Therapieplanung mit der Blanko-VO: Beispiele aus der Praxis Teil 2

Ein 52-jähriger Patient hat sich vor kurzem ein schon etwas älteres Haus gekauft und möchte bei der Renovierung viel selbstmachen. Um mal richtig voranzukommen, hat er sich drei Wochen Urlaub genommen und den Bürostuhl gegen den Blaumann getauscht. Die Folge: Schleimbeutelentzündung. Deshalb hatihn sein Arzt mit der Diagnose M71.11 – „Sonstige infektiöse Bursitis: Schulterregion [Klavikula, Skapula, Akromioklavikular-, Schulter-, Sternoklavikulargelenk]“ und einer Blankoverordnung zur Physiotherapie geschickt. Also erstellt der zuständige Therapeut mithilfe des Blanko-VO-Rechners einen Therapieplan. In diesem Beispiel sieht der Therapieplan auch wieder eine Behandlung in vier Phasen vor: Phase 1 | Akute (Woche 1-4) Phase 2 | Aufbau (Woche 5-8) Phase 3 | Kräftigung (Woche 9-13) Phase 4 | Volle Mobilität (ab Woche 14) Allgemeine Empfehlungen: Wöchentliche Physiotherapiesitzungen Phase 1: 2–3 x pro Woche (MT, Kältetherapie, Elektrotherapie) Phase 2: 2 x pro Woche (MT, in Kombination mit KGG) Phase 3: 2 x pro Woche (KGG) sowie Bedarfsdiagnostik Phase 4: 2 x pro Woche ggf. in Eigeninitiative Eigenübungen: tägliche Durchführung eines Heimprogramms, bestehend aus Kräftigungs-, Mobilisations- und Propriozeptionsübungen Anpassung der Übungen: Die Intensität und der Schwierigkeitsgrad der Übungen sollten dem Fortschritt entsprechend angepasst werden. Mehr dazu: Siehe die Erläuterungen zum Therapieplan M71.11 – Sonstige infektiöse Bursitis: Schulterregion (Klavikula, Skapula, Akromioklavikular-, Schulter-, Sternoklavikulargelenk) am Ende. Anmerkung: In der Anfangsphase ist es noch nötig, die Therapiepläne im Blanko-VO-Rechner neu zu erstellen. Aber schon bald könnt Ihr gerade für die gängigen Diagnosen bereits erstellte Therapiepläne ganz einfach als Vorlage nutzen. Im Blanko-VO-Rechner sieht die Therapieplanung dann so aus: Stammdaten In diesem Beispiel arbeitet die Praxis bei Einzelbehandlungen im 20-Minuten-Takt, bei Doppelbehandlungen im 30-Minuten-Takt (entspricht 2 x 15 Minuten). Die Stammdaten im Blanko-VO-Rechner sehen dementsprechend aus wie in Abb. 1. Therapieplanung Der Therapieplan (Abb. 2) zeigt auf den ersten Blick, dass in den 16 Wochen insgesamt 45 vorrangige und 12 ergänzende Heilmittel geplant sind. Sechs ergänzende Heilmittel sowie 18 vorrangige Heilmittel liegen in der grünen Phase, die weiteren vorrangigen und ergänzenden Heilmittel werden in der roten Phase erbracht. Für diese Behandlungen kalkuliert der Blanko-VO-Rechner direkt mit der Vergütungskürzung von neun Prozent. Das Ergebnis zeigt Abb. 3. Der durchschnittliche Minutenpreis für die erbrachten Leistungen des Blanko-VO liegt in diesem Beispiel bei 2,33 Euro. Der Patient erhält durchschnittlich mehr als 1,5 Stunden Behandlungszeit pro Woche (s. Abb. 4). Die Behandlung in der roten Phase ist also nicht nur therapeutisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich vertretbar. Erläuterungen zum Therapieplan Beispiel 2 | M71.11 Sonstige infektiöse Bursitis Phase 1 | Akut (Woche 1–4) Ziele: Die Ziele in den ersten Behandlungswochen sind die Reduktion von Schmerzen und Entzündungen, die Entlastung des betroffenen Bereichs sowie eine schonende Mobilisation der Schulter, um die Beweglichkeit zu erhalten. Der Patient soll durch gezielte therapeutische Maßnahmen und Anleitung befähigt werden, seine täglichen Aktivitäten weitgehend eigenständig und selbstversorgend zu bewältigen, um die Unabhängigkeit im Alltag zu fördern. Behandlungsansätze: Schmerzlinderung und Entzündungshemmung: Eistherapie zur Reduktion von Schmerzen und Schwellung. Aufklärung über Ruhigstellung und Schonhaltung (Vermeidung von schmerzauslösenden Bewegungsmustern), Elektrotherapie (z. B. Ultraschalltherapie zur Entzündungshemmung) Mobilisation: Passive Bewegungen durch den Therapeuten, um Bewegungseinschränkungen zu vermeiden. Sanfte, schmerzfreie Eigenmobilisation der Schulter, um die Beweglichkeit zu fördern Entlastung und Schmerzkontrolle: Anleitung zur richtigen Haltung und Schonung im Alltag, um Überbelastungen zu vermeiden sowie Tape-Anlage. Wichtig: In Woche 1 findet vor der ersten Behandlung die physiotherapeutische Diagnostik statt, direkt im Anschluss daran die erste Doppelbehandlung