„Das Geld kommt mindestens so schnell wie beim analogen Verfahren, es kann aber auch deutlich schneller gehen“

Das Gesundheitswesen bewegt sich weg vom Papier hin zu digitalen Lösungen. Dazu gehört u.a. der Austausch via Telematikinfrastruktur, die Online-Terminvereinbarung und auch die elektronische Leistungsbestätigung (eLB). Über Letzteres können Patientinnen und Patienten den Erhalt der Heilmittelbehandlung direkt via App bestätigen und sparen sich damit die Unterschrift auf der Papierverordnung. Das ist eine große Erleichterung für die Patient:innen und hat Vorteile für die Therapiepraxen. Welche das sind, warum die Techniker Krankenkasse (TK) dieses Verfahren gemeinsam mit buchner entwickelt hat und auf welche weiteren digitalen Erleichterungen wir uns in der Zukunft freuen können, darüber hat up-Herausgeber Ralf Buchner mit Klaus Rupp, dem Leiter des Versorgungsmanagements der TK gesprochen. Herr Rupp, Sie sind Leiter des Versorgungsmanagements bei der Techniker Krankenkasse. Was heißt das genau? Der Fachbereich Versorgungsmanagement kümmert sich bei uns um alle möglichen Versorgungsprozesse, die wir für die TK organisieren, und Angebote für unsere Versicherten, die wir – zunehmend digital – gestalten. Ich bin in der Verantwortung für die Patientenprogramme, aber auch generell für die digitale Infrastruktur in der Versorgung. Es sind zum Beispiel Projekte wie die erste App auf Rezept oder auch die elektronische Gesundheitsakte als Vorläufer der elektronischen Patientenakte in meinem Bereich entstanden. Damit sind Sie der perfekte Ansprechpartner für das Projekt eLB, elektronische Leistungsbestätigung, über das wir uns jetzt austauschen möchten. Für diejenigen, die die eLB noch nicht kennen oder noch nicht nutzen, es handelt sich dabei um die Möglichkeit, dass Patientinnen und Patienten eine Leistung auf der Heilmittelverordnung elektronisch bestätigen können, als Ersatz für die Unterschrift auf der Papierverordnung. Das Ganze läuft über die App der Techniker Krankenkasse. Nutzen Patienten sowas? Ja, wir möchten unseren Versicherten möglichst digitale Wege anbieten – um Zeitverzögerungen zu vermeiden und den Papierkram deutlich zu reduzieren. Das entspricht auch den Erwartungen unserer Versicherten. Von unseren 12 Millionen Versicherten nutzt bereits die Hälfte die TK-App. Sie sind daran gewöhnt, dort verlässliche Services zu erhalten, die ihnen helfen, ihre Gesundheitsangelegenheiten einfach, schnell und digital zu organisieren – statt mit Formularen und Papier. Warum haben Sie das Projekt eLB gestartet, wenn das erstmal gar kein Geld bringt, sondern Geld kostet und dazu noch einen hohen Abstimmungsbedarf hat? Wir wollen digitale Themen voranbringen und glauben daran, dass wir davon auch profitieren. Gerade als Krankenkasse, die ihre Stärke nicht in der Region, sondern bundesweit hat, kommen uns Prozesse entgegen, die zeit- und ortsunabhängig sind. Für solche digitalen Projekte brauchen wir eben auch die digitale Infrastruktur. Das Ziel ist, unseren Versicherten, egal wo sie wohnen, bundesweit einen einheitlichen Service bieten zu können. Hat die TK eine andere Klientel als andere Krankenkassen? Sind TK-Versicherte digital versierter? Wir haben tatsächlich eher jüngere Versicherte, die auch digitalaffiner sind. Das haben mehrere Erhebungen gezeigt, und es spiegelt sich auch darin wider, dass die Hälfte unserer Versicherten die TK-App nutzt. Wenn wir uns andere Krankenkassen in einer ähnlichen Größe anschauen, ist das ein vergleichsweise großer Teil der Versicherten. Entsprechend macht es unsere Klientel schon auch aus, dass sie solche digitalen Services von uns erwarten. Schauen wir uns das eLB-Verfahren einmal genauer an. Wie funktioniert das? Mein Therapeut informiert mich, dass ich auch elektronisch bestätigen kann statt per Unterschrift. Und dann? Das Besondere ist, dass wir heute keine echte Unterschrift mehr benötigen. Es ist technisch möglich, den Erhalt der Leistung ohne Unterschrift zu bestätigen. Das erlaubt uns auch der Gesetzgeber. Noch ist es im gesamten Leistungserbringerbereich ja so, dass für