Meinungsbild zum DVG

Von einem Gesetz, das das Wort „besser“ im Namen trägt, kann man einiges erwarten. Auch die Heilmittelbranche blickt gespannt darauf, ob das im November verabschiedete „Gesetz für eine bessere Versorgung durch Digitalisierung und Innovation“ (DVG) wirklich hält, was es suggeriert. Unter Therapeuten besonders im Gespräch ist das gesetzliche Vorhaben, die Verordnung von Heilmitteln in elektronischer Form zu ermöglichen. Wir wollten es genauer wissen und haben Therapeuten um ihre Meinung gebeten: Wie stehen sie zum Thema digitales Rezept? Entlastung vs. Mehrarbeit – kaum ein Thema spaltet die Praxisinhaber so sehr wie die Digitalisierung. Während die einen ihre Praxis bereits schon jetzt weitestgehend digital organisieren, halten andere eisern an Papier und Stift fest. Doch Fakt ist: Die Digitalisierung schreitet voran, Veränderungen auf Dauer zu verschmähen, ist keine Lösung. Womit Therapeuten und Praxisinhaber schon bald konfrontiert werden könnten, sind Verordnungen in elektronischer Form. Auch hier gibt es Befürworter und Verfechter – ein Meinungsbild aus einer up-Newsletterumfrage. Pro digitales Rezept Eine große Hoffnung ist, dass sich mit einer elektronischen Verordnung die Abrechnungsmodalitäten verbessern und sie die Therapeuten und Praxisinhaber entlasten. Das könne wie folgt aussehen: Der Patient kommt in die Praxis, die Karte wird eingelesen und die Daten werden an die Kassen übermittelt, die dann automatisch die Abrechnung in die Wege leiten. Das bedeute für Therapeuten eine Zahlungsgarantie – vorausgesetzt, die Behandlung fand wirklich statt und wurde verordnet. Ein weiterer Vorteil, den die Befragten in der elektronischen Verordnung sehen ist, dass diese für alle Beteiligten abrufbar ist – sofern die Patienten dem zugestimmt haben. Und: Sie sehen die Chance der Entbürokratisierung, was wiederum Zeit und damit Kosten spart. Etwa müssten sich die Therapeuten den Erhalt der Therapie nicht mehr bei jeder Behandlung aufs Neue unterschreiben lassen oder der Unterschrift hinterherlaufen, weil diese durch Eltern, Betreuer o. ä. erbracht werden muss. Zudem würde es aufhören, dass Therapeuten neben der digitalen Abrechnung auch noch die Originalrezepte an die Kostenträger bzw. Abrechnungsstellen schicken müssen – so die Hoffnungen an das digitale Rezept. Und: Die elektronische Verordnung könne die Stellung von Heilmittelerbringern im Gesundheitssystem stärken. Auch der Aspekt Wertschätzung wurde genannt: Die Einführung wäre ein Zeichen seitens der Politik, dass die Heilmittelerbringer wahr- und ernstgenommen werden. Contra digitales Rezept Doch nicht alle sehen Vorteile darin, Abläufe zu digitalisieren – mit Papier und Stift ginge es immer noch schneller. Als möglicher Nachteil wird auch der finanzielle Mehraufwand gesehen. Wenn das digitale Rezept verpflichtend käme, wären zwingend Investitionen in neue Technik und Software nötig. Die Digitalisierung bedeute zudem nicht nur einen Mehraufwand an materiellen, sondern auch an personellen Ressourcen. Mitarbeiter müssten beispielsweise geschult werden. Um die zusätzlichen Kosten zu decken, müssten im Gegenzug die Therapieleistungen besser bezahlt werden, so die Meinung. Ein weiterer Punkt: Die Frage nach der Datensicherheit. Bei Ärzten sehe man, dass die Einhaltung des Datenschutzes durch die Digitalisierung oft deutlich schwieriger kalkulierbar ist. Veränderungen müssen her Ob Befürworter oder Verfechter: Die Digitalisierung schreitet voran, daran geht kein Weg vorbei. Wir wollten daher wissen, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssten, damit die Vorteile für Therapeuten und Praxisinhaber überwiegen. 1. Keine Kann-Option, sondern verpflichtend Wäre das digitale Rezept – und alle in Zukunft kommenden Veränderungen – freiwillig, bestünde das Risiko, dass kleine oder ältere Praxen, die keine Lust oder Kapazitäten haben, etwas zu ändern, auf der Strecke blieben. Um dem entgegenzuwirken, seien verpflichtende Vorgaben nötig, auch wenn das Proteste mit sich bringen wird. 2. Bürokratie anpassen Unter den jetzigen, für die Verordnungen geltenden Fristen und Vorgaben, sei eine digitale Verordnung nicht so einfach umsetzbar. Es müsste einheitliche Regelungen für alle Kassen geben, ebenso wie für die Kommunikation mit den Ärzten. Noch mehr Fristen und Vorgaben würden hingegen Mehrarbeit und keine Entlastung bedeuten. Konkrete Vorschläge für Änderungen lauten: Die Abstandregel zwischen Ausstellung der Verordnung und Beginn der Behandlung müsse verworfen werden, die Therapeuten müssten mehr Entscheidungsfreiheit bezüglich der Verordnungsmenge, Frequenz, Umfang der Leistung pro Behandlung und therapeutischen Fachdiagnose erhalten und die vor Beginn einer der Behandlung notwendige Genehmigung einer Verordnung bei der GKV müsse entfallen. 3. Übergangsregelungen schaffen Diese seien notwendig, um es den Praxisinhabern zu ermöglichen, sich vorzubereiten und die Änderungen entsprechend der gesetzlichen Vorgaben umzusetzen. Die Digitalisierung bietet die Chance... ...für einen besseren interdisziplinären Austausch. Werden Informationen, Berichte und Co. digital gespeichert, können sich Therapeuten, Ärzte und andere Beteiligten unkompliziert und schnell untereinander austauschen – Informationen fließen direkt. ... für einen Austausch auf Augenhöhe mit den Ärzten. Davon profitieren alle Beteiligten: Die Therapeuten, die Ärzte und die Patienten, da sie bestmögliche Unterstützung erhalten. ... für virtuelle Besprechungen: Aktive Behandlungseinheiten mit den Patienten wären per Fernzuschaltung möglich. Außerdem gehören diese Artikel zum Themenschwerpunkt: Themenschwerpunkt Digitale-Versorgung-Gesetz Digitale Versorgung-Gesetz: Das steht drin Meinungsbild zum DVG Telematikinfrastruktur: Darum geht’s „Wir versuchen, Therapeuten niederschwellige Alternativen zur TI anzubieten.“ - Interview mit Dr. Ulf Maywald, Leiter des Geschäftsbereichs Arznei- und Heilmittel bei der AOK PLUS TI: Sorgenkind Datenschutz