Praktikumsablauf: Vom ersten Kontakt bis zum Abschlussgespräch

Im Athera Therapiezentrum in Hamburg-Barmbek ist nach dem Praktikum gleich vor dem Praktikum, denn die Praktikant:innen geben sich praktisch die Klinke in die Hand. Kirsten Stomberg und Aileen Pralle sind für die Praktikumsbetreuung verantwortlich und kümmern sich von Januar bis Dezember um alles Organisatorische. Sie haben uns den Ablauf geschildert, vom ersten Kontakt mit den Schulen bis zum Abschlussgespräch. Schritt 1: Am Jahresende beginnt die Planung fürs nächste Jahr „Wir haben feste Kooperationen mit zwei Schulen“, erklärt Aileen Pralle. „Diese teilen uns zum Jahresende die Zeiträume für die Praktika im kommenden Jahr mit und geben an, wie viele Schü- lerinnen und Schüler sie dann gern zu uns schicken würden.“ Gemeinsam mit ihrer Kollegin Kirsten Stomberg schaut sie dann, wie viele Praktikant:innen die Praxis nehmen kann. „Das hängt unter anderem davon ab, wie viele Therapeutinnen und Therapeuten wir in den jeweiligen Fachbereichen haben“, erklärt Kirsten. „Für den Anfang des Jahres können wir das schon recht gut abschätzen. Richtung Jahresende wird es dann natürlich schwieriger. Da müssen wir etwas vorsichtiger planen. Denn wir wissen ja nicht, was sich bis dahin noch ändert.“ Wenn sich die beiden Praktikumsbetreuerinnen einen Überblick verschafft haben, schicken sie den Schulen eine grobe Einschätzung für die jeweiligen Zeiträume und geben an, in welchen Fachbereichen sie wann wie viele Praktikantinnen und Praktikanten annehmen können. Mehr zur Anzahl der Praktikant:innen erfährst Du auf Seite 28. Schritt 2: Die erste Kontaktaufnahme mit den neuen Praktikant:innen „Die Schulen schicken uns in der Regel einen Monat vor Praktikumsbeginn die Namen der Schülerinnen und Schüler und weitere Informationen“, erklärt Kirsten den nächsten Schritt. „Wir laden die zukünftigen Praktikantinnen und Praktikanten dann zum Vorstellungsgespräch zu uns ein. Dabei geht es nicht darum, ob wir jemanden annehmen oder ablehnen. Vielmehr ist es ein gegenseitiges Kennenlernen und wir klären vorab das Organisatorische.“ Dann wird auch der Vertrag unterzeichnet, ebenso die Schweigepflichtserklärung, sie klären die Arbeitszeiten ab, sodass sie wissen, wie sie die Praktikant:innen einteilen können und so weiter. (Ausführliche Informationen zu den rechtlichen Regeln und Vorgaben findest Du auf praxisfragen.de: https://tinyurl. com/praktikum-rechtliches). Sind die Formalitäten erledigt, bekommen die angehenden Therapeut:innen einen Rundgang durch die Praxis, sodass sie am ersten Tag schon in etwa wissen, wo sie hin müssen. Schritt 3: Inhalte des Praktikums besprechen Im Vorstellungsgespräch sprechen die Praktikumsbetreuerinnen mit den zukünftigen Praktikant:innen auch über die Fachrichtung und Präferenzen. „Wenn wir jetzt beispielsweise einen Praktikanten im Bereich Neuro-Pädiatrie haben und derjenige hat bereits ein Neuro-Praktikum absolviert, dann schauen wir, dass wir den Schwerpunkt eher im Bereich Pädiatrie legen“, erklärt Kirsten. „Wir versuchen also auf die Wünsche der Praktikant:innen, soweit es geht Rücksicht zu nehmen.“ Darüber hinaus erhält die Praxis von den Schulen vorab auch eine Liste mit den Krankheitsfällen, die bereits behandelt wurden. Darauf lässt sich das Praktikum dann auch abstimmen. Schritt 4: Der erste Praktikumstag „Die Praktikant:innen bekommen von uns eine Woche vor Praktikumsbeginn immer nochmal eine Mail“, beschreibt Aileen. „Da stehen die Arbeitszeiten drin, wo sie hin müssen, nützliche Infos, etwa dazu, wo sie etwas zu essen bekommen, zur Arbeitskleidung und so weiter.