Nicht-Ziele klären

Bisher haben wir uns vor allem mit den vorhandenen Erwartungen und, eng damit verbunden, den Zielen der Patientinnen und Patienten beschäftigt. Als Teil des Erwartungsmanagements kann es aber genauso wichtig und zielführend sein, sich mit den Nicht-Zielen zu befassen. Definition: Nicht-Ziele Nicht-Ziele sind Inhalte, Leistungen oder Verantwortlichkeiten, die nicht Teil eines Angebots sind. Kommt ein Patient beispielsweise aufgrund von Rückenschmerzen zur Physiotherapie und hat die Erwartung, dass der Therapeut ihm die Schmerzen durch Massagen nimmt, kann es sinnvoll sein, dies als Nicht-Ziel zu definieren. Wichtig ist dann, zu erklären, dass die Massage vielleicht kurzfristig einen positiven Effekt auf die Schmerzen haben kann, die Rückenschmerzen aber langfristig nur durch Muskelaufbau und eine verbesserte Haltung verschwinden. Gründe für Nicht-Ziele Warum reicht es nicht einfach aus, realistische Erwartungen zu definieren? Warum ist es zusätzlich hilfreich, Nicht-Ziele festzulegen? Dafür gibt es gleich mehrere Gründe. Zum einen hilft es, nicht nur die Ziele und Erwartungen klar zu benennen, sondern auch andere Erwartungen klar auszuschließen. Das beugt Missverständnissen und damit auch späteren Enttäuschungen vor. Des Weiteren stärkt die eindeutige Kommunikation das Vertrauensverhältnis zwischen Patient:innen und Therapeut:innen. Hier wird nichts schöngeredet, um jemanden in der Praxis zu halten, sondern die Gesundheit der Patient:innen steht im Vordergrund. Den Patient:innen unmissverständlich aufzuzeigen, was möglich ist, was aber auch nicht möglich ist, und welcher Weg ans Ziel führt, ist darüber hinaus ein Zeichen von Professionalität und Verantwortungsbewusstsein. Natürlich könnte ein Therapeut die Behandlung so anpassen, dass sie den Erwartungen der Patientin entspricht. Zumindest kurzfristig wäre sie dann zufrieden. Langfristig löst sich damit jedoch ihr gesundheitliches Problem nicht, der Therapeut verschwendet ihre und seine Zeit, handelt unwirtschaftlich und sorgt dafür, dass Patient:innen weiter auf der Warteliste bleiben, die dringend eine Behandlung brauchen. Fazit: Nicht-Ziele zu definieren mag im Moment etwas unangenehm sein und dafür sorgen, dass Patient: innen für den Moment enttäuscht sind. Langfristig können sie aber wesentlich zum Therapieerfolg und der Patientenzufriedenheit beitragen. Diese Artikel gehören zum Themenschwerpunkt 6.2025 „Erwartungsmanagement Themenschwerpunkt 6.2025: Erwartungsmanagement Was sind Erwartungen? VIP-Modell des Erwartungsmanagements Erwartungen abfragen und steuern Patientenerwartungen im Vorfeld ermitteln Framing – den passenden Rahmen für Erwartungen festlegen Nicht-Ziele klären Positive Spin erzeugen in vier einfachen Schritten Erwartungsmanagement in den Praxisalltag integrieren Zehn Gründe jetzt mit dem Erwartungsmanagement loszulegen