Logopädie: Videotherapie ab vier Jahren möglich

Stand 26.09.2022. Ende August haben sich die maßgeblichen Logopädie-Verbände mit dem GKV-Spitzenverband bezüglich der Abgabe telemedizinischer Leistungen auf eine Übergangsvereinbarung geeinigt. Damit können Logopädinnen und Logopäden nun seit dem 1. September 2022 wieder telemedizinische Leistungen zu Lasten der GKV zu erbringen, obwohl das Schiedsverfahren noch nicht abgeschlossen ist. Das sind die wichtigsten Regelungen im Überblick: Voraussetzungen für die Videotherapie: Versicherte müssen dazu in der Lage sein, aktiv am Therapieprozess teilzunehmen. Versicherte müssen der Durchführung der Behandlung als Videotherapie zustimmen und können diese Zustimmung jederzeit widerrufen. Dann muss die Behandlung in der Praxis stattfinden können. Bei Patient:innen zwischen vier und sechs Jahren kann eine Videotherapie nur stattfinden, wenn sie in der Lage sind, sich für die Dauer der Therapiezeit zu konzentrieren und eine Bezugs- oder Betreuungsperson anwesend ist, die sie bei Bedarf unterstützen kann. Es darf keine Voraussetzung für die Annahme der Verordnung sein, dass die Therapie als Onlinebehandlung durchgeführt wird. Es muss eine angemessene Privatsphäre gesichert sein, sowohl bei den Therapeut:innen als auch den Patientinnen und Patienten. Die Videotherapie muss in den zugelassenen Praxisräumen stattfinden. Ausnahme: Schwangere Therapeutinnen können laufende Behandlungen als Videotherapie von Zuhause durchführen, wenn sich damit ein betriebsbedingtes Beschäftigungsverbot, das sich aus dem Mutterschutzgesetz ergibt, vermeiden lässt. Die Praxis muss für die Durchführung der Videotherapie zertifizierte Software nutzen (Anlage 7). Ausschlusskriterien für Telemedizin: Alter: Kinder unter vier Jahren können keine Videotherapie erhalten. Teletherapie ist nicht möglich, wenn eine Anleitung den unmittelbaren persönlichen Kontakt nötig macht, das Patientenwohl gefährdet und persönliche Intervention erforderlich ist, wenn folgende funktionelle/strukturelle Schädigungen vorliegen, wie z. B.: - Aspirationsgefahr - Tonlosigkeit - nicht kompensierte Hörminderung/-verlust - Stark fluktuierende Symptomatik (z. B. bei akuter Aphasie, unmittelbarer postoperativer Phase) - nicht kompensierte psychische Beeinträchtigungen Leistungen nach § 11 Abs. 2 Heilmittel-Richtlinie, die für Patient:innen unter 14 Jahren erbracht werden. Dabei geht es um die Behandlung von Kindern und Jugendlichen, die ganztägig eine Tageseinrichtung besuchen und dort behandelt werden, ohne dass ein Hausbesuch verordnet wurde. Vorgaben rund um die Behandlung: Die Videotherapie findet als synchrone Kommunikation in Echtzeit statt. Aufgezeichnete Videofilme oder digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) stellen laut Übergangsvereinbarung keine Behandlung dar. Für Jugendliche ab dem vollendeten 14. Lebensjahr können Leistungen nach § 11 Abs. 2 Heilmittel-Richtlinie auch als Videotherapie erbracht werden. Inhalt und Umfang der Videotherapie entsprechen der Leistungsbeschreibung (Anlage Versorgungsvertrag) Die erste Behandlung muss in Präsenz stattfinden. Erst- und Bedarfsdiagnostik müssen ebenfalls in Präsenz stattfinden. Verlaufskontrollen sind regelmäßig und in Präsenz durchzuführen. Es muss jederzeit die Möglichkeit geben, von der Videotherapie zur Vor-Ort-Therapie zu wechseln und die Behandlung in den zugelassenen Praxisräumen durchzuführen. Die Praxisleitung soll dabei sicherstellen, dass die Therapeut:innen, die die Onlinebehandlung durchgeführt haben, auch die Therapie vor Ort erbringen. Der Anteil der Behandlungen, die per Telemedizin erbracht werden dürfen, ist auf 30 Prozent pro Kalenderjahr begrenzt. Auch Gruppenbehandlungen können per Videotherapie stattfinden. Das gilt für die Gruppen Therapie mit zwei Patient:innen ebenso wie für die mit drei bis fünf Patient:innen. Abrechnung: Bei der Vergütung gibt es keine Unterschiede zwischen einer Behandlung, die per Videotherapie oder vor Ort in den Praxisräumen erbracht wird. Die Preise sind gleich. Es wurden keine Pauschalen zur Erstattung von zusätzlichen Hard- und Softwarekosten vereinbart. Stattdessen wurden die Preise leicht erhöht. Bestätigung der erfolgten Behandlung: Die Versicherten können die Durchführung der Videotherapie in digitaler Form oder per Fax bestätigen. Auf der Verordnung ist dann im Unterschriftenfeld des Versicherten das Kürzel „TML“ einzutragen. Außerdem muss die Praxis den Bestätigungsnachweis in der Patientenakte archivieren und auf Aufforderung der Krankenkasse vorlegen. Wird ein verordneter Hausbesuch als Videotherapie erbracht, ist es nicht möglich, dafür eine Hausbesuchspauschale abzurechnen. Außerdem interessant: Ergotherapie: Die wichtigsten Regeln zur Videotherapie up_logo: Videotherapie im Scheinwerferlicht