ElterngeldPlus – weniger ist am Ende mehr

Wenn Ihr während des Elterngeldbezugs Einkommen habt, ist ElterngeldPlus eine gute Alternative zum Basiselterngeld. Da sich Einkommen auf die Höhe des Elterngelds auswirkt, kann es sein, dass Ihr beim ElterngeldPlus monatlich genauso viel Geld erhaltet, wie beim Basiselterngeld. Das klingt jetzt komisch? Ist aber so. Der Vorteil: ElterngeldPlus wird doppelt so lange ausgezahlt. Steckbrief ElterngeldPlus Dauer: 1 – 28 Monate Höhe: 150 – 900 Euro Bezugszeitraum: bis zum 28. Lebensmonat des Kindes So funktioniert ElterngeldPlus Jeden Basiselterngeldmonat könnt Ihr in zwei ElterngeldPlus-Monate umwandeln. Dafür halbiert sich im Gegenzug die Höhe des Elterngelds. Heißt, Ihr könnt ElterngeldPlus in Höhe von 150 bis 900 Euro für bis zu 28 Monate erhalten. Habt Ihr also kein Einkommen während der Elterngeldzeit, ändert sich nichts. Ihr erhaltet statt 12 bis 14 Monate volles Elterngeld dann 24 bis 28 Monate das halbe Elterngeld. Interessant wird es, wenn man den Hinzuverdienst einbezieht. Denn dann kann das ElterngeldPlus mehr als die Hälfte des Basiselterngelds betragen. Das Gesamtelterngeld kann also deutlich höher ausfallen. Außerdem habt Ihr beim ElterngeldPlus noch die Möglichkeit, vier Monate Partnerschaftsbonus zu nehmen. Mehr dazu auf Seite 30. Nicht vergessen: Erhaltet Ihr Mutterschaftsleistungen von GKV oder PKV, gelten diese Zeiten automatisch als Basiselterngeld-Monate, die Ihr nicht in ElterngeldPlus-Monate umwandeln könnt. ElterngeldPlus wird in drei Schritten berechnet Hinweis: Alle Rechenbeispiele sind Netto-Beträge Schritt 1 | Fiktives Basiselterngeld Zunächst wird ein fiktives Basiselterngeld auf Grundlage Eures vorherigen Einkommens errechnet. Zuverdienst wird dabei nicht berücksichtigt. Monatliches Einkommen vor Geburt x 65 Prozent = fiktives Basiselterngeld Beispiel: 2.000 Euro x 0,65 = 1.300 Euro Schritt 2 | Deckelungsbetrag Im nächsten Schritt wird aus dem fiktiven Basiselterngeld ein Deckelungsbetrag ermittelt, der bei 50 Prozent des fiktiven Basiselterngelds liegt. Euer ElterngeldPlus kann diesen Deckelungsbetrag nicht überschreiten. Das ElterngeldPlus darf also maximal die Hälfte des fiktiven Basiselterngelds ohne Hinzuverdienst betragen. Fiktives Basiselterngeld x 50 Prozent = Deckelungsbetrag Beispiel: 1.300 Euro x 0,5 = 650 Euro Schritt 3 | Tatsächliches ElterngeldPlus Nun wird das tatsächlich errechnete Elterngeld bei Hinzuverdienst herangezogen. Es wird also die Differenz zwischen dem Einkommen vor Geburt und dem Hinzuverdienst berechnet. 65 Prozent davon erhaltet Ihr als Elterngeld. Beim ElterngeldPlus kommt jetzt noch der Deckelungsbetrag zum Tragen. Das heißt, das ElterngeldPlus kann nicht höher sein als der Deckelungsbetrag. a) Bei einem Zuverdienst von 1.100 Euro = Einkommensverlust von 900 Euro 65 Prozent des Einkommensverlusts = 65 Prozent von 900 Euro = 585 Euro Elterngeld Das errechnete Elterngeld liegt unter dem Deckelungsbetrag von 650 Euro. Es werden also für bis zu 24 Monate 585 Euro ausgezahlt. Vergleich mit Basiselterngeld: ElterngeldPlus für 24 Monate: 24 x 585 Euro = 14.040 Euro Basiselterngeld für 12 Monate: 12 x 585 Euro = 7.020 Euro Für den gesamten Bezugszeitraum wird bei der ElterngeldPlus-Variante deutlich mehr Elterngeld ausgezahlt. b) Bei einem Zuverdienst von 600 Euro = Einkommensverlust von 1.400 Euro 65 Prozent des Einkommensverlusts = 910 Euro Elterngeld Das errechnete Elterngeld liegt über dem Deckelungsbetrag von 650 Euro. Es werden also nur 650 Euro monatlich als ElterngeldPlus ausgezahlt. Vergleich mit Basiselterngeld: ElterngeldPlus für 24 Monate: 24 x 650 Euro = 15.600 Euro Basiselterngeld für 12 Monate: 12 x 910 Euro = 10.920 Euro Rechenbeispiel mit höherem Einkommen Vorheriges Einkommen: 3.000 Euro - Zuverdienst: 1.500 Euro. Fiktives Elterngeld: 1.800 Euro (beim vorherigen Einkommen liegt die Bemessungsgrenze bei 2.770 Euro) Deckelungsbetrag: 900 Euro ElterngeldPlus: Differenz = 2.770 Euro – 1.500 Euro = 1.270 Euro 65 Prozent von 1.250 Euro = 825,50 Euro Das errechnete Elterngeld liegt unter dem Deckelungsbetrag von 900 Euro. Es werden also die vollen 825,50 Euro monatlich als ElterngeldPlus ausgezahlt. Vergleich mit Basiselterngeld: ElterngeldPlus für 24 Monate: 24 