Rückkehr zur Grundlohnsummenbindung?

Rechtzeitig zur anstehenden Bundestagswahl positioniert sich die Techniker Krankenkasse (TK) mit der Forderung nach einer Rückkehr zur Grundlohnsummenbindung bei Heilmitteln. Die Honorare für Heilmittel sollen also immer nur so stark steigen, wie sich die Grundlohnsumme in einem Jahr entwickelt hat. Angesichts knapper Kassen könnte die TK mit einer solchen Forderung politisches Gehör finden. Die Zeiten großer pauschaler Honorarsprünge scheinen erst einmal vorbei zu sein. Zeit für eine Reform der Honorarstruktur in der Physiotherapie Für Physiotherapeut:innen ist das ein Grund mehr, die Honorare endlich strukturell zu säubern. Aktuell hängt das wirtschaftliche Wohl und Wehe mancher Praxen davon ab, ob Ärztinnen und Ärzte die richtige Zertifikatsleistung verordnen. Denn wenn Ärzt:innen z. B. keine Manuelle Therapie (MT) verordnen, dann nützt es überhaupt nichts, wenn MT richtig gut vergütet wird. Fragt mal bei den Kolleginnen und Kollegen im Saarland nach. Die erwirtschafteten mit MT in der Physiotherapie 2023 gerade mal 1,2 Prozent ihres Gesamtumsatzes. Ein Blick nach Brandenburg zeigt, wie es besser geht. Dort sorgten die MT-Verordnungen im selben Zeitraum für 27,8 Prozent des Umsatzes! Das ist mehr als das 23-fache im Vergleich zum Saarland. Und es kommt für die Saarländer noch schlimmer. Denn Lymphdrainage – das ist die Zertifikatsposition, mit der man schlechter bezahlt wird als ohne Zertifikat – macht im Saarland 13,1 Prozent des Physio-Umsatzes aus. Bei den Brandenburger Physios sind das glücklicherweise nur 8,7 Prozent. Fazit: Wer auf Zertifikatspositionen setzt, macht sich leider abhängig von der richtigen Verordnung der Ärztinnen und Ärzte. Mal abgesehen von den überflüssigen Zertifikatspositionen gibt es noch mehr Schwachpunkte in der Honorarstruktur der Physios. Parallelbehandlungen oder Zweier-Gruppen werden in der Ergotherapie und Logopädie geradezu fürstlich vergütet. In der Physiotherapie macht niemand, der rechnen kann, Gruppentherapie, weil es erst ab einer Gruppengröße von fünf Patient:innen wirtschaftlich sinnvoll ist. Zweier-Gruppen oder Parallelbehandlungen mit anderen Preisen gibt es in der Physiotherapie nicht. Wie gut, dass die Reform der Honorarstruktur zwischen Physioverbänden und GKV ausgehandelt werden kann und nicht von politischen Entscheidungen abhängt. Und dass solche Strukturreformen möglich sind, haben Logopädie- und Ergotherapieverbände ganz erfolgreich vorgeführt. Etwa als Mitte 2024 einheitliche Minutenpreise in der Ergotherapie eingeführt wurden. Testphase der elektronischen Patientenakte gestartet Die elektronische Patientenakte (ePA) ist in dieser Woche in den Modellregionen Hamburg, Franken und Nordrhein-Westfalen an den Start gegangen. Ärztliche Testpraxen, Krankenhäuser und Apotheken dürfen die ePA vorerst zu Testzwecken nutzen. Wenn diese Testphase funktioniert und die kritischen Sicherheitslücken, die Ende des letzten Jahres aufgezeigt wurden, behoben sind, soll die bundesweite Einführung der ePA starten. Am vergangenen Montag haben wir bei unserem monatlichen TI-Infoabend die Sicherheitslücken kurz vorgestellt und erläutert, warum sie die Heilmittelpraxen nicht betreffen. Die Aufzeichnung des TI-Infoabends findet Ihr hier. Wenn also alle Lücken geschlossen sind und die Testpraxen erfolgreich mit der ePA gearbeitet haben, dann erhalten alle Praxen, die sich an die TI angeschlossen haben, die notwendige Technik und Freischaltung für die Arbeit mit der ePA. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach geht aktuell von März oder April aus. Wir halten Euch auf dem Laufenden – und wer mag, fängt mit der TI-Anbindung der eigenen Praxis jetzt schon mal an. Die buchnerTI funktioniert vollständig mobil und bietet 100% TI bei 0% Zuzahlung. Wenn Ihr Euch fragt, was Euch als Heilmittelpraxis der TI-Anschluss genau bringt und wie er funktioniert, schaut doch mal in den aktuellen Themenschwerpunkt der up. Mein Highlight der Woche kommt vom Zentralinstitut (ZI) für die kassenärztliche Versorgung. Das ZI hat das jährliche Update der ICD-10 zum Anlass genommen, ICD-10-Listen für die wichtigsten Fachgebiete als A4-Broschüre oder als A3-Schreibtischunterlage zum Download bereitzustellen. Dann hat man eine gut editierte ICD-10-Sammlung für z.B. die Orthopädie oder die Pädiatrie. Kostet nix und findet sich frei zugänglich hier. G-BA: Bewegungsschiene nach Kreuzbandriss wird keine ambulante Kassenleistung Und dann gab es diese Woche Nachrichten vom G-BA. Dort hat man sich darauf verständigt, dass eine aktive Bewegungsschiene nach Kreuzbandriss keine ambulante Kassenleistung wird. Dazu schreibt der G-BA: „Nach der Operation eines Kranzbandrisses wird mit Physiotherapie versucht, die Beweglichkeit des Knies möglichst gut wiederherzustellen. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat nach Auswertung der aktuellen Studienlage keine Belege dafür gefunden, dass ein zusätzliches häusliches Training mit einer aktiven Bewegungsschiene (CAM-Schiene) medizinisch sinnvoll ist. Die Leistung kann deshalb in der vertragsärztlichen Versorgung nicht zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung erbracht oder veranlasst werden. […] Im Krankenhaus haben wir [im Gegensatz zur häuslichen Umgebung] eine andere Situation: Hier wird die Schiene unter unmittelbarer ärztlicher und physiotherapeutischer Aufsicht und Kontrolle eingesetzt. Sie kann im Zusammenhang mit einer konservativen oder operativen Versorgung von Kreuzbandrupturen weiterhin eingesetzt werden, um die Gelenkbeweglichkeit frühzeitig zu erhalten oder herzustellen …“ Wen das interessiert, der findet den ganzen Beschlusstext in Kürze auf der Webseite des G-BA. Herzliche Grüße Euer Ralf Buchner