Sechs Führungsstile Von autoritär bis laissez-faire

Ohne Führung kommt kein Unternehmen aus. Doch welches Führungsverhalten zum Erfolg führt, hängt sowohl von der Persönlichkeit der Praxisleitung als auch von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ab. Wir stellen verschiedene Führungsstile mit ihren Vor- und Nachteilen vor. So lassen sich das bisherige Verhalten reflektieren und neue Impulse aufnehmen, die zur eigenen Praxis passen. Der Soziologe Max Weber hat bereits vor mehr als 100 Jahren vier wichtige Führungsstile beschrieben: autokratisch, patriarchalisch, bürokratisch und charismatisch. Schaut man sich die verschiedenen Führungsstile an, erkennt man Strukturen und Eigenschaften, die auch heute noch gelten. Ergänzt durch die von Kurt Lewin klassifizierten Führungsstile (autoritär, kooperativ und laissez-faire) decken die verschiedenen Stile eine große Bandbreite ab, in der sich sicher jede Praxischefin und jeder Praxischef irgendwo wiederfindet. 1 | Autokratischer / autoritärer Führungsstil Hier gibt nur eine Person den Ton an: Chefin oder Chef entscheiden, die Mitarbeiter:innen folgen. Die Entscheidungen von oben werden weder diskutiert noch hinterfragt. Nur eine Person gibt den Weg und das Ziel vor. Vorteile: + Schnelle Entscheidungen + Klare Anweisungen + Eindeutige Strukturen/Hierarchien + Mitarbeiter:innen müssen keine oder kaum Verantwortung tragen Nachteile: – Weniger Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, weil sie sich nicht einbringen können – Geringere Bindung an die Praxis – Die Praxisleitung trägt den Hauptteil der Arbeitslast – Wirklich nicht mehr zeitgemäß 2 | Patriarchalischer Führungsstil Der Chef als Vaterfigur: Häufig sind Chef:innen älter als viele der Angestellten und haben auch mehr Berufserfahrung. Bei diesem Führungsstil sehen sie sich ihren Mitarbeiter:innen gegenüber in einer Art Vater- bzw. Mutterrolle und fühlen sich verantwortlich für die Jüngeren im Team. Vorteile: + Schnelle Entscheidungen + Eindeutige Zuweisung von Aufgaben + Zuständigkeiten sind klar geregelt + Mitarbeiter:innen übernehmen mehr Verantwortung für die ihnen zugewiesenen (Teil-)Aufgaben Nachteile: – Mitarbeiter:innen sind wenig in die Praxis eingebunden – Mitarbeiter:innen bringen kaum eigene Ideen ein – Geringe Bindung an die Praxis – Eigenständigkeit der Mitarbeiter:innen wird unterdrückt 3 | Bürokratischer Führungsstil Feste Regeln stehen über allem: Wohl die Wenigsten haben mit dem Begriff Bürokratie positive Assoziationen. Doch hier geht es darum, dass es klare Regeln und Vorgaben gibt. Auch Chef:innen halten sich daran und entscheiden nicht willkürlich. Das macht sie für das Team berechenbar, denn die Führung wird von Regeln, nicht von Personen bestimmt. Vorteile: + Die Regeln bilden einen festen und verlässlichen Rahmen + Klare Strukturen + Geregelte, immer gleiche Abläufe + Vorgaben gelten für alle gleich Nachteile: – Wenig Flexibilität – Starre Regeln bieten keinen Raum für neue Ideen – Innovation und Weiterentwicklung werden erschwert – Wenig motivierend für Mitarbeiter:innen sowie Führungskräfte 4 | Charismatischer Führungsstil Von der Praxisleitung inspiriert: Die Praxisleitung fungiert hier als Vorbild und führt, indem er oder sie die Mitarbeiter:innen inspiriert und motiviert. Der Führungsstil ist nicht durch Zwang und Anweisungen geprägt, sondern durch Ideen und Visionen, mit denen sich das Team identifiziert und denen es folgt. Vorteile: + mehr Freiheit für das Team + erhöhte Leistungsbereitschaft + positives Arbeitsklima + stärkere Bindung der Mitarbeiter an die Praxis Nachteile: – Stark von der Persönlichkeit der Praxisleitung abhängig – Gefahr, dass Mitarbeiter:innen sich selbst überfordern – Innovative Ideen nur im Rahmen der Vision der Leitung 5 | Kooperativer Führungsstil Praxisleitung und Angestellte bilden ein Team: Die Praxisleitung entscheidet nicht alles selbst, sondern delegiert Aufgaben, die die Mitarbeiter:innen eigenverantwortlich erledigen. Bei Entscheidungen hat das Team ein Mitspracherecht. Es wird nicht einfach über ihre Köpfe hinweg entschieden. Vorteile: + Die Praxisleitung trägt nicht alle Verantwortung allein + Durch das Delegieren von Aufgaben werden Kapazitäten frei, etwa für die Weiterentwicklung der Praxis + Mitarbeiter:innen sind stärker involviert und motiviert + stärkere Bindung an die Praxis Nachteile: – Entscheidungsprozesse dauern länger – Chef:in hat weniger Kontrolle – Gefahr, sich bei vielen Ideen von verschiedenen Seiten zu verzetteln – Große Ideen verpuffen, weil man sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigt 6 | Laissez-faire Führungsstil Keine Führung ist auch eine Führung: Wenn sie nicht unbedingt gefragt sind, halten sich der Chef:innen weitestgehend raus. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter treffen die Entscheidungen, wie und von wem (Teil-)Aufgaben erledigt werden. Vorteile: + Das Team ist stark involviert und motiviert + Mitarbeiter:innen sind eng mit der Praxis verbunden + Ideenvielfalt + Mitarbeiter:innen können sich innerhalb der Praxis individuell weiterentwickeln Nachteile: – Mehr Druck für Mitarbeiter:innen durch mehr Verantwortung – Konkurrenz innerhalb des Teams steigt – Unterschiedliche Meinungen können eher zu Konflikten führen – Chef:in hat weniger Kontrolle. Gut zu wissen: Einen Führungsstil, der sowohl zu allen Chef:innen als auch jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter passt, gibt es nicht. Wenn Ihr Euch aber die Vor- und Nachteile einzelner Führungsstile bewusst macht, könnt Ihr sie gezielt nutzen, um Eure Ziele zu erreichen. Außerdem interessant: Wut als Katalysator für Veränderung Austausch schafft Verständnis