Zeit für einen Betriebsausflug…

Ob Wanderung, Radtour oder Kanufahrt: Das sommerliche Wetter lädt zu einem Betriebsausflug an der frischen Luft ein. Für den Praxischef sind solche Unternehmungen eine tolle Gelegenheit, seine Mitarbeiter mal von einer anderen Seite kennenzulernen und sich für ihre geleistete Arbeit zu bedanken. Nebenbei fördert es auch noch den Teamgeist – gerade nach der schwierigen Pandemie-Zeit. Mit guter Planung und dem nötigen Wissen über die rechtlichen Aspekte steht einem gelungenen Ausflug nichts im Weg. Um den Betriebsausflug ranken sich bei Arbeitgebern wie Arbeitnehmern immer wieder eine Reihe von Fragen, Unklarheiten und Missverständnissen. Hier sechs Fakten: 1 | Betriebsausflug = Arbeitstag Findet der Betriebsausflug an einem regulären Arbeitstag statt, gilt er als solcher und wird vergütet. 2 | Die Teilnahme am Betriebsausflug ist nicht verpflichtend. Mitarbeiter müssen nicht an dieser betrieblichen Gemeinschaftsveranstaltung teilnehmen. Es gibt keine gesetzliche Grundlage, die sie dazu verpflichtet. 3 | Mitarbeiter, die nicht am Betriebsausflug teilnehmen, müssen zur Arbeit gehen. Die „Daheimgebliebenen“ müssen zur Arbeit gehen, und der Arbeitgeber muss ihnen die Möglichkeit dazu geben. Geschieht dies nicht, so muss der Arbeitstag laut § 615 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) dennoch vergütet werden. Praxisinhaber können also nicht einfach die Praxis schließen und Mitarbeiter, die nicht am Betriebsausflug teilnehmen möchten, dazu zwingen, Urlaub zu nehmen oder Überstunden abzubauen. Vom Bundesarbeitsgericht gibt es ein entsprechendes Urteil (Az.: 5 AZR 242/70). 4 | In Sachen Urlaub und Krankheit gelten die gleichen Regeln wie an einem regulären Arbeitstag. Mitarbeiter, die weder arbeiten noch am Betriebsausflug teilnehmen möchten, müssen sich einen Tag Urlaub nehmen. Bei Krankheit muss die übliche Krankmeldung bzw. ein Attest für diesen Tag vorliegen. 5 | Der Betriebsausflug berechtigt nicht zu Überstunden. Dauert der Betriebsausflug länger als die übliche Arbeitszeit eines Mitarbeiters, kann er dafür keine Überstunden sammeln. 6 | Betriebsausflüge am Wochenende gelten als Freizeit. Findet der Betriebsausflug nicht an einem regulären Arbeitstag, sondern zum Beispiel am Wochenende oder an einem Feiertag statt, zählt dieser nicht als Arbeitszeit und wird auch nicht vergütet. In diesem Fall nehmen die Mitarbeiter freiwillig und in ihrer Freizeit daran teil. Allerdings kann der Praxischef mit seinen Mitarbeitern einen Freizeitausgleich vereinbaren, um sie zur Teilnahme zu motivieren. Gesetzlicher Unfallversicherungsschutz greift Betriebsausflüge stehen unter dem Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung. Allerdings müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein, erklärt die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW): Es handelt sich um eine Veranstaltung des Arbeitgebers. Das heißt, der Praxischef, oder jemand, den er dazu beauftragt hat, plant das Event, übernimmt die Organisation und lädt dazu ein. Die Veranstaltung hat das Ziel, das Betriebsklima zu fördern und die Verbundenheit der Mitarbeiter untereinander zu stärken. Der Praxisinhaber „als Unternehmensleitung“ nimmt ebenfalls an der Veranstaltung teil. Bei größeren Praxen kann das auch ein „Beauftragter der Unternehmensleitung“ sein, zum Beispiel der Leiter einer Praxisfiliale oder ein Teamleiter. Die Veranstaltung ist für alle Mitarbeiter offen und richtet sich nicht nur an eine bestimmte Gruppe. Tipp: Auch Mitarbeiter, die sich in Elternzeit befinden und am Betriebsausflug teilnehmen, sind gesetzlich unfallversichert. Denn die Teilnahme an betrieblichen Gemeinschaftsveranstaltungen zählt zu den versicherten Tätigkeiten während der Elternzeit. Versicherungsschutz erlischt unter bestimmten Umständen Unter den oben genannten Voraussetzungen übernimmt die Berufsgenossenschaft im Falle eines Unfalls während des Betriebsausfluges die Kosten für die medizinische Behandlung und sorgt dafür, dass der Versicherte wieder am beruflichen und gesellschaftlichen Leben teilhaben kann. Der Versicherungsschutz beim Betriebsausflug beginnt grundsätzlich wie bei einem normalen Arbeitstag mit dem Verlassen des Hauses, er umfasst den direkten Hinweg, die Veranstaltung selbst und den direkten Rückweg nach Hause. Allerdings gilt der Versicherungsschutz nicht länger, wenn einige Mitarbeiter nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung noch länger zusammensitzen oder an einem anderen Ort gemeinsam weiterfeiern. Mitarbeiter den Hin- oder Rückweg aus privaten Gründen unterbrechen – zum Beispiel um einzukaufen oder zu tanken. sich ein Unfall während des Betriebsausflugs allein aufgrund des Alkoholkonsums des verunfallten Mitarbeiters ereignet. Außerdem interessant: Teambuilding: Das Wir stärken Themenschwerpunkt 12.2021: Praxisteam