Der Bumerang in der Praxis

Ihr Schreibtisch ist voll und Sie kommen aktuell zu nichts. Sie delegieren fleißig an Ihre Mitarbeiter und stellen nach einiger Zeit doch fest: Viele der Aufgaben liegen wieder auf Ihrem Tisch. Aber wie kann das sein? Vielleicht kommt Ihnen die folgenden Szenarien bekannt vor: Wenn Sie eine Aufgabe delegieren, legen Sie dem jeweiligen Angestellten eine Last auf die Schultern. Sie mit sich herumzutragen, ist für den Mitarbeiter furchtbar anstrengend. Er wird also versuchen, sie schnell wieder loszuwerden. Im besten Fall kümmert er sich einfach darum und erledigt die Aufgabe, im schlimmsten Fall lädt er sie wieder auf Ihrem Todo- Stapel ab. Das es soweit kommt, kann auch an Ihnen liegen. Gehören Sie vielleicht auch zu den folgenden Typen von Vorgesetzten? „Bester Freund der Mitarbeiter“ Ihnen ist es wichtig, dass sich alle im Team bei der Arbeit wohlfühlen und Spaß haben. Das ist absolut löblich und daran sollte Sie festhalten. Leider haben solche Chefs aber auch immer ein Problem, was ihnen selbst am Ende viel Stress und Arbeit bereitet: Sie können nicht Nein sagen – oder mögen es nicht, Ihren Mitarbeitern Aufgaben zu geben, bei denen Sie wissen, dass diese unbeliebt sind. Es hilft aber nichts. In einem Team müssen alle an einem Strang ziehen. Das bedeutet auch, dass Ihre angestellten Therapeuten Sie entlasten müssen. Sie werden jetzt nicht von heute auf morgen zu einem knallharten Chef mutieren. Das sollen Sie auch gar nicht. Fangen Sie lieber klein an. Übertragen Sie Ihren Mitarbeitern eine Aufgabe und bieten Sie an, bei Fragen oder Problemen zu unterstützen. Beispiel: Eine junge Kollegin soll alle Termine eines kranken Kollegen neu verteilen und wenn es gar nicht anders geht, absagen. Sie wissen, dass einige schwierige Patienten darunter sind, die ihren Unmut auch gerne kundtun. Für die junge Kollegin ist diese Aufgabe eine große Herausforderung. Sie bieten ihr also an, ihr bei der Terminkoordinierung zu helfen. Einzige Voraussetzung: Sie muss sich selbst Lösungen überlegen und sie Ihnen vorschlagen. Aufgrund dieser Überlegungen schauen Sie dann zusammen, ob das alles so funktioniert. „Mr. Perfect“ Bei Ihnen gibt es kein Chaos. Sie arbeiten stets strukturiert und immer mit Plan. Und das erwarten Sie auch von Ihren Mitarbeitern. Das Problem: Diese werden Ihren hohen und perfektionistischen Anforderungen selten gerecht. Und das lassen Sie Ihre Mitarbeiter dann auch spüren. Die Folgen, die sich daraus ergeben sind, dass Ihre Angestellten sich kaum noch trauen werden, Aufgaben zu erledigen. Denn: Sie machen ja eh alles falsch. Wenn Sie in Zukunft also Aufgaben abgeben wollen, müssen Sie Ihre Einstellung ändern. Es hilft alles nichts. Meistens führen eben viele Wege nach Rom. Lassen Sie Ihren Mitarbeitern also auch die Freiheit, die Aufgaben so zu erledigen, wie sie es möchten. Beispiel: Wir sind wieder bei der jungen Kollegin, die die Termine des kranken Kollegen umlegen soll. Fragen Sie sie, ob sie weiß, wie sie vorgehen kann oder ob Sie Unterstützung benötigt. Hat sie ein System, lassen Sie ihr freien Lauf und geben Sie ihr die Chance, die Aufgaben nach ihren Wünschen zu erledigen. Merken Sie, dass sie überfordert ist, erklären Sie ihr, wie Sie es machen würden, bevor Chaos entsteht. So bekommt sie die Möglichkeit, die Aufgabe trotzdem zu übernehmen und daraus zu lernen. Lassen Sie auch Fehler zu und bieten Sie Unterstützung an. Denn nur so lernen Menschen auch, wie es besser gehen kann. Am Ende kommt es schließlich darauf an, dass das Ergebnis stimmt. „Speedy Gonzales“ Sie sind oft schneller, als die Polizei erlaubt. Haben Sie eine Aufgabe auf dem Tisch, ist sie auch schon erledigt. Sie fackeln nicht lange, sondern greifen bei Rückfragen zum Telefonhörer und erledigen lästigen Papierkram so schnell, wie kein anderer. Ihr Problem: Sie werden ungeduldig und nervös, wenn Sie Ihren Mitarbeitern beim Arbeiten die Schuhe besohlen könnten. Dann reißen Sie die Aufgaben lieber schnell wieder an sich mit den Worten: „Gib her, das habe ich ja schneller fertig, als du gucken kannst.“ So werden Sie Ihre angestellten Therapeuten natürlich nie dazu bewegen, Ihnen Aufgaben abzunehmen. Wie auch? Chefs, die schnell arbeiten, haben oft Schwierigkeiten, klare und ausführliche Anweisungen zu geben. Sie werfen einen Kommentar in den Raum, ohne genau zu beschreiben, was sie eigentlich wollen beziehungsweise, was das Ziel ist. Zum Beispiel des kranken Kollegen: „Herr Meyer ist krank. Termine umlegen!“ Ja, für Sie ist völlig klar, was gemeint ist. Die junge Kollegin lassen Sie jedoch mit großen Fragezeichen zurück: An wen soll sie die Termine geben? Was ist mit den Patienten, die nicht untergebracht werden können? Soll der Kollege, der eigentlich frei hat, angerufen und gefragt werden, ob er Termine übernehmen kann? Wenn Sie also möchten, dass Ihre Mitarbeiter Aufgaben zügig erledigen, müssen Sie sich einen Moment Zeit nehmen und Ihre Erwartungen genau erläutern. Sie vermeiden Sie Verzögerungen und ständige Rückfragen. Außerdem interessant: Einmal den Kopf entleeren, bitte! Energiequelle Schlaf