Patientenmotivation: Therapieerfolge erkennen und gemeinsam feiern

Sowohl für Patient:innen als auch für Therapeut:innen ist es wichtig, Erfolge bewusst wahrzunehmen und wertzuschätzen. Sie geben Orientierung, stärken die Motivation und machen sichtbar, was gemeinsam erreicht wurde. Vielleicht kommen Euch die folgenden Alltagssituationen bekannt vor. Phillip und Julia: Klare Ziele festlegen und den Weg dahin definieren Solche Situationen gibt es leider immer wieder. Und das ist einfach schade. Schließlich schickt der Hausarzt Julia nicht zur Physiotherapie, weil die Krankenkasse in diesem Quartal noch Geld übrighat, das unter die Leute muss. Das Ziel der Therapie ist, dass Julias Rückenschmerzen besser werden. Doch daran glaubt sie nicht wirklich, denn sie versteht nicht, wie das, was sie da macht, ihrem Rücken helfen soll. Was sollen denn zwanzig Minuten Physiotherapie in der Woche schon bewirken? Sie hatte bisher drei Termine und einen großen Unterschied kann sie noch nicht feststellen. Die Patientenperspektive Was Julia nicht weiß: Durch die Physiotherapie hat sich ihre Haltung bereits ein wenig verbessert, ihre Muskeln sind stärker und weniger verspannt. Wenn sie weiterhin regelmäßig zur Therapie kommt und vor allem auch ihre Übungen zu Hause macht und Phillips Empfehlungen für den Alltag umsetzt, stehen die Chancen gut, dass sie bald nicht mehr zwei- bis dreimal pro Woche Schmerzmittel nehmen muss, um den Arbeitstag zu überstehen. Sie ist am Wochenende nicht mehr schlecht gelaunt, weil sie so viele Pläne hatte, sie sie aber aufgrund der Rückenschmerzen nicht umsetzen kann. Die Therapeutenperspektive Auch ihr Therapeut Phillip versteht nicht, warum Julia während der Behandlung so wenig bei der Sache ist. Sie wehrt sich nicht aktiv dagegen, aber er merkt, dass ihr die Motivation fehlt. Also fragt er nochmal genau nach. Er möchte wissen, welche Auswirkungen die Schmerzen auf Julias Alltag haben und welche Veränderungen sie sich wünscht. Die beiden legen daraufhin gemeinsam konkrete Ziele fest, auf die sie in den kommenden Wochen in der Praxis und Julia zu Hause hinarbeiten. Phillip erklärt Julia, wie die verschiedenen Übungen ihre Muskulatur stärken und dadurch die Wirbelsäule entlasten. Außerdem zeigt er ihr seine Dokumentation seit Beginn ihrer Behandlung. Denn sie hat durchaus bereits kleine Fortschritte gemacht. Die sind ihr bisher nur nicht aufgefallen. Der Durchbruch Julia ist nun motiviert und freut sich darauf, ihre Ziele zu erreichen, denn sie möchte zum Beispiel endlich wieder lange Spaziergänge in der Natur unternehmen, ohne dabei ständig an ihren Rücken denken zu müssen. Auch Phillip sieht die Termine mit Julia nun in einem ganz anderen Licht. Zwar wusste er auch schon vorher, dass seine Behandlung wirkt. Aber es freut und motiviert ihn auch, dass Julia dies nun ebenfalls sieht und aktiv daran mitarbeitet, ihre Ziele zu erreichen. Sabine, Frau Meyer und der Kaffeeklatsch: Auch Stillstand kann ein Fortschritt sein Bei manchen Patient:innen und Krankheitsbildern geht es in der Therapie gar nicht darum, Fortschritte zu machen. Hier dient die Behandlung dazu, Fähigkeiten zu erhalten und dafür zu sorgen, dass eine Erkrankung nicht oder langsamer fortschreitet. In diesem Fall ist es für die Patient:innen natürlich besonders schwierig, Erfolge zu erkennen. Denn sie können nicht wieder besser laufen. Sie können nicht wieder völlig eigenständig und ohne Unterstützung leben. Aber sie können heute viele Dinge noch tun, die sie ohne die Behandlung nicht mehr schaffen würden. Lebensqualität erhalten Dank der Therapie von Physiotherapeutin Sabine kann Frau Meyer noch jeden Mittwochnachmittag mit ihren Nachbarinnen ins Café gehen. Ja, sie muss dafür den Rollator nehmen, aber sie schafft den Weg, sie kann die sozialen Kontakte aufrechterhalten. Sie kann das Stück Käsesahnetorte essen und stolz von ihren Enkeln erzählen. Auf den Mittwochnachmittag freut sie sich die ganze Woche. Es ist ein Stück Lebensqualität, das der alten Dame durch die Therapie erhalten bleibt. Und das ist doch wirklich ein schöner Erfolg für Sabine und für Frau Meyer, der sie dazu motiviert, weiter dranzubleiben. Selbstwirksamkeit erfahren Frau Meyer, der es sehr schwerfällt zu akzeptieren, dass sie einfach nicht mehr so kann wie früher und manchmal auf Hilfe angewiesen ist, erkennt, dass sie hier selbst etwas bewirken kann. Denn wie lange sie noch eigenständig zum Kaffeeklatsch gehen kann, hängt auch von ihr selbst ab. Das weiß Frau Meyer nun und freut sich jeden Mittwoch nicht nur auf die Freundinnen und den Kuchen, sondern zusätzlich darüber, dass sie auch in dieser Woche den Weg ganz allein geschafft hat. Tipp: Werkzeuge, die Euch dabei helfen, Behandlungserfolge für Patient:innen und Therapeut:innen sichtbar zu machen, findet Ihr hier.