Keine Angst vor Trainingstherapie

Ein intensives Training ist gerade zum Ende einer Behandlung oft sinnvoll, um die Patientinnen und Patienten zu mehr eigenständiger Aktivität zu motivieren. Dieses Vorgehen empfehlen auch zahlreiche Leitlinien. Eine gute Möglichkeit, um das zu erreichen, ist ein Training an Geräten. Leider wird KG-Gerät viel zu selten verordnet. Dabei ist der Nutzen für die Betroffenen oft sehr groß. Und auch für die Praxen, die Geräteräume haben, lohnt es sich wirtschaftlich, KG-Gerät konsequent umzusetzen. Mehr Trainingszeit für Patienten Der Nutzen für die Patient:innen wird unter anderem durch einen Blick auf die Behandlungszeiten deutlich: Bei einer Sechser-Verordnung erhalten die Betroffenen sechsmal 20 Minuten KG – das ergibt insgesamt zwei Stunden Therapiezeit. Bei KG ZNS sind es sechsmal 30 Minuten, also schon drei Stunden und bei KG-Gerät gibt es sechsmal 60 Minuten, also sechs Stunden Therapiezeit. Weitere therapeutische Vorteile für die Patienten 1. Eigenverantwortliches Training erhöht die Compliance. Der Trainingserfolg hält in der Regel länger an. 2. Training in Kleingruppen erhöht die Motivation. 3. Der Übergang in ein ger.tegestütztes Training zeigt den Patientinnen und Patienten auch: Du bist fit genug, Du kannst jetzt eigenständiger trainieren. Du bist jetzt noch mehr selbst verantwortlich für deinen Behandlungserfolg. Auch das kann die Motivation erhöhen. 4. Findet Training im Anschluss an eine Therapie statt, die von Fachpersonal begleitet wurde, zeigen sich Studien zufolge die nachhaltigsten Ergebnisse. 5. Es gibt immer Patient:innen, die eigentlich keine Behandlung mehr benötigen, aber trotzdem immer wieder mit einer Verordnung in die Praxis kommen. Diese kann man mit KG-Gerät auf ein eigenständiges Training außerhalb der Therapie vorbereiten bzw. sie zum Gerätetraining als Selbstzahlerleistung hinführen, wenn sie ihren Therapieerfolg weiter festigen möchten. Sinnvoller Übergang zu KG-Gerät KG-Gerät sollte natürlich therapeutisch wirksam in den Behandlungsplan integriert werden. Wie das gelingen kann, zeigt ein Beispiel: Herr Meyer hat Rückenschmerzen. Immer wieder kommt er mit einer KG-Verordnung in die Praxis. Die Schmerzen kehren jedoch regelmäßig zurück. Seine Therapeutin erstellt daraufhin einen neuen Therapieplan, der wie folgt aussieht: 1. Verordnung: 6 x KG (Anamnese, Befund, Behandlungsplan, Behandlung) 2. Verordnung: 4 x KG plus 2 x KG-Gerät (Fortsetzung der Behandlung plus erste Trainingseinheiten) 3. Verordnung: 6 x KG-Gerät 4. Optional: Weiteres Gerätetraining als Selbstzahlerleistung in der Praxis Wirtschaftlicher Vorteil für die Praxis In der Leistungsbeschreibung des Rahmenvertrags Physiotherapie steht bei KG-Gerät: „Parallele Einzelbehandlung bis zu 3 Patienten“. Das bedeutet, dass eine Therapeutin bzw. ein Therapeut drei Versicherte gleichzeitig an den Geräten betreuen kann. Die Patient:innen können zeitgleich, aber auch zeitversetzt einbestellt werden. Schauen wir uns nun die Minutenpreise von KG-Gerät als Parallele Einzelbehandlung im Vergleich zu verschiedenen anderen Einzelbehandlungen an, so sehen wir, dass sich KG-Gerät mit drei Patient:innen wirtschaftlich durchaus lohnt. Aber Achtung: Behandlungen immer mit drei Personen planen. Denn sagt jemand ab, lässt sich auch mit zwei Leuten noch ein höherer Minutenpreis erzielen, als mit einer Einzelbehandlung KG oder KG ZNS. Als Einzelbehandlung lohnt sich KG-Gerät jedoch nicht. Noch deutlicher werden die Unterschiede, wenn wir uns die Umsätze pro Stunde ansehen: Bei KG-Gerät als Parallele Einzelbehandlung mit drei Personen liegt der Stundenpreis bei 136,02 Euro (90,68 Euro mit zwei Personen), bei KG als Einzelbehandlung bei 72,24 Euro und bei MT bei 86,76 Euro. Der Stundenpreis von KG-Gerät bei voller Auslastung ist also fast doppelt so hoch wie bei KG. Ärzte über deren Vorteile für deren Budget aufklären Wer nun denkt, ja, aber die Ärztinnen und Ärzte verordnen KG-Gerät bestimmt nicht, weil sie Angst vor Regress haben, liegt falsch. Denn dann haben diese schlecht gerechnet. Bei der Verordnung von klassischer KG (Leistungszeit 20 Minuten) entsteht ein Minutenpreis von 1,20 Euro, der das ärztliche Budget belastet. KG-Gerät liegt jedoch nur bei einem Minutenpreis von 0,76 Euro. Noch deutlicher wird der Unterschied im Vergleich mit KG ZNS. Hier liegt der Minutenpreis bei 1,27 Euro. Außerdem haben Ärzt:innen in vielen Fällen die Möglichkeit, extrabudgetär zu verordnen. Hier lohnt sich ein Blick auf die genaue Diagnose der Patientinnen und Patienten. Außerdem interessant: Themenschwerpunkt 6.2022: Mit höheren Preisen zum Erfolg Reportage: Auf Tuchfühlung mit der Politik