„Ab dem nächsten Jahr kommt die ePA für alle. Dann sind wir auch dabei.“

Die Anbindung an die Telematikinfrastruktur (TI) schreitet für Praxen, die mit der GKV abrechnen, voran. Von den Privatpraxen hört man dagegen wenig. Dabei ist der Verband der Privaten Krankenversicherung Mitgesellschafter der gematik, die die Gesamtverantwortung für die TI trägt. Wie Christian Hälker, Leiter des Geschäftsbereichs Finanzen, Personal, Organisation und IT beim PKV-Verband, im up-podcast erzählt, gelten für die PKV keine gesetzlichen Fristen. Daher erfolgt hier die Anbindung an die TI Schritt für Schritt und in Ruhe. Ralf Buchner hat nachgefragt: Was bedeutet das genau für die Privatpraxen der Heilmittelerbringer:innen? Fangen wir einmal auf der Patientenebene an. GKV-Patient:innen können ihre elektronische Patientenakte befüllen lassen und einsehen. Wie ist das bei privat Versicherten? Bekommen sie auch eine ePA? Die ersten Versicherungen an der Stelle sind gestartet, mittlerweile vier. Wir haben als PKV keine gesetzlichen Fristen einzuhalten. Unsere Unternehmen können schauen, welche Mehrwerte die verschiedenen Anwendungen bringen. Wir haben erkannt, dass die ePA aktuell noch nicht so viele Mehrwerte mit sich bringt, deshalb gibt es hier noch etwas Zurückhaltung. Ab dem nächsten Jahr kommt die ePA für alle. Dann sind wir auch dabei, weil wir dann die Mehrwerte schon sehen. Wir als PKV warten, bis die Anwendungen der IT eine gewisse Reife haben. Also hängt es von den Versicherungen ab, wer Anfang des Jahres die ePA und das E-Rezept nutzen kann? Ja, genau, weil wir frei sind, was die Termine angeht. Aber wir versuchen dann schon, die Anwendungen ähnlich wie die GKV auf den Markt zu bringen, sodass es da keine zu großen Unterschiede gibt. Wir haben nämlich bereits festgestellt, dass Ärzte gerne identische Prozesse für GKV und PKV anwenden. Wenn nun eine Privatversicherte mit ihrer Verordnung in eine Heilmittelpraxis geht, die an die TI angeschlossen ist, funktionieren dann auch die gleichen technischen Rahmenbedingungen? Ja, die sind identisch. Aber es gibt auch noch Probleme, z. B. verschiedene Rezepttypen. Da sind wir noch nicht so weit, was mich auch ein wenig ärgert. Wenn Ärzte ein Arzneimittel verschreiben und sie brauchen ein Hilfsmittel dazu, wie eine Spritze, dann ist das im Augenblick nur per Papier möglich. Dann gibt es auf der einen Seite das eRezept und auf der anderen das klassische Papierrezept. Das ist kein guter Prozess. Da müssen wir schauen, dass wir unsere Lösungen an guten Prozessen für die Versicherten orientieren. Viele Probleme sind leider politischer Natur. Mein Lieblingsbeispiel ist das Thema Forschungsdatenspende. Das war eine der ersten Anwendungen. Aber kein Versicherter will eine ePA haben, um seine Daten zu spenden. Die Versicherten suchen erstmal die Mehrwerte für sich selbst. Dazu zählen die Forschungsdaten nicht unbedingt, auch wenn sie natürlich wichtig sind. Nun werden die Versicherten verpflichtet. Ja, so erhaltenwir mehr Daten, aber Überzeugung schafft man so nicht. Ich finde, das gilt auch für die Leistungserbringer:innen. Ich habe nicht das Gefühl, dass Ärztinnen und Ärzte wirklich überzeugt sind von der TI, sondern dass sie sich das eher zähneknirschend haben aufzwingen lassen. Anfangs schon, wenn ich mir aber jetzt die Zahlen ansehe, wie das eRezept funktioniert, dann werden heute rund 70 bis 80 Prozent der Rezepte digital ausgestellt. Ähnlich ist es mit der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. Die ist jetzt in den Köpfen angekommen. Manche Menschen muss man zu ihrem Glück auch zwingen. Wenn eine Privatpatientin in eine GKV-Praxis kommt, dann gibt es keine Extrakosten, denn wenn man die Finanzierungsvereinbarung der GKV liest, dann steht darin, dass auch die PKV-Kosten damit abgegolten sind. Das heißt, Sie als PKV haben sich beteiligt an dem finanziellen Aufwand, richtig? Da das häufig falsch ankommt, steige ich einmal tiefer ein. Wir sind 2020 eingestiegen, und es gab vorher schon Investitionskosten, die die GKV getätigt hatte. Wir haben unseren Anteil an den getätigten Investitionen bis 2019 übernommen. Seit 2020 beteiligen wir uns sowohl bei der Anbindung der Leistungserbringenden als auch an den gematik-Kosten, d. h. wir tragen dort unseren Anteil. Wie sieht es mit Osteopathie-Praxen bzw. reinen Privatpraxen aus? Können sie zum Beispiel eine ePA hochladen? Reine Privatpraxen gehen im Moment noch etwas unter. Sie melden sich natürlich bei uns und wollen auch einen Finanzierungsanteil haben. Man muss allerdings sagen, sie sind als selbstständige Unternehmer tätig. Und als selbstständige Unternehmer muss ich in der Regel meine Digitalisierung selbst zahlen. Darüber hinaus unterliegen sie keiner Budgetierung, wie die Kassenärzte. Da wir als PKV-Verband keine Finanzierungsvereinbarungen abschließen dürfen, verweisen wir dann immer auf den GKV-Spitzenverband, der die verschiedenen Finanzierungsvereinbarungen auf den Weg bringt. Ich habe dem GKV-Spitzenverband schon mitgeteilt: Die Privatpraxen werden sich bei Euch melden. Aber, die Privatpraxen brauchen natürlich einen Interessensvertreter, wie unsere Mitgliedsunternehmen im PKV-Verband. Der muss diese Themen in die Hand nehmen und dann in Berlin die Türen einrennen. Wie sieht es denn mit der elektronischen Rechnung, der E-Rechnung aus? Die pausiert gerade. Warum? Weil die Kollegen, die dieses Thema für uns vorangetrieben haben, im Augenblick vom Gesundheitsministerium abgezogen worden sind, und sich um die ePA für alle kümmern müssen. Das hat für den Bundesgesundheitsminister im Moment höchste Priorität. Die E-Rechnung wird dann wieder ab Anfang 2025 gestartet. Der gematik fehlen einfach die Ressourcen, um alles gleichzeitig umsetzen zu können. Wir sind aber zuversichtlich, dass 2026 die E-Rechnung kommt. Aber wir können festhalten: Wenn Entscheidungen getroffen sind, dann geht die Entwicklung bei unseren Mitgliedsunternehmen ganz schnell. Herr Hälker, vielen Dank für das Gespräch Hör-Tipp: Das komplette Gespräch mit Christian Hälker findet Ihr hier im up-podcast: www.up-aktuell.de/podcast-ti-pkv