sie kennen sollten

Achten Sie auf müde, gestresste oder häufig kranke Therapeuten
Die Situation in der Corona-Pandemie, die niedrige Vergütung und der über Jahre andauernde Fachkräftemangel führen dazu, dass es in Therapiepraxen oft stressig zugeht. Enge Taktungen sind aus wirtschaftlichen Gründen kaum zu vermeiden. Dann kommen noch Vor- und Nachbereitung sowie die nötige Dokumentation hinzu. Kein Wunder, dass manche Therapeuten dauerhaft an ihrer Belastungsgrenze arbeiten. Häufig zeigt sich Überarbeitung im Verhalten der Mitarbeiter. Seien Sie also wachsam.
Überarbeitete Mitarbeiter: 6 Warnsignale, die Sie kennen sollten
© fedrelena

Natürlich kann man ein Team nicht über einen Kamm scheren. Die eine Kollegin ist von Natur aus recht stressresistenter Typ, während ein anderer Kollege schnell ins Schwitzen kommt. Welche Mitarbeiter überarbeitet sind und dauerhaft am Limit arbeiten können Sie an den folgenden Symptomen erkennen:

1. Häufige Krankentage

Früher war der Mitarbeiter so gut wie nie krank. In letzter Zeit meldet er sich häufiger für ein paar Tage ab. Bevor Sie ihm nun vorwerfen, sich Freizeit zu gönnen, überlegen Sie einmal, ob der Mitarbeiter wirklich gestresst und ausgebrannt sein könnte. Denn psychische Belastung führt bekanntermaßen zu körperlichen Beschwerden, wie Bauch- und Kopfschmerzen, Verspannungen und Magen-Darm-Beschwerden.

2. Vermehrte Fehler

Eine Therapeutin vergisst in letzter Zeit immer mal einen Termin. Sie hat zudem versäumt einen Orthopäden für eine Nachfrage zurückzurufen und hat dann noch die falschen Desinfektionsmittel bestellt. So etwas ist für sie eigentlich völlig unüblich. Wenn der Kopf jedoch voll mit Informationen ist, schleichen sich schnell Fehler ein.

3. Viele Streitigkeiten

Ein Zwist wegen einer Kaffeetasse im Aufenthaltsraum oder Konflikte wegen Terminüberschneidungen – fällt Ihnen auf, dass einzelne Mitarbeiter häufig gereizt sind oder im Team schnell Diskussionen entfachen, kann das ein Anzeichen von Überarbeitung sein.

4. Dauerhafte Müdigkeit

Stress kostet wertvolle Energie. Wer überarbeitet ist, schläft auch häufig schlecht und ist tagsüber eigentlich chronisch übermüdet und antriebslos.

5. Steigender Pessimismus

In einem Mitarbeitermeeting besprechen Sie neue Schwerpunkte der Praxis oder planen ein neues Terminsystem. Ein Mitarbeiter ist eigentlich gegen alles: „Wie sollen wir das denn noch alles schaffen?“ oder „Das können wir eh nicht!“ sind Aussagen, die aus seinem Munde kommen. Auch im Alltag fällt Ihnen auf, dass er häufig missmutig auf die Dinge des Lebens schaut.

6. Ständige Überstunden

Es ist Feierabend, nur ein Mitarbeiter sitzt noch am Schreibtisch, schreibt Befunde oder macht die Dokumentation. Und das geht nun schon seit mehreren Wochen so. Dies ist ein klares Zeichen dafür, dass er mit seinem Zeitmanagement nicht klarkommt und Hilfe braucht.

Das müssen Sie nun tun:

  • Suchen Sie das Gespräch zu Mitarbeitern, die sich auffällig oder anders als gewöhnlich verhalten. Fragen Sie gezielt danach, wie sie mit ihrem eigenen Arbeitspensum klarkommen.
  • Lassen Sie sich nicht einfach abwimmeln. Signalisieren Sie, dass es so nicht weitergehen kann.
  • Seien Sie bereit, Ihre Mitarbeiter zu unterstützen. Denken Sie daran: Therapeuten sind ein rares Gut und Sie sollten sich dafür einsetzen, Burnout oder Depressionen in Ihrem Team zu vermeiden.
  • Überdenken Sie Arbeitsprozesse, Taktungen oder das Zeitmanagement der Praxis. Auch Teammeetings helfen, den Problemen auf die Spur zu kommen und Lösungen zu finden.
  • Suchen Sie nach externer Unterstützung. Es gibt Coachings für Teams, aber auch Beratungen, um Praxisabläufe stressfreier zu gestalten.

Tipp: Die Berufsgenossenschaft Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) bietet zum Thema „Psyche und Gesundheit“ verschiedene Angebote zur Unterstützung überlasteter Mitarbeiter, aber natürlich für auch Praxisinhaber, zum Beispiel Krisen-Coachings per Video oder am Telefon und Broschüren.

Psychische Gesundheit hat auch für Praxisinhaber oberste Priorität: Denken Sie auch an sich selbst

Müde, reizbar, unkonzentriert – achten Sie auch bei sich selbst auf diese Warnzeichen. Auch Sie können überarbeitet und ausgelaugt sein. Stellen Sie sich einmal folgende Fragen:

  • Wann haben Sie das letzte Mal pünktlich Feierabend gemacht?
  • An wie vielen Wochenenden im Monat arbeiten Sie hier und da noch einmal eine Stunde?
  • Wann war Ihr letzter Urlaub?
  • Fühlen Sie sich im Arbeitsalltag unter Zeitdruck?
  • Wann haben Sie das letzte Mal etwas nur für sich getan (Sport, Sauna, ein Buch lesen,…)
  • Würden Sie sagen: Bei mir stimmt die Work-Life-Balance?
  • Möchten Sie die kommenden zehn Jahre so weiterarbeiten wie bisher?

Gefallen Ihnen die Antworten gar nicht, dann ist es Zeit, etwas zu tun. Befragen Sie auch einmal Ihre Mitarbeiter, wie sie Ihren Gemütszustand bewerten, oder die Familie und enge Freunde. Empfinden diese Sie eher als ausgeglichen oder ständig angespannt? Holen Sie sich ein ehrliches Feedback von außenstehenden Personen ein.

Zum Reinhören

Mehr über das Thema Stressbewältigung erfahren Sie im Podcast up_doppelbehandlung „Resilienz im Therapiealltag“. Ina Kimmel, Logopädin und systemische Coach, erklärt, warum Selbstfürsorge so wichtig ist und wie genau sie aussehen kann.

Außerdem interessant:

Resilienz I – Nur wer sich um sich selbst kümmert, kann sich auch um andere kümmern

Resilienz II – Pausen in den Therapiealltag einbauen

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