MT. Phase 2 | Aufbau (Woche 5–8) Ziele: Die Ziele der zweiten Therapiephase sind die Reduktion von Schmerzen, die Wiederherstellung der Beweglichkeit, eine sanfte Kräftigung der stabilisierenden Muskulatur, die Verbesserung der Schulterfunktion für Alltagsbewegungen sowie die Verbesserung der Propriozeption (Gelenkwahrnehmung). Der Patient soll spezifisch in die Bewegung zurückgeführt werden. Das Ziel ist es, eine Mobilität und leichte Kräftigung zu erarbeiten, um leichte Belastungen und alltägliche Bewegungen selbstständig und sicher durchführen zu können. Behandlungsansätze: Schmerzlinderung: Weiterhin Anwendung von Eistherapie und Elektrotherapie, falls nötig Manuelle Therapie zur Förderung der Gelenkbeweglichkeit und Schmerzlinderung. Sanfte Kräftigung: Isometrische Übungen der umliegenden Muskulatur ohne die Bursitis zu reizen. Übungen mit geringem Widerstand (z. B. Therabänder) zur Aktivierung der stabilisierenden Schulter- und Rückenmuskulatur). Funktionelle Übungen wie Stützvarianten oder Wandliegestütze Propriozeptionstraining: Gleichgewichts- und Stabilitätsübungen (z. B. auf instabilen Unterlagen), Übungen zur Verbesserung der Gelenkwahrnehmung und Koordination Mobilisation und Dehnung: weitere Verbesserung der Beweglichkeit durch aktive und passive Dehnübungen Phase 3 | Kräftigung + Stabilisation (Woche 9–14) Ziele: Die Ziele der Kräftigungsphase sind die Erhöhung der Belastbarkeit und die Verbesserung der Funktion der Schulter sowie die Kräftigung der umgebenden Muskulatur und die Verbesserung der Propriozeption und Stabilität. Der Patient soll seine Muskulatur stärken, stabilisieren und kräftigen, um die körperliche Belastbarkeit und Bewegungsfähigkeit im individuellen Alltag zu verbessern und langfristig aufrechtzuerhalten. Behandlungsansätze: Kräftigung der Muskulatur: Progressives Krafttraining mit moderatem Widerstand (z. B. Therabänder, leichte Gewichte), funktionelle Übungen wie Stützvarianten oder Wandliegestütze Propriozeptionstraining: Gleichgewichts- und Stabilitätsübungen (z. B. auf instabilen Unterlagen), Übungen zur Verbesserung der Gelenkwahrnehmung und Koordination Mobilisation und Dehnung: Weitere Verbesserung der Beweglichkeit durch aktive und passive Dehnübungen Wichtig: In Woche 9 ist die Bedarfsdiagnostik eingeplant. Diese neue Position der Blanko-VO dient dazu, den Behandlungsverlauf zu beurteilen, ggf. den Therapieplan anzupassen oder den Therapieerfolg am Ende zu analysieren. Phase 4 | Volle Aktivität (Woche 15–16) Ziele: Das Ziel der letzten Behandlungsphase ist die Wiederherstellung der vollen Funktionsfähigkeit der Schulter und die Rückkehr zu alltäglichen oder sportlichen Aktivitäten ohne Einschränkungen. Behandlungsansätze: Fortgeschrittenes Kraft- und Stabilisationstraining: Übungen mit steigendem Widerstand (z. B. Zug- und Stützübungen), Training der gesamten Bewegungsamplitude unter realistischen Belastungen Propriozeption und Stabilisation: Fortgeschrittene Übung en auf instabilen Unterlagen zur Förderung der funktionellen Stabilität, dynamische Stabilitätsübungen zur Simulation von Alltagsbewegungen Sportartspezifisches Training (optional): Übungen zur Vorbereitung auf sportliche Aktivitäten (z. B. Tennis, Golf) je nach Bedarf und Anforderung des Patienten Manchmal zeigt sich während der Behandlung, dass eine Patientin so gute Fortschritte macht, dass Ihr die Therapieziele erreicht, bevor die 16 Wochen der Blanko-VO abgelaufen sind. Dann könnt Ihr die Behandlung beenden und die Verordnung abrechnen. Was passiert, wenn die Patientin dann innerhalb der 16 Wochen mit einem Rezidiv in die Praxis zurückkehrt, erfahrt Ihr am Ende dieses Themenschwerpunkts. Im nächsten Teil erfahrt Ihr, wie Eure Patient:innen die vielen Behandlungen bestätigen können. Denn der Platz auf der Rückseite von Muster 13 wird dafür kaum ausreichen. Diese Artikel gehören zum Themenschwerpunkt "Therapieplanung mit der Blanko-VO Physiotherapie": Blanko-VO Physio: Die Rahmenbedingungen für die Therapieplanung Standardisierte Therapieplanung mit Blanko-VO Physio Therapieplanung mit der Blanko-VO: Beispiele aus der Praxis Teil 1 Therapieplanung mit der Blanko-VO: Beispiele aus der Praxis Teil 2 Blanko-VO Physio: Empfangsbestätigung Rezidiv: Wenn Patienten innerhalb der 16 Wochen wiederkommen