Ein Freund, ein guter Freund…

Freunde sind Menschen, mit denen man gerne seine Zeit verbringt – in der Regel die Freizeit. Manche Freunde arbeiten aber auch zusammen, haben sich zum Beispiel in der Praxis kennengelernt. Mitunter schwierig wird es, wenn Chef und Mitarbeiter auch privat eng verbunden sind, denn dann kann es in Praxis zu Unstimmigkeiten kommen – etwa weil andere Mitarbeiter eifersüchtig reagieren oder der Freund seine Position dem Chef gegenüber ausnutzt. Sie sind gerade auf der Suche nach einem neuen Therapeuten, Ihr guter Freund ist an seinem aktuellen Arbeitsplatz unzufrieden. Einfache Lösung: Er fängt bei Ihnen an! So ist beiden Seiten geholfen – aber nur, wenn Sie klare Regeln festlegen und sich vorher folgende Fragen stellen: Frage 1: Ist mein Freund der Beste für die Stelle? Es geht nicht darum, Zeit mit dem Freund zu verbringen, sondern den passenden Mitarbeiter für die Praxis zu finden. Fragen Sie sich darum ehrlich, ob Sie ihn anhand der objektiven Qualifikationen auch einstellen würden, wenn er sich auf üblichem Weg beworben hätte. Gelten hier bereits Freundschaftsregeln, ist das ein schlechter Start für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Frage 2: Können wir privat und beruflich trennen? Das ist eine Frage, die sich beide Seiten stellen sollten. Denn in der Freizeit begegnen Sie sich auf Augenhöhe, in der Praxis sind Sie der Chef. An diesem Machtgefälle können selbst die besten Freundschaften zerbrechen. Ein weiteres Risiko: Sie bringen Unruhe ins Team, wenn Sie Ihren Freund anders behandeln, als die anderen Mitarbeiter. Das fängt schon damit an, wenn Ihr Freund Sie duzt, während für die anderen Mitarbeiter das „Sie“ gilt. Frage 3: Kann ich auf den beruflichen Rat meines Freundes verzichten? Wenn Sie einen Freund einstellen, wird es schwierig, mit ihm über berufliche Themen zu sprechen. Zum einen bringt es Unruhe ins Team, wenn die Kollegen merken, dass Sie mit Ihrem Freund über die anderen Mitarbeiter sprechen. Aber auch Ihren Freund bringt es in eine schwierige Lage. Denn nicht alles, was unter Kollegen besprochen wird, ist auch für die Ohren des Chefs bestimmt. Sie sollten Ihre Freundschaft also nicht ausnutzen, um die Mitarbeiter zu „bespitzeln“. Feste Regeln vereinbaren Haben Sie diese Fragen gründlich bedacht und sich für eine Zusammenarbeit entschieden, beachten Sie im Praxisalltag folgende Regeln: Situation offen ansprechen: Versuchen Sie nicht, Ihr privates Verhältnis zueinander vor den anderen zu verheimlichen. Das wird auf Dauer ohnehin nicht funktionieren. Gehen Sie lieber offen damit um und erklären Sie, wie Sie Arbeit und Privates trennen, dass für den Freund die gleichen Regeln gelten, wie für alle anderen auch, etc. So nehmen Sie manchen Befürchtungen gleich den Wind aus den Segeln. Privates bleibt vor der Tür: Während der Arbeit sprechen nicht mehr über private Themen als Sie es auch mit den anderen Mitarbeitern tun. Sonst fühlen sich die anderen ausgeschlossen. Planen Sie Ihre privaten Aktivitäten in der Freizeit. Aufmerksamkeit gleichmäßig verteilen: Verbringen Sie nicht jede Mittagspause mit Ihrem Freund, sondern treffen Sie sich dafür nach Feierabend. Als Chef verdienen alle Mitarbeiter Ihre Aufmerksamkeit gleichermaßen. Keine Sonderbehandlung: Für Ihren Freund gelten die gleichen Regeln, wie für alle anderen. Verletzt er diese, reagieren Sie wie bei jedem anderen Mitarbeiter auch – und zwar von Anfang an. Wenn Sie befürchten, dass Ihre Freundschaft darunter leiden könnte, überdenken Sie die Zusammenarbeit lieber nochmal. Auch bei der Urlaubsplanung oder Arbeitszeitverteilung dürfen keine Freundschafts-Sonderregeln gelten. Probezeit vereinbaren: Sprechen Sie mit Ihrem Freund regelmäßig darüber, wie die Zusammenarbeit läuft. Dabei ist es wichtig, dass Sie ehrlich zueinander sind – und im Ernstfall auch die Reißleine ziehen und beruflich wieder getrennte Wege gehen. Außerdem interessant: Virtuelle Mitarbeiterführung Mitarbeiter richtig motivieren