Der Heilmittelkatalog wird überschaubarer

Mit der Neufassung der Heilmittel-Richtlinie 2020 zum 1. Oktober 2020 ändert sich auch der Heilmittelkatalog – und zwar spürbar. So reduziert sich unter anderem die Anzahl der Diagnosengruppen deutlich. Musste ein Arzt beispielsweise bisher in der Physiotherapie aus 21 verschiedenen Diagnosengruppen auswählen, so sind es zukünftig nur noch zwölf. Denn die aktuell noch gültige Einteilung einiger Diagnosengruppen in kurz-, mittel-, und langfristige Behandlungsbedarfe ist zusammengefasst worden. Das erspart viel Verordnungsbürokratie. Das betritt übrigens auch andere Fachgruppen, wenngleich nicht im selben Ausmaß. Die heute gültigen 16 Diagnosengruppen der Ergotherapie werden etwa ab Oktober auf 13 reduziert, aus den heute elf Gruppen der Logopädie werden zukünftig neun. Gleiche Basis Auch innerhalb der Diagnosengruppen hat sich einiges getan. Bei den Physiotherapeuten gilt bislang, dass die gewählte Leitsymptomatik darüber entscheidet, welche konkreten Heilmittel verordnet werden dürfen. Diese Einschränkung ist ab 1. Oktober 2020 hinfällig. Egal, welche Leitsymptomatik der Arzt ausgewählt hat, alle Heilmittel der Diagnosengruppe können verordnet werden. Da wir gerade von Besonderheiten der Physiotherapie sprechen: Bislang wird zwischen „vorrangigen“ und „optionalen“ Heilmitteln unterschieden. Auch dahingehend tritt eine Änderung ein. Der Arzt kann zukünftig verordnen, was immer den Patienten hilft. Leitsymptomatik vereinfacht Um die Verordnung für den Arzt zu vereinfachen, hat man beim G-BA die Systematik der Leitsymptome angepasst. Bislang gilt, dass in der Physiotherapie und der Podologie die Leitsymptomatik durch einen kleinen Buchstaben im Anschluss an die Diagnosengruppen-Kürzel auf der Verordnung einzutragen ist. Für die Bereiche Ergotherapie und Logopädie hingegen muss die Leitsymptomatik als Klartext auf der Verordnung eingetragen werden. In Zukunft ist die Leitsymptomatik des Heilmittelkatalogs fachübergreifend vereinheitlicht. Sie wird entweder als Buchstabe codiert („a)“, „b)“ oder „c)“) oder als Klartext auf der Verordnung angegeben. Es ist auch möglich, mehrere oder alle Leitsymptome anzugeben. Und wenn das nicht reicht, kann das Kürzel „x)“ angewendet werden, das für patientenindividuelle Symptomatik steht. Dann ist aber zwingend die Dokumentation als Klartext auf der Verordnung notwendig. Eine Verordnungsart Aktuell ärgern sich alle Ärzte und Therapeuten mit der Unterscheidung zwischen Erst- und Folgeverordnung herum. Richtig viel Sinn hat das nie gemacht – mit einer Ausnahme. Nur für Ergotherapeuten und Logopäden sind Erstverordnungen interessant, weil damit die Befundung zusätzlich abgerechnet werden kann. Da diese Unterscheidung sehr fehlerträchtig ist, werden sich aber vermutlich alle Beteiligten sehr darüber, wenn es ab Oktober nur noch eine Verordnung gibt. Zudem ist eine Höchstmenge je Verordnung vorgesehen, die wie bisher zwar unter-, aber niemals überschritten werden darf. Mehr Massage und D1 Auch die Höchstmenge je Verordnung ist aktuell immer wieder ein Problem. In der Physiotherapie beträgt diese im Normalfall sechs Behandlungen. Gleichzeitig dürfen die Heilmittel Massage und die Heilmittelkombination D1 insgesamt nur zehn Mal je Regelfall verordnet werden. In der Praxis sieht das dann oft wie folgt aus: Ärzte stellen zwei Verordnungen à sechs Behandlungen. Haben Therapeuten dieses Problem nicht im Blick, bekommen sie zwei Behandlungseinheiten gekürzt. Doch auch das ist zukünftig wesentlich einfacher geregelt, da die Höchstverordnungsmengen für Massage und die Heilmittelkombination D1 dann bei zwölf Behandlungseinheiten liegen. Frequenzen mit Spielraum Im aktuell gültigen Heilmittelkatalog wird als Frequenzempfehlung jeweils ein Mindestwert angegeben. Das führt dazu, dass Ärzte sich teilweise weigern, Frequenzspannen zu verordnen. Um die Patienten zukünftig angemessener versorgen zu können, sind im neuen Heilmittelkatalog die Empfehlungen immer als Frequenzspanne angegeben. Wie bisher dürfen Therapeuten nach Rücksprache mit dem Arzt die Frequenzen zudem selbst auf der Rückseite der Verordnung ändern. Ganz konkret bedeutet das für verordnende Ärzte ab Oktober 2020: Weniger Bürokratie beim Ausfüllen einer Heilmittel-VO Einfacherer Umgang mit dem schlankeren Heilmittelkatalog Einheitliche Struktur bei der Leitsymptomatik Mehr Ermunterung, Frequenzen an die Belastungsfähigkeit der Patienten anzupassen Ganz konkret bedeutet das für Therapeuten ab Oktober 2020: Weniger Bürokratie bei der Prüfung der VO auf Gültigkeit Ein kleines bisschen mehr Massage und D1 wird möglich Die optimale Frequenz wird viel wahrscheinlicher Keine Änderungen mehr wegen der Art der Verordnung Außerdem interessant: Serie Heilmittelkatalog Teil 1: Der Regelfall wird abgeschafft Heilmittel-Richtlinie heute und Neufassung ab 1. Oktober 2020 Heilmittel-Richtlinie: Neues Muster 13 ab Oktober 2020 01.10.2020: Die neue Heilmittel-Richtlinie tritt in Kraft