“ Wenn sie dann am ersten Tag in der Praxis ankommen, werden sie in Empfang genommen, bekommen ein Namensschild, einen Spindschlüssel und nochmal einen Praxisrundgang, um die Infos aus dem Vorstellungsgespräch wieder aufzufrischen. „Im Laufe der ersten Woche führen wir sie dann nach und nach in die Praxisabläufe ein, erklären zum Beispiel die Abläufe und Geräte im Trainingsbereich und zeigen die Software, mit der wir arbeiten, damit sie dort eben auch selbst etwas eintragen können“, fasst Kirsten zusammen. Für die erste Woche schreiben die Praktikumsbetreuerinnen noch den Plan für die Praktikant:innen. Im weiteren Praktikumsverlauf lernen sie dann, ihren Plan selbst zu erstellen. Schritt 5: Anleiten zur Selbständigkeit In der ersten Zeit hospitieren die Praktikant:innen ausschließlich, das heißt, sie sind bei den Behandlungen dabei und schauen zu. Im Laufe des Praktikums werden die Anforderungen dann nach und nach gesteigert. Aileen erklärt: „In der Behandlung selbst werden die Praktikant:innen je nach Kenntnisstand dann auch eingebunden und dürfen mal übernehmen. Oder es heißt: Hast Du ne Übung für …? Und dann ist die Praktikantin an der Reihe.“ Aber gerade am Anfang sind immer erfahrene Therapeut:innen dabei, geben Tipps, schreiten ein, wenn es nötig sein sollte, aber sie entlassen die Praktikant:innen auch langsam immer mehr in die Selbständigkeit.“ Aileen ergänzt: „Wenn zum Beispiel Praktikant:innen mit mir zu Hausbesuchen gehen, behandeln sie oft schon ganz viel eigenständig und ich sitze daneben schaue zu und gebe anschließend Feedback. Zufriedene Praktikanten kommen gern wieder Kirsten berichtet von einer Praktikantin, die bisher schlechte Erfahrungen bei ihren Praktika gemacht hatte. Sie hatte nur den Plan in die Hand bekommen und stand dann allein da. „Als ich ihr im Vorstellungsgespräch die Abläufe hier erklärt habe, war sie richtig glücklich und so dankbar, dass sie einfach mitlaufen und sich Therapien anschauen durfte.“ Sie sei dann im Praktikum auch wahnsinnig engagiert gewesen. Interdisziplinäres Arbeiten kommt gut an Da Kirsten und Aileen in einem Therapiezentrum arbeiten, haben sie auch die Ergotherapie und Logopädie mit im Haus. „Es ist uns wichtig und wir finden es auch schön, dass wir den Praktikant:innen so die Möglichkeit geben können, auch etwas von der interdisziplinären Arbeit mitzubekommen“, berichtet Aileen. Schließlich ist es möglich, dass ein Patient Therapie in allen drei Professionen erhält. „Es wird viel davon gesprochen, wie wichtig interdisziplinä- res Arbeiten ist“, ergänzt Kirsten. „In der Realität wissen die Therapeut:innen jedoch oft nur sehr wenig darüber, was die anderen Berufsgruppen den ganzen Tag so leisten.“ Schritt 6: Regelmäßige Reflexionsgespräche Alle zwei Wochen führen die Praktikant:innen bei Kirsten und Aileen Reflexionsgespräche. Das ist den beiden Praktikumsbetreuerinnen ganz wichtig. „Dazu setzen sich Therapeut:in und Praktikant:in für etwa 40 Minuten zusammen und besprechen das Praktikum. Es geht dann darum, Stärken und Schwächen zu besprechen, Ziele zu definieren und eben zu schauen, wo es hingehen soll und ob wir uns auf dem richtigen Weg befinden“, erklärt Kirsten. „Ich selbst kannte das so nicht aus meinen Praktika während der Ausbildung, finde es aber total wichtig.“ Das Praktikum endet mit einem Abschlussgespräch, in dem das gesamte Praktikum nochmal gemeinsam besprochen wird. Tipp: Mehr zum Thema Reflexionsgespräche findest Du hier. Besser viel Betreuung als viele Praktikant:innen Um den Praktikant:innen auch wirklich eine gute Betreuung zukommen zu lassen, ist es wichtig, dass die Praxis nicht zu viele Praktikantinnen und Praktikanten gleichzeitig annimmt. Im Fall von Kirsten und Aileen bedeutet das etwa, dass immer nur eine Praktikumsstelle im Bereich Neurologie zur Verfügung steht. Denn dort arbeiten nur drei Therapeut:innen fest. Bei der Planung ist es zudem wichtig, zu bedenken, dass aufgrund von Urlaub und Krankheit selten alle Therapeut:innen in der Praxis sind. Diese Artikel gehören zum Themenschwerpunkt "Erfolgreiche Praktikumsbetreuung": Themenschwerpunkt 1.2023: Erfolgreiche Praktikumsbetreuung – So sicherst Du Dir schon heute die Mitarbeiter von morgen Praktika als Investition in die Zukunft „Ich achte darauf, was mir bei der Arbeit wichtig ist und überlege, ob ich mir vorstellen könnte, nach der Ausbildung hier zu arbeiten.“ – Interview mit Aliya Blake Checkliste Praktikum: Dos und Don’ts im Überblick Praktikumsablauf: Vom ersten Kontakt bis zum Abschlussgespräch How to: Reflexionsgespräche im Praktikum „Fast ein Drittel unseres Teams sind ehemalige Praktikanten“ Wer übernimmt die Praktikumsbetreuung? Diese 6 Eigenschaften sollten die Mitarbeiter mitbringen Checkliste Praktikumsbetreuung