Umsetzung der Blankoverordnung Physiotherapie organisieren

Mehr Spielraum bei Anzahl, Auswahl und Frequenz der Heilmittel sind fachlich großartig, in der Umsetzung wird das jedoch zu erhöhtem Planungsaufwand führen. Denn durch die Planung von Blankoverordnungen sollen keine neuen Lücken im Terminplaner entstehen. Und die Behandlungsplanung soll so gestaltet werden, dass die Patient:innen gut versorgt werden und gleich- zeitig das Honorar besser ist als bei einer klassischen PT-Verordnung. Eine komplexe Aufgabe, die mithilfe von Checklisten und Muster-Therapieplänen gut gelöst werden kann. Um Missverständnisse zu vermeiden: Die Blankoverordnung PT wird ganz anders geplant als eine Blankoverordnung ET. Dafür gibt es drei Gründe. Erstens gibt es in der Ergotherapie einen fixen Minutenpreis. D. h. der Preis für eine Minute Ergotherapie ist immer gleich, egal, welches Heilmittel konkret eingesetzt wird. Das ist bei den physiotherapeutischen Leistungen anders. Hier gibt es große Unterschiede bei den Minutenpreisen für Leistungen. Es kommt also in der Physiotherapie darauf an, welches Heilmit- tel ausgewählt wird, um zu erfahren, was eine Blankoverordnung erwirtschaftet. Zweitens ist die Behandlungsdauer der ergotherapeutischen Leistungen festgeschrieben, es gibt eine bestimmte Behandlungsdauer je Leistung. Das ist bei den Physiotherapeuten anders, eine Leistung hat eine flexible Behandlungsdauer, z. B. KG 15 bis 25 Minuten, innerhalb derer die Therapeut:innen selbst festlegen können, wie lange sie behandeln. Drittens ist bei der Blankoverordnung Physiotherapie sehr klar geregelt, was passiert, wenn ein Patient mit einem Rezidiv innerhalb der 16 Wochen Verordnungsdauer wieder in der Praxis vorstellig wird. Dann gibt es nämlich ein Formular für die Wiederaufnahme der Behandlung – auch wenn die Verordnung schon zur Abrechnung bei der Krankenkasse ist. D. h. bei der Blankoverordnung Physiotherapie muss man immer auch mögliche Rezidive in den Verlauf von 16 Wochen mit planen. Hier ein Vorschlag, wie Ihr in sechs Schritten zum ge- eigneten Blanko-VO-Therapieplan kommt. Schritt 1 | Zeittakt Für die richtige Planung einer Blankoverordnung Physiotherapie brauchen wir als Erstes den Zeittakt, mit dem die Behandlungen in der eigenen Praxis geplant werden – beispielsweise 20 Minuten. Schritt 2 | Leistungsdauer Wenn Ihr Heilmittel im Rahmen der Blankoverordnung erbringen wollt, dann sollten die möglichst lückenlos in den Planungszeittakt passen. Es geht also darum, für die Blankoverordnung die Leistungsdauer für jedes mögliche Heilmittel festzulegen. Beispiel: KG ist eine mögliche Leistung, die in Praxen mit 20-Minuten-Takt bei der Blankoverordnung ebenfalls 20 Minuten dauert. In Praxen mit einem 15-Minuten-Takt klappt das immer noch, dann ist die Leistungsdauer aber sehr kurz. Das könnte man im Rahmen einer Blankoverordnung heilen, denn Ihr könnt jederzeit Doppelbehandlungen durchführen, dann dauert die Behandlung 2x15 Minuten und passt zeitlich wieder gut in den Terminplan. Praxen, die im 10-Minuten-Takt planen, können da flexibler sein. Wenn nur eine Einzelleistung KG geplant werden soll, plant Ihr mit 20 Minuten. Eine Doppelbehandlung könnt Ihr aber für 30 Minuten ansetzen. Das bringt ein deutlich besseres Honorar, 30 Minuten sind für eine Schultertherapie vermutlich ausreichend und das Ganze passt prima in das 10-Mi- nuten-Planungsraster. Und im Gegensatz zu dem 20- bzw. 15-Minuten-Planungsraster sind hier Einzel- und Doppelbehandlung immer genau lang genug. Schritt 3 | Angebot Praxen, die eine Zulassung für Manuelle Therapie und/oder KG-Gerät haben, werden nicht lange überlegen, diese deutlich lukrativeren Leistungen als primäre Heilmittel zu nutzen. Wichtig ist, dass MT wirklich nur von entsprechend