x 825,50 Euro = 19.812 Euro Basiselterngeld für 12 Monate: 12 x 825,50 Euro = 9.906 Euro Für den gesamten Bezugszeitraum wird also bei der ElterngeldPlus-Variante deutlich mehr Elterngeld ausgezahlt. Vorheriges Einkommen 3.000 Euro - Hinzuverdienst: 1.000 Euro Fiktives Elterngeld: 1.800 Euro (beim vorherigen Einkommen liegt die Bemessungsgrenze bei 2.770 Euro) Deckelungsbetrag: 900 Euro 2.770 Euro Bemessungsgrenze – 1.000 Euro Zuverdienst = 1.770 Euro 65 Prozent von 1.770 Euro = 1.150 Euro Euer Basiselterngeld im Beispiel würde also 1.150 Euro betragen. Für das ElterngeldPlus gilt aber der Deckelungsbetrag von 900 Euro. Ihr erhaltet in diesem Fall also 900 Euro ElterngeldPlus. Das ist monatlich zunächst weniger, aber auf den gesamten Zeitraum bezogen deutlich mehr. Vergleich mit Basiselterngeld: ElterngeldPlus für 24 Monate: 24 x 900 Euro = 21.600 Euro Basiselterngeld für 12 Monate: 12 x 1.150 Euro = 13.800 Euro Durch den ElterngeldPlus-Bezug würdet Ihr also 7.800 Euro mehr Elterngeld erhalten. Hinweis: Diese Rechnungen sind vereinfacht und sollen veranschaulichen, wie das ElterngeldPlus berechnet wird und warum es sich gerade bei Teilzeitarbeit lohnt, ElterngeldPlus statt Basiselterngeld zu beziehen. Wundert Euch nicht, falls Ihr die Zahlen in den Elterngeldrechner des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend eingebt und das Ergebnis abweicht. Das liegt an weiteren Faktoren wie u. a. dem Geschwisterbonus sowie der gleitenden Ersatzrate von 65 bis 67 Prozent. Partnerschaftsbonus Durch den Partnerschaftsbonus kann jeder Elternteil bis zu vier zusätzliche Elterngeldmonate in Anspruch nehmen. Das Elterngeld wird in den Bonusmonaten berechnet wie das ElterngeldPlus. Für den Partnerschaftsbonus gelten die folgenden Voraussetzungen: Beide Elternteile nehmen den Partnerschaftsbonus gleichzeitig in Anspruch. Beide Elternteile arbeiten während der Bonusmonate in Teilzeit (zwischen 24 und 32 Wochenstunden). Drei häufige Fragen zum Partnerschaftsbonus Frage 1: Was passiert, wenn ein Elternteil weniger als 24 Wochenstunden arbeitet? Wenn auf den Monat gesehen die durchschnittliche Wochenarbeitszeit zwischen 24 und 32 Stunden liegt, ist es nicht schlimm, wenn die Stunden in einer Woche höher oder niedriger ausfallen. Liegt der Durchschnitt für einen Monat jedoch über 32 oder unter 24 Wochenstunden, muss das Elterngeld für diesen Monat zurückgezahlt werden. Frage 2: Muss nur der Elternteil, der zu viel oder zu wenig gearbeitet hat, sein Elterngeld zurückzahlen? Nein, in diesem Fall müssen beide Elternteile das Elterngeld für diesen Monat zurückzahlen. Es gilt die Regelung, dass beide Elternteile den Partnerschaftsbonus für einen Monat verlieren, wenn nur ein Elternteil die Voraussetzungen nicht erfüllt. Frage 3: Geht der gesamte Anspruch auf Partnerschaftsbonus verloren, wenn in einem Monat die Voraussetzungen nicht erfüllt wurden? Nein, wenn die Voraussetzungen in mindestens zwei Partnerschaftsbonusmonaten eingehalten wurden, könnt Ihr das Elterngeld für die anderen Monate behalten, auch wenn Ihr es für einen zurückzahlen musstet. Partnerschaftsbonus ≠ Partnermonat Auch wenn die Begriffe ähnlich klingen, Partnerschaftsbonus und Partnermonate sind nicht das Gleiche. Die Partnermonate beziehen sich auf die zusätzlichen Elterngeldmonate, die Eltern erhalten, wenn beide Elternteile Elterngeld beantragen. Das ist unabhängig davon, ob oder wie viel die Elternteile in Teilzeit arbeiten. Durch die Partnermonate kann sich der Bezugszeitraum von Basiselterngeld von 12 auf 14 Monate erhöhen bzw. von 24 auf 28 Monate, da ein Basiselterngeld-Monat in zwei ElterngeldPlus-Monate umgewandelt werden kann. Mindestbetrag bleibt immer Unabhängig davon, wie Euer Hinzuverdienst aussieht, fällt das Elterngeld für Selbstständige nicht unter den Mindestbetrag von 150 Euro beim ElterngeldPlus bzw. 300 Euro beim Basiselterngeld. Vorausgesetzt natürlich, Ihr arbeitet nicht mehr als die vorgegebenen 32 Stunden pro Woche. Diese Artikel gehören zum Themenschwerpunkt „Elterngeld für Selbstständige“: Elterngeld – die Grundlagen Basiselterngeld – ein Überblick Zuverdienst bei Basiselterngeldbezug ElterngeldPlus – weniger ist am Ende mehr Vorsicht: Rückzahlung möglich! So optimiert Ihr Euer Elterngeld