Heilmittel, für Hilfsmittel, für Fahrtkosten Unterschriften getätigt werden, die hinterher wieder aufwendig zusammengetragen werden, damit sie dann bei der Abrechnung geprüft werden können. Hier Ende-zu-Ende digital zu denken, macht den Prozess natürlich viel schlanker und einfacher – auch für unsere Versicherten. Die Versicherten wählen einfach in ihrer TK-App aus, dass sie die Leistungsbestätigung auf diesem Weg machen möchten und bestätigen den Erhalt der Leistung nach jeder Behandlung. Ich habe es auf einer Messe erlebt, dass diejenigen, die bei der TK versichert waren, noch während des Vortrags ihre Handys rausgeholt und in ihrer TK-App ausgewählt haben, dass sie am eLB-Verfahren teilnehmen möchten. Das geht also so schnell, dass es die Patientinnen und Patient auch in der Praxis noch schnell aktivieren können. Richtig. Das Besondere ist, dass unsere Versicherten bereits bei uns registriert und angemeldet sind. Das heißt, sie können sich mit ihrer digitalen Identität ganz leicht bei solchen Services anmelden. Es ist mehr oder weniger ein Klick, mit dem sie bestätigen, dass sie das machen möchten. Wie geht es dann weiter? Sobald der Leistungserbringer, also zum Beispiel der Therapeut, im System eingegeben hat, dass er die Leistung erbracht hat, kann die Patientin das in ihrer App bestätigen. Noch ist es leider so, dass sie das anfordern muss. Das heißt, als Therapeut sage ich einfach kurz Bescheid, dass sie es jetzt abrufen kann. Es ist in Vorbereitung, dass die Versicherten in Zukunft eine Push-Nachricht bekommen, sobald sie die Leistung bestätigen können. Im Hintergrund haben wir die Schnittstellen auch so ausgerichtet, dass die Bestätigung mit der insgesamten Leistungserbringung und der Abrechnung zusammengebracht wird, sodass wir das am Ende digital bei der Abrechnung komplett berücksichtigen können. Das ist das Besondere für Leistungserbringende. Durch die elektronische Leistungsbestätigung ist es möglich, ohne Papierbelege abzurechnen. Ich muss also hinterher keine Papierbelege mehr verschicken. Und wie schnell ist das Geld da? Mindestens genauso schnell wie beim analogen Verfahren auch, es kann aber auch deutlich schneller gehen. Wir haben die Perspektive, durch die Digitalisierung der Verordnung – die eLB ist ja nur ein Teilprozess – in eine ganz andere Geschwindigkeit des Prozesses zu kommen und damit auch der Abrechnung. Im Vertrag steht, das Geld kommt nach sieben Tagen. Das ist im Moment noch die grundsätzliche Ausrichtung, aber Sie sehen ja an der Anlage, dass wir das prinzipiell beschleunigen können, so wie wir das in anderen Leistungsbereichen auch schon organisiert haben. Dann könnte die Abrechnung sogar taggleich passieren. Ist das eLB-Verfahren exklusiv für TK-Versicherte oder gibt es andere Krankenkassen, die das ebenfalls anbieten? Gibt es eine Zusammenarbeit zwischen den Kassen mit dem Ziel, solche Quittierungssysteme kassenübergreifend zu implementieren? Ja, unbedingt. Es soll keinen Wettbewerb um Infrastruktur geben. Darum möchten wir uns da auf jeden Fall auch mit anderen Krankenkassen zusammentun. Das müssen die anderen Kassen natürlich auch wollen. Sie hatten es eingangs erwähnt, dass so etwas natürlich auch mit Kosten verbunden ist. Aber wir haben das von Anfang an offen gestaltet und sind da auch in Kooperation mit den anderen großen Ersatzkassen, wie der DAK und der BARMER, aber auch einer AOK, die sich bereits beteiligt hat. Wir möchten das Verfahren möglichst groß öffnen, damit wir in der Erprobungsphase möglichst weitreichende Erfahrungen sammeln und damit es für die Leistungserbringenden auch skalierbar ist. Die TK allein ist da nicht so relevant für die einzelnen Leistungserbringenden, dass es für sie auch einen messbaren Nutzen bringt. Das Ziel ist es, das als Blaupause Richtung gematik zu geben, damit es dort für alle übernommen wird. Ein kurzes Schlusswort: Sollten Heilmittelerbringerinnen und -erbringer beim eLB-Verfahren mitmachen? Unbedingt! Ich ermuntere Sie, machen Sie mit und bringen Sie die Digitalisierung gemeinsam mit uns voran. Herr Rupp, vielen Dank für das Gespräch.