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Mit dem Bachelor in die Praxisleitung

Interview mit Christian Assenbrunner Nach Ausbildung und vier Jahren Berufserfahrung begann Christian Assenbrunner mit dem berufsbegleitenden Bachelorstudium Physiotherapie/Ergotherapie an der Alice Salomon Hochschule. Im Anschluss daran übernahm er die Zwischenleitung in der Physiotherapiepraxis, in der er bereits während des Studiums arbeitete. Seit 2015 macht Assenbrunner den Master Management und Qualitätsentwicklung im Gesundheitswesen an der Alice Salomon Hochschule.
Mit dem Bachelor in die Praxisleitung
© Assenbrunner

up: Von welchen Inhalten des Bachelorstudiums profitieren Sie in Ihrer Rolle als Leiter besonders?

Christian Assenbrunner: Zum einen ist das Wissen aus dem Seminar Finanzbuchhaltung sehr hilfreich, wenn es um die Monatsabrechnungen und Kostenaufstellungen geht. Ich verstehe auch die Rechtslage von Therapeuten im Gesundheitssystem besser und kann mich leichter mit Themen wie Krankenkassenverordnungen auseinandersetzen. In Seminaren zu Personalführung und zum Konfliktmanagement habe ich viel gelernt, das mir im Umgang mit Patienten und Kollegen hilft.

Mit dem Wissen aus den Bereichen Change Management und Prozessmanagement fällt es mir viel leichter, Missstände im Praxisablauf zu erkennen, Lösungen zu finden und mir neue Geschäftsfelder zu erarbeiten, insbesondere im Bereich der Prävention und Gesundheitsförderung. Es war ein Mix aus allen Vorlesungen, durch die ich mir Fach- und Sozialkompetenzen angeeignet habe – beides ist wichtig, wenn es um die Leitung einer Praxis geht.

up: Haben Sie es als sinnvoll empfunden, dass das Studium interdisziplinär angelegt war?

Christian Assenbrunner: Ich habe von dem interdisziplinären Ansatz total profitiert. Der Austausch mit den Ergotherapeuten war ein absoluter Mehrwert. Ich konnte ein Verständnis dafür entwickeln, wie die einzelnen Akteure im Gesundheitswesen miteinander agieren und welche Rolle Physiotherapeuten dabei einnehmen. Durch den Blick über den Tellerrand bin ich nun viel besser in der Lage, meine eigene Arbeit zu hinterfragen und die Arbeit anderer Heilberufe zu reflektieren.

up: Stellen Sie sich vor, wir leben im Jahr 2030. Welchen Stellenwert hat die akademische Ausbildung in Therapieberufen?

Christian Assenbrunner: Ich hoffe doch, einen sehr großen. Wir Therapeuten sind in Deutschland immer noch auf einem mühseligen Weg, uns als Profession zu emanzipieren. Ich wünsche mir, dass es endlich mehr primärqualifizierende Studiengänge gibt. 2030 sollte es ganz selbstverständlich sein, eine praktische Ausbildung und einen akademischen Abschluss parallel zu erlangen. Alle Gesundheitsfachberufe studieren dann an einem Gesundheitscampus, auch die Ärzte. Die Ausbildung in den Grundwissenschaften erfolgt gemeinsam, ab einem gewissen Semester spezialisieren sich dann alle. Ich denke, davon profitieren nicht nur Ärzte und Therapeuten, sondern vor allem auch die Patienten.

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