Gruppentherapie wird dynamischer

Bislang verordnen Ärzte Gruppentherapie, in dem sie ein Heilmittel verordnen und zusätzlich ein Kreuz beim Feld Gruppentherapie auf dem Verordnungsvordruck eintragen. Mit der Neufassung der Heilmittel-Richtlinie zum 1. Oktober 2020 ändert sich das Prozedere grundlegend. Das Feld Gruppentherapie gibt es auf den neuen Verordnungsvordrucken nicht mehr, stattdessen verordnet der Arzt das gewünschte Heilmittel mit dem Zusatz „Gruppe“. Welche Heilmittel als Gruppentherapie verordnet werden können, ergibt sich aus den Leistungsdefinitionen in den Abschnitten D bis H der Heilmittel-Richtlinie sowie aus dem Heilmittelkatalog. Dort werden in jeder Diagnosengruppe die möglichen Gruppentherapien aufgelistet. Die Grundlage für die Verordnung von Gruppentherapie hat sich nicht verändert. So wird in Paragraf zehn Heilmittel-Richtlinie in Satz zwei festgelegt: „Sofern Einzeltherapie medizinisch nicht zwingend geboten ist, ist wegen gruppendynamisch gewünschter Effekte oder im Sinne des Wirtschaftlichkeitsgebots Gruppentherapie zu verordnen.“ Aus dieser Formulierung hat zum Beispiel die KV Berlin abgeleitet, dass Gruppentherapie bevorzugt zu verordnen ist. Änderung von Gruppen- in Einzeltherapie weiterhin möglich Aber auch die Möglichkeiten der Therapeuten, Gruppentherapien in Einzeltherapie umzuwandeln, bleibt auch in der Neufassung der Heilmittel-Richtlinie unverändert bestehen: „Hat die Vertragsärztin oder der Vertragsarzt Gruppentherapie verordnet und kann die Maßnahme aus Gründen, die die Vertragsärztin oder der Vertragsarzt nicht zu verantworten hat, nur als Einzeltherapie durchgeführt werden, hat die Therapeutin oder der Therapeut die Vertragsärztin oder den Vertragsarzt zu informieren und die Änderung auf dem Verordnungsvordruck zu begründen.“ Es bleibt also dabei: Der Therapeut entscheidet darüber, ob die verordnete Gruppentherapie auch wirklich als Gruppentherapie stattfindet, oder er ob stattdessen eine Einzeltherapie durchführt (und abrechnet) und darüber den Arzt später informiert. Eine Rücksprache mit dem Arzt ist dafür auch in der Neufassung der Heilmittel-Richtlinie nicht vorgesehen. Auf dem neuen Verordnungsvordruck Muster 13 findet sich auf der Rückseite der Verordnung ein entsprechendes Feld zur Dokumentation der Veränderung. Jetzt Einzel- in Gruppentherapie umwandeln War es bislang nicht eindeutig geregelt, ob man als Therapeut eine Einzel- in eine Gruppentherapie umwandeln konnte, so wird in der Neufassung diese Möglichkeit ausdrücklich erwähnt. Der Wechsel von der Einzeltherapie in eine Gruppe ist gemäß § 16 Abs. 6 HeilM-RL dann möglich, wenn der betreffende Patient einverstanden ist und Einvernehmen (nach Rücksprache) mit dem verordneten Arzt hergestellt worden ist. Eine schriftliche Zustimmung des Arztes ist ausdrücklich nicht vorgesehen. Die Dokumentation der Abstimmung mit dem Arzt erfolgt durch den Therapeuten auf der Rückseite der Heilmittelverordnung. Die Neufassung verbietet den Wechsel innerhalb einer Verordnung von Einzel- zu Gruppentherapie und möglicherweise zurück nicht. Es bleibt also die Möglichkeit, hier flexibel auf die Bedürfnisse der Patienten einzugehen und die Möglichkeiten der Praxis zu berücksichtigen. Gruppentherapie zur Budgetschonung Wichtig ist es hier, den Unterschied wahrzunehmen: Eine Änderung der Gruppen- in eine Einzeltherapie ist ohne Zustimmung des Arztes möglich, er muss nur informiert werden (zum Beispiel durch den Therapiebericht). Wenn man dagegen eine Einzel- in eine Gruppentherapie umwandeln möchte, bedarf es dazu der vorherigen Abstimmung mit dem Arzt (zum Beispiel telefonisch). Damit können Ärzte weiterhin Gruppentherapie verordnen, um ihr Budget zu schonen. Das jedenfalls empfiehlt beispielsweise die KV Berlin ihren Mitgliedern. Denn wenn Therapeuten, so die KV, ohne Rücksprache die günstigere vom Arzt verordnete Gruppentherapie in Einzeltherapie umwandeln dürfen, dann kann das Verordnungsbudget des Arztes auch nur mit den Kosten der Gruppentherapie belastet werden. Das klappt auch weiterhin mit der Neufassung. Ganz konkret bedeutete das für verordnende Ärzte ab 10/2020: Gruppentherapie wird mit dem Zusatz „Gruppe“ zum Heilmittel verordnet Das Kreuz bei Gruppentherapie auf dem Verordnungsvordruck entfällt Veränderungen auf der Verordnung durch den Arzt hinsichtlich der Veränderung von Einzel- in Gruppen und Gruppen- in Einzeltherapie müssen nicht vom Arzt vorgenommen werden Budgetschonung durch bevorzugte Verordnung von Gruppentherapie funktioniert auch in Zukunft Ganz konkret bedeutet das für Therapeuten ab 10/2020: Weiterhin keine Einschränkungen bei Änderung von Gruppen- in Einzeltherapie Neue Möglichkeit, Einzel- in Gruppentherapie umzuwandeln Achtung: Bei der Auswahl der Therapieformen (Einzel/Gruppe) sollte auch immer der Preis pro Minute berücksichtigt werden. Bei einigen Therapieformen macht man auch bei vollen Gruppen Verlust. Mehr zu diesem Thema finden Sie auch im up-Schwerpunktthema „Gruppentherapie“ aus der Ausgabe 5/2017. 16 Abs. 6 Heilmittel-Richtlinie (Neufassung ab 01.10.2020) Hat die Vertragsärztin oder der Vertragsarzt Gruppentherapie verordnet und kann die Maßnahme aus Gründen, die die Vertragsärztin oder der Vertragsarzt nicht zu verantworten hat, nur als Einzeltherapie durchgeführt werden, hat die Therapeutin oder der Therapeut die Vertragsärztin oder den Vertragsarzt zu informieren und die Änderung auf dem Verordnungsvordruck zu begründen. Kommt die Therapeutin oder der Therapeut im Laufe der Therapie zu der Einschätzung, dass anstatt der verordneten Einzeltherapien einzelne Behandlungseinheiten in Form von Gruppentherapien durchgeführt werden sollten, ist dies nach Zustimmung der Versicherten oder des Versicherten und im Einvernehmen mit der verordnenden Vertragsärztin oder dem verordnenden Vertragsarzt möglich. Die einvernehmliche Änderung ist von der Therapeutin oder dem Therapeuten auf dem Verordnungsvordruck zu dokumentieren. Außerdem interessant: Serie Heilmittelkatalog Teil 4: Extrabudgetäre Verordnungen werden vereinheitlicht Serie Heilmittelkatalog Teil 3: Behandlungsfall wird zum Verordnungsfall Serie Heilmittelkatalog Teil 2: Der Heilmittelkatalog wird überschaubarer