Absetzung wegen Duplikat ohne Rechtsgrundlage

Die Kaffeetasse kippt über die Heilmittelverordnung, Regentropfen lösen die Tinte auf dem Muster 13 auf, die Verordnung landet aus Versehen im Papiermüll: Es gibt viele Gründe, warum Patient:innen oder eine Praxis bei verordnenden Ärzt:innen eine Verordnungs-Zweitschrift bzw. ein Duplikat anfordern müssen. Leider kürzen Krankenkassen das eingereichte Duplikat mit dem Hinweis, dass die Originalverordnung fehle. Kein Grund zur Absetzung finden wir und erläutern, wie Ihr trotzdem an Euer Geld kommt. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein fasst den Sachverhalt auf ihrer Internetseite vorbildlich zusammen: „Wenn Patienten ein Rezept verloren haben, bitten sie um Ausstellung einer neuen Verordnung. Dieses neue Rezept sollte entsprechend gekennzeichnet werden, um doppelte Abrechnungen aufdecken zu können.“ Lange Zeit wurde nur die Angabe „Wiederholungsverordnung - Original vom Patienten verloren“ von den Krankenkassen als Kennzeichnung akzeptiert. Das hat sich 2016 im Rahmenvertrag über die Arzneimittelversorgung geändert. Seitdem gelten Vermerke wie „Duplikat“, „Kopie“ oder „Zweitschrift“ ebenfalls als entsprechende Kennzeichnung. Die Apotheker:innen haben sich mit den Kassen darauf geeinigt, dass solche formalen „Fehler“ auf den Rezepten, die weder die Arzneimittelsicherheit noch die Wirtschaftlichkeit der Versorgung beeinträchtigen, zukünftig nicht mehr zu Absetzungen führen. Ärzte orientieren sich am Rahmenvertrag über die Arzneimittelversorgung Nun könnte man sich fragen, was das mit Heilmittelverordnungen zu tun hat. Ganz einfach: Ärzt:innen gehen davon aus, dass die Gültigkeit der von ihnen ausgestellten Verordnungen im Hinblick auf die Kennzeichnung von Zweitausfertigungen rechtlich keinen Unterschied zwischen Arznei- und Heilmittelverordnung macht. Deswegen steht auch auf der Zweitausfertigung von Heilmittelverordnungen nur noch „Duplikat“. Der Apothekerverband Nordrhein empfiehlt den Ärzten zusätzlich eine Begründung wie „Original vom Patienten verloren“ auf dem neuen Rezept zu vermerken. Das ist eine gute Idee, die man von der ausstellenden Arztpraxis anfordern könnte. Oder Ihr schreibt diesen Text einfach selbst auf die Verordnungen, die als „Duplikat“ in der Praxis vorgelegt werden. Natürlich mit Handzeichen, Datum und der Markierung LE, damit die Kasse sieht, dass diese Ergänzung von Leistungserbringerseite vorgenommen wurde. Wie könnt Ihr einer Absetzung vorbeugen oder widersprechen? Absetzungsprävention: Wenn eine Heilmittelverordnung mit dem Hinweis „Duplikat“ in der Praxis vorgelegt wird, dann könnt Ihr einfach den Grund für die Ausstellung des Duplikats ergänzen, so wie oben beschrieben, Handzeichen, Datum und LE für Leistungserbringer. Übrigens: Der Grund für die Ausstellung eines Duplikats sollte möglichst bei den Patient:innen liegen. Absetzung ist erfolgt: Liefert die Begründung für das Ausstellen eines Duplikates nach. Perfekt wäre eine Begründung von ärztlicher Seite. Aber eine Begründung durch die eigene Praxis funktioniert vermutlich auch. Dann im Widerspruchsschreiben zusätzlich noch auf den Rahmenvertrag der Apotheker hinweisen, die zusammen mit den Kassen festgelegt haben, dass es sich bei der Aufschrift „Duplikat“ auf einer Verordnung ohne weitere Angabe von Erläuterungen lediglich um einen „unbedeutenden Formfehler“ handelt, der nicht zu einer Absetzung führt. Hinweis: Entsprechende Musterschreiben erhalten up-Mitglieder bei der up-plus-Hotline unter: 0800 94 77 360. So regeln Apotheker Duplikate – eine schöne Vorlage für die nächste Vertragsanpassung der Heilmittelerbringer Rahmenvertrag über die Arzneimittelversorgung zwischen dem GKV-Spitzenverband und dem Deutschen Apothekerverband § 6: „Der Vergütungsanspruch des Apothekers entsteht trotz nicht ordnungsgemäßer vertragsärztlicher Verordnung oder Belieferung dann, wenn (…) bei Verlust der Originalverordnung eine erneute Originalverordnung erfolgt, wobei ein die doppelte Verordnung kennzeichnender Aufdruck (unter anderem Duplikat) dann unschädlich ist.“ Außerdem interessant: Absetzungen: Widerspruchsschreiben ganz einfach erstellen Aktuelles Beispiel: Absetzungen wegen „i.V.“