Raus aus der Behandlung
„Ich bin eher zufällig Dozentin geworden, aber mein Interesse am Unterrichten war von Anfang an da“
Interview mit Friederike Unterlehberg, Physiotherapeutin und Dozentin an der Physiotherapieschule Damp
Nach der Ausbildung zum Therapeuten, ob nun Logopäde, Ergo- oder Physiotherapeut, führt der Weg für die meisten Berufseinsteiger direkt in die Praxis. Sie behandeln Patienten. Es gibt nach der Ausbildung oder dem Studium aber noch andere Möglichkeiten, zu arbeiten. Friederike Unterlehberg erzählt, wie sie Dozentin an einer Physiotherapieschule geworden ist, was sie an diesem Job mag und was sie ihren Schülern empfiehlt.
Frau Unterlehberg, was machen Sie genau beruflich?
UNTERLEHBERG | Ich bin seit mittlerweile acht Jahren Dozentin an der Physiotherapieschule Damp, an der Ostseeklinik Damp. Das ist eine private Schule. Ich gebe dort den Theorieunterricht und bin zusätzlich für die Praktikumsbetreuung zuständig. Bei uns ist es so, dass die Schüler einen halben Tag Unterricht haben und die andere Hälfte des Tages am Patienten arbeiten. Außerdem kümmere ich mich um das ganze Drumherum. Ich organisiere beispielsweise die Praktika. Dadurch entsteht eine schöne Mischung an Tätigkeiten. Die Unterrichtszeit ist zwar festgesetzt, aber ich kann mir frei einteilen, wann ich die Schüler am Patienten begleite, Klausuren korrigiere oder mir die Zeit für Vorbereitungen nehme.
Haben Sie vor Ihrer Tätigkeit als Dozentin als Physiotherapeutin gearbeitet?
UNTERLEHBERG | Ja, ich habe vorher ungefähr sechs Jahre als Physiotherapeutin gearbeitet. Nach meinem Examen habe ich nebenbei meinen Bachelor noch fertig gemacht. Anschließend habe ich ein Jahr gearbeitet und dann noch parallel meinen Master angeschlossen. Danach wusste ich dann erst einmal nicht so richtig, was ich machen soll und habe gute zwei Jahre angestellt und frei als Physiotherapeutin gearbeitet.
Wie sind Sie darauf gekommen, Dozentin zu werden?
UNTERLEHBERG | Während meines Abiturs war mir immer klar: Entweder studiere ich auf Lehramt oder mache Physiotherapie. Ich habe mich dann für die Physiotherapie entschieden, weil ich nicht einfach nur studieren wollte. Nach meinem Master hätte ich mir auch eine Tätigkeit bei der Krankenkasse oder im Bereich Gesundheitsförderung vorstellen können. Über den Verteiler der FH Kiel kam dann das Stellenangebot der Physiotherapieschule Damp. Erst dachte ich, ich habe eh nicht genug Berufserfahrung und da müsse ich mich gar nicht bewerben. Drei Tage vor Bewerbungsschluss habe ich es dann doch gewagt. Ich hatte ja nichts zu verlieren. Und dann hat es tatsächlich geklappt. Das war also eher Zufall, aber mein Interesse fürs Unterrichten war von Anfang an da.
Also war die Entscheidung, es einfach zu versuchen, bei Ihnen goldrichtig?
UNTERLEHBERG | Absolut, mir macht die Arbeit sehr viel Spaß. Es ist einfach auch entspannter, als den ganzen Tag an der Bank zu stehen und im 20- oder 30-Minuten-Takt Patienten zu behandeln. Hier kann ich mir meine Arbeit freier einteilen. Und natürlich macht die Arbeit mit den Schülern einfach unglaublich viel Spaß. Am 1. Oktober starten bei uns die neuen Schüler, die dann ja noch nichts können. Das ist immer ganz spannend, wie schnell sie dann mit den Fachbegriffen hantieren und Patienten behandeln. Für einen selbst bedeutet dieser Job aber auch, dass man sich
kontinuierlich weiterbilden muss, um auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand zu bleiben. Die Zeit fehlt in der Praxis oft. Außerdem wird man schon besser bezahlt als in den Praxen. Dafür haben wir Sommer- und Winterferien, die festgelegt sind. In dieser Zeit muss ich dann natürlich auch den Großteil meines Urlaubs nehmen. Ich habe auch nicht die ganzen Ferien frei, sondern ganz normal 30 Tage Urlaub.
Welche Voraussetzungen mussten Sie für den Dozentenjob mitbringen?
UNTERLEHBERG | Also bei uns an der Schule war es Pflicht, dass ich studiert habe. Das ist aber nicht an allen