Zwei Maßstäbe im Gesundheitswesen – und keiner ist fair

Wenn Leistungserbringende im Gesundheitswesen Fehler machen, hat das unmittelbare und oft drastische Konsequenzen. Eine fehlende Unterschrift, ein falsches Kreuz auf der Heilmittelverordnung, ein Datum außerhalb des genehmigten Zeitraums – und schon wird die gesamte Verordnung von der Krankenkasse nicht bezahlt. Die Botschaft ist klar: Fehler sind nicht erlaubt. Selbst kleinste formale Abweichungen führen dazu, dass die Behandlung nicht vergütet wird. Der Aufwand, dann zu beweisen, dass die Leistung trotzdem korrekt erbracht wurde, ist enorm – und wird häufig nicht honoriert. Das wirtschaftliche Risiko tragen stets die Leistungserbringerinnen und -erbringer. Vor diesem Hintergrund wirkt es zynisch, wenn ein ehemaliger Bundesgesundheitsminister wie Jens Spahn im Zusammenhang mit der Maskenaffäre einräumt, dass er Fehler gemacht habe, aber dennoch der Meinung ist, dafür keine Konsequenzen tragen zu müssen – weder persönlich noch beruflich. Die Affäre rund um überteuerte Masken und intransparente Verträge hat Millionen gekostet. Es geht hier nicht um ein falsches Kreuz, sondern um politische Entscheidungen mit erheblichen finanziellen und ethischen Implikationen. Für viele Leistungserbringer:innen im Gesundheitswesen, die täglich unter engmaschiger Kontrolle stehen und um jede korrekte Abrechnung kämpfen müssen, entsteht hier ein Bild der Ungleichbehandlung: Unten hart sanktioniert, oben folgenlos entschuldigt. Es wird mit zweierlei Maß gemessen. Das erzeugt Frust und schädigt das Vertrauen in das System. Wenn Verantwortung übernehmen nur eine Einbahnstraße ist, darf sich niemand wundern, wenn die Motivation in den Praxen sinkt. Dabei verspricht die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag ausdrücklich, eine neue Vertrauenskultur im Gesundheitswesen zu etablieren. Der Umgang mit Leistungserbringenden spricht bisher eine andere Sprache. Wenn politische Entscheidungsträger:innen bei schwerwiegenden Fehlern Nachsicht erwarten dürfen, dann sollten wir auch denjenigen, die täglich Patient:innen versorgen, mit mehr Augenmaß begegnen. Eine konsequente Umsetzung von Vertrauenskultur würde bedeuten: Die Beweislast wird umgekehrt. Wenn Krankenkassen formale Fehler finden, sollten sie zunächst zahlen und erst bei tatsächlich relevanten Verstößen Erstattungen fordern können. Das würde das wirtschaftliche Risiko gerechter verteilen und wäre ein echtes Signal des Vertrauens. Wenn also beim politischen Umgang mit Fehlern neuerdings Großzügigkeit gefragt ist, dann ist es höchste Zeit, eine solche Großzügigkeit auch gegenüber Leistungserbringern zu zeigen – und endlich eine Vertrauenskultur zu schaffen, die diesen Namen verdient. Vertrauen ist auch dort gefragt, wo sich Versorgung weiterentwickelt, etwa bei der Digitalisierung. Gerade können wir dabei zuschauen, wie beispielweise die Künstliche Intelligenz (KI) immer mehr Einzug in unseren Alltag hält. Junge Menschen fragen nicht mehr Google, sondern ChatGPT und ähnliche KI-Programme. Viele Menschen nutzen diese Werkzeuge bereits ganz selbstverständlich. Andere scheuen sich noch ein wenig davor. Oder es fehlt ihnen einfach das Wissen, wie sie die KI am besten für sich arbeiten lassen. Wie groß das Interesse von Therapeut:innen daran ist, die KI auch im beruflichen Kontext einzusetzen, hat sich bei den Anmeldungen zur buchner Summer School „KI in Deiner Praxis nutzen“ gezeigt. Die Plätze für die Summer School waren sehr schnell vergeben. Dazu passt mein Highlight der Woche: Aufgrund der hohen Nachfrage haben wir einen Zusatztermin für die buchner Summer School eingerichtet. Wer sich also für das Thema interessiert, kann sich ab sofort zum Workshop mit Urlaubsflair an der Kieler Förde vom 11. bis 13. September 2025 anmelden. Zum Schluss noch ein Hinweis für alle Podologinnen und Podologen. Ab kommenden Dienstag gelten neue Preise – und zwar für alle Behandlungen, die ab dem 1. Juli 2025 stattfinden. Außerdem haben sich die Vertragspartner auf eine weitere Vergütungserhöhung ab dem 1. Juli 2026 sowie neue Regelungen zur Nagelspangenbehandlung geeinigt, die für Verordnungen gelten, die ab dem 1. Oktober 2025 ausgestellt werden. Herzliche Grüße Euer Ralf Buchner