MLD-Entbürokratisierung mit Anlaufschwierigkeiten

Seit dem 1. Oktober 2024 gilt die Neufassung der Heilmittel-Richtlinie, die es möglich macht, dass Ärzte Manuelle Lymphdrainage ohne konkrete Zeitangabe verordnen können. Das soll Rückfragen bei den Ärzten verhindern, damit die Arztpraxen entlasten, Bürokratie abbauen und wird vom GBA als mehr Freiheit für Heilmittelerbringer verkauft. Genau einen Tag vor dem Inkrafttreten der Neufassung, am 30. September 2024 haben die maßgeblichen Physio-Verbände Vorschläge zur Umsetzung der MLD-Änderungen veröffentlicht. Wesentlicher Inhalt: Leider konnten wir uns bisher mit der GKV nicht auf eine gemeinsame Interpretation einigen, deswegen empfehlen wir in bestimmten Fällen die Rücksprache mit dem Arzt. Der GKV-Spitzenverband und die maßgeblichen Physiotherapieverbände haben es also in fast sechs Monaten nicht geschafft haben, sich auf ein Umsetzungsprocedere zu den Neuerungen bei MLD-Verordnungen ohne Zeitangabe zu einigen. Das allein ist schon mal erstaunlich. Und obwohl seit dem 18. April klar ist, dass am 1. Oktober die MLD-Neufassung in Kraft tritt, wird erst am Abend vorher eine Pressemitteilung der Verbände veröffentlich, dass es leider noch Unklarheiten gibt. Was ist das denn bitte für eine Informationspolitik? Es dürfte doch schon länger klar sein, dass es pünktlich zum Start keine Einigung geben wird. Warum ist es nicht möglich, rechtzeitig darüber zu informieren? Haben Physiopraxen kein Recht auf eine rechtzeitige Vorab-Information? Ja, die GKV ist ein unangenehmer Verhandlungspartner, da müssen sehr verschiedene Interessen unter einen Hut gebracht werden, das ist bestimmt nicht einfach, wenn man dort eine einheitliche Interpretation von Verträgen aushandeln will. Insofern kann ich den Frust der Verhandler auf Verbandsseite nachvollziehen. Aber wenn sich die maßgeblichen Verbände als starke Vertreter der Branche positionieren wollen, dann muss man alle Praxen rechtzeitig und transparent informieren. Vielleicht so: Liebe Leute, es gibt leider noch Unstimmigkeiten mit der GKV bei der Umsetzung der MLD-Verordnung ohne Zeitangabe. Wir geben unser Bestes, aber bis zum 1. Oktober werden wir noch keine abschließende Einigung erzielt haben. Bis dahin empfehlen wir Euch die Informationen der KBV zu diesem Thema, dann wisst ihr genau wie Ärzte informiert werden und was damit auf Euch zukommt: https://www.kbv.de/media/sp/PraxisInfo_Uebersicht_MLD-Verordnung.pdf Denn in der täglichen Praxis ist es viel entscheidender, was Ärzte machen, als die GKV etwas interpretiert: Rücksprachen mit Ärzten zur Änderung von Verordnungen, die aus Sicht der KVen gar nicht geändert werden müssen, sorgen für unnötige Diskussionen. Also lieber auf Nummer sicher bei der Abrechnung gehen und im Zweifel kürzer Behandeln oder eine zweite Verordnung anfordern. Und zwar so lange, bis dann ein Wunder geschieht und man sich einig geworden ist. Ich erinnere an dieser Stelle noch einmal kurz an das Ziel dieser Richtlinien-Änderung: Rücksprache mit der Arztpraxis vermeiden, die Arztpraxen entlasten und Bürokratie abbauen. Das ist bisher wohl eher gescheitert. Also liebe Verbände, lieber GKV-Spitzenverband: Bitte beendet dieses Chaos, einigt Euch und findet gute Lösungen. Eine gute Lösung, coole Standard-Therapiepläne bei Blankoverordnungen in der Physiotherapie zu erstellen, haben wir gefunden. Wie letzte Woche schon angekündigt, haben wir unseren Blankoverordnungsrechner aktualisiert und um eine Anleitung ergänzt. Ihr könnt Ihn Euch unter www.up-aktuell.de/bp-tabelle herunterladen. Ich kann sagen: Er ist wirklich toll geworden und damit mein Highlight der Woche. Der Blankoverordnungsrechner wird auch in den Online-Seminaren zum Thema „Blankoverordnungen in der Physiotherapiepraxis umsetzen“ ausführlich erklärt. Die nächsten beiden finden am 11. Oktober sowie am 28. Oktober 2024 statt. Spoiler: Auch in der kommenden up-Ausgabe widmen wir uns dem Thema Therapieplanung mit dem Blankoverordnungsrechner. In den letzten Wochen drehte sich hier viel um die Physiotherapeut:innen. Zu unserem heutigen TI-Infoabend ab 19 Uhr, möchte ich daher Euch alle einladen. Auf Euch wartet ein Erfahrungsbericht über die ersten Anschlüsse und wir stellen Euch vor, wir wir Euch beim Anschluss an die TI so unterstützen, dass nichts mehr schiefgehen kann. Wer Lust hat, neugierig ist und mehr erfahren möchte, kann sich hier anmelden. Herzliche Grüße Eure Katharina Münster