Minutenpreise kennen und Umsätze steigern

Kennt Ihr Eure Umsätze, Eure Minutenpreise, die Ihr für Eure Leistungen erhaltet? Nein? Dann solltet Ihr sie einmal ausrechnen, um kalkulieren zu können. Mithilfe der Minutenpreise lassen sich viele Positionen ausrechnen. So könnt Ihr schauen, ob die Praxis rentabel ist, aber auch, ob die Gehälter Eurer Mitarbeiter:innen gerechtfertigt sind. Wir zeigen Euch einmal, wie Ihr Eure durchschnittlichen Minutenpreise errechnet. Schritt 1 | Leistungen prozentual auf Kostenträger verteilen Schaut Euch dazu einmal an, wie die Verteilung von GKV- und Privatleistungen in Eurer Praxis ist. In unserer ergotherapeutischen Beispielpraxis entfallen 90 Prozent aller Leistungen auf GKV-Patient:innen und 10 Prozent auf Privatpatient:innen/Selbstzahler:innen Schritt 2 | Leistungen, Dauer und Preise eintragen Nun listet Ihr alle Leistungen, die Ihr in Eurer Praxis erbringt, mit Dauer und Preisen auf. Die GKV-Preise findet Ihr unter www.gkv-heilmittel.de. Die Privatpreise könnt Ihr bis zu einem gewissen Grad selbst festlegen. Die Gebührenübersichten Eurer jeweiligen Berufsgruppe helfen Euch dabei, Privatpreise festzulegen, die für Eure Praxis wirtschaftlich sind. Die Gebührenübersichten könnt Ihr hier bestellen: www.up-aktuell.de/gebueth Wir rechnen in unserem Beispiel mit dem 1,4-fachen Satz der GKV-Preise. Hier könnt Ihr nun die Minutenpreise der einzelnen Leistungen ablesen. Achtung: Wir rechnen an dieser Stelle bei den GKV-Preisen, die seit dem 1. Juni 2024 in der Ergotherapie gelten und mit einer Vor- und Nachbereitungszeit von je fünf Minuten pro Behandlung. Die Minutenpreise ändern sich, wenn Ihr die Vor- und Nachbereitungszeiten verkürzt oder verlängert. Bei Privatleistungen planen wir keine Vor- und Nachbereitungszeiten extra ein. Ihr seht hier schon, dass Privatleistungen natürlich wirtschaftlicher sind als GKV-Leistungen. Aber auch, dass Parallelbehandlungen in der Ergotherapie einen deutlich höheren Minutenpreis erzielen als Einzeltherapie. Das sind also Stellschrauben, an denen Ihr in der Praxis drehen könnt. Schritt 3 | Durchschnittliche prozentuale Verteilung der Leistungen eintragen Hier schaut Ihr einmal, welche Leistungen Ihr in Eurer Praxis wie häufig durchführt. In dieser Praxis werden 40 Prozent sensomotorisch-perzeptive Behandlun-gen erbracht und nur 5 Prozent Hirnleistungstraining als Parallelbehandlungen. Ihr könnt anhand dieser Tabelle also auch ablesen, wie viele besser vergütete Leistungen Ihr erbringt und wo noch Luft nach oben wäre. Schritt 4 | Minutenpreis ablesen Nun könnt Ihr mithilfe all dieser Zahlen den durchschnittlichen Minutenpreis Eurer Praxis ausrechnen. Hierbei müsst Ihr die GKV- und PKV-Preise der einzel- nen Leistungen gewichten – mit 90 Prozent und 10 Prozent. Da dies eine etwas komplizierte Rechnung ist, ist in der Tabelle D „Ermittlung der Minutenpreise“ eine Formel angelegt, die für Euch das Rechnen übernimmt. Schritt 5 | Vor- und Nachbereitungszeit je Minute Therapiezeit Ihr könnt nun noch ausrechnen, wie viel Ihr an Vor- und Nachbereitungszeit pro Minute Behandlung benötigt. Dazu teilt Ihr die Vor- und Nachbereitungszeit durch die durchschnittliche Therapiezeit. Die Stellschrauben für höhere Umsätze 1. Möglichkeit: Privatpreise erhöhen Wir rechnen oben bei Privatpreisen mit dem 1,4-fachen Satz der GKV-Preise. Das ist das Minimum für Eure Privatpreise. Besser ist es, wenn Ihr den 1,8-fachen Satz in Rechnung stellt. Denkt daran: Ihr stellt Euren Privatpatient:innen und Selbstzahler:innen eine Rechnung, nicht der PKV. Ob die Patient:innen von ihrer privaten Krankenversicherung die Leistungen in voller Höhe erstattet bekommen, ist nicht die Grundlage für Eure Preispolitik. In den Gebührenübersichten Eurer jeweiligen Berufsgruppe (www.up-aktuell.de/gebueth) findet Ihr detaillierte Erläuterungen zu Privatpreisen und auch Hinweise, wann der 2,4-fache Satz angebracht ist. Erhöhen wir nun in dem Beispiel die Privatpreise von dem 1,4-fachen auf den 1,8-fachen Satz, ergibt sich ein durchschnittlicher Minutenpreis von 1,91 Euro statt 1,84 Euro. Das macht im Jahr 18.860 Euro mehr Umsatz – in unserem Beispiel. 2. Besser bezahlte Leistungen nutzen Gerade in der Ergotherapie und Logopädie lohnen sich Parallelbehandlungen bzw. Behandlungen in einer Zweiergruppe. Schaut Euch an, welche Eurer Leistungen die besten Minutenpreise erzielen und versucht, Gruppenbehandlungen durchzuführen oder Ärzt:innen die besser vergüteten Leistungen verordnen zu lassen. Das lohnt sich! 3. Vor- und Nachbereitungszeiten anpassen Stellt Euren Mitarbeiter:innen für die Vor- und Nachbereitung und Dokumentation Zeitfenster am Tag zur Verfügung. In der Regel sind fünf Minuten für die Vor- und Nachbereitung je Behandlung ausreichend. In der Ergotherapie und Logopädie wird dieser Posten nämlich nicht vergütet, obwohl er außerhalb der Therapiezeit stattfinden muss. In der Physiotherapie kann die Vor- und Nachbereitung hingegen während der Therapie stattfinden. Diese Artikel gehören ebenfalls zum Themenschwerpunkt "Rentabilitäts- und Liquiditätsplanung": Übersicht Rentabilitäts- und Liquiditätsplanung Rentabilität versus Liquidität: Das ist der Unterschied Liquidität in den Griff bekommen – mit einem guten Liquiditätsmanagement Mitarbeiterumsätze und -kosten berechnen