zertifizierten Therapeut:innen erbracht wird und das bei KG-Gerät auch wirklich immer drei Patienten parallel behandelt werden. Praxen, die keine dieser Zertifikatspositionen haben, können entsprechend enger getaktet (als Doppelbehandlung) arbeiten und damit ähnliche Minutenpreise erzielen. Schritt 4 | Behandlungspläne Die Verantwortung für die jeweiligen Behandlungspläne an einzelne Therapeut:innen oder die Rezeption zu übergeben, macht weder wirtschaftlich noch organisatorisch Sinn, stattdessen lohnt es sich, sich im Team auf eine Anzahl von Standards zu einigen, die dann an den Einzelfall angepasst werden können. Die Anforderungen an solche Standardpläne sind übersichtlich: der gesamte Planungszeitraum von 16 Wochen sollte berücksichtigt werden es braucht einen Konsens über die Länge der Diagnostik-Termine (immer 60 Minuten in Kombination mit einer Doppelbehandlung KG oder MT) dann gibt es zwei oder drei Pläne, die sich primär durch die Frequenz und Behandlungsdauer unterscheiden Standardpläne gehen immer von einer maximalen Versorgung aus, denn es ist im späteren Behandlungsverlauf kein Problem geplante Termine zu streichen und mit anderen Patient:innen zu besetzen. Nachträglich zusätzliche Termine für die Blankoverordnung zu finden, dürfte aktuell in den meisten Praxen dagegen ein echtes Problem darstellen. Im Ergebnis hat man einige Standardbehandlungspläne, die als Planungsvorlage für die Rezeption genutzt werden können. Schritt 5 | Wirtschaftlichkeit Standardbehandlungspläne sind auch deswegen so wichtig, weil Ihr anhand der Pläne gut abschätzen könnt, wie viel Behandlungszeit die Patient:innen erhalten und welches Honorar die Praxis dafür bekommt. Im Prinzip könnt Ihr für jeden Behandlungsplan den Minutenpreis errechnen und damit die Pläne vergleichbar machen. Die Frage, in welcher Ampelphase Ihr Euch befindet, ist tatsächlich nur eine Frage des Honorars. Die Verantwortung für die Wirtschaftlichkeit einer Behandlung übernimmt eine Physiotherapie-Praxis, indem sie in der roten Ampelphase einen Abschlag von 9 Prozent auf ihr Honorar hinnehmen muss. Das war es dann aber auch. Und wenn Ihr das einmal nachrechnet, dann ist eine KG-Gerät-Einheit mit drei Patient:innen auch mit einem Abschlag von 9 Prozent noch viel besser für die Patient:innen und lukrativer für die Praxis als keine Therapie. Schritt 6 | Pläne als Vorgabe installieren Wenn Ihr also Eure eigenen Pläne im Team abgestimmt und in einer Nachkalkulation durchgerechnet habt, ob der Plan auch wirtschaftlich für einen Zeitraum von 16 Wochen funktioniert, dann steht einer guten Planung nur noch die verbindliche Einführung in der Praxis im Weg. Chef:innen müssen hier sehr klar und deutlich werden, damit das Therapieteam nicht in alte Gewohnheiten zurückfällt und so tut, als wäre die Blankoverordnung so etwas wie die bisherigen Muster 13-Verordnungen. Tipp: Setzt Euch einmal im Quartal zusammen, um die Standardpläne zu evaluieren und an die Gegebenheiten der Praxis anzupassen. Wichtig dabei: Immer wieder nachkalkulieren, ob die Planänderungen noch wirtschaftlich für eine Zeitraum von 16 Wochen sind. Dabei helfen Euch die Tabellen, die Ihr hier herunterladen könnt: www.up-aktuell.de/bp-tabelle Auf den folgenden Seiten haben wir einmal für Euch gerechnet und geschaut, wie Ihr eine Blankoverordnung mit verschiedenen Heilmitteln über einen Zeitraum von 16 Wochen planen könnt und wie sich die Planung auf die Minutenpreise auswirkt. Diese Artikel gehören ebenfalls zum Themenschwerpunkt “Blankoverordnung Physiotherapie”: Blankoverordnung Physiotherapie, so geht ́s Die Blankoverordnung Physiotherapie auf einen Blick Ampelsystem soll Wirtschaftlichkeit garantieren Beispiele zur Therapieplanung Neue Versorgungsform mit alten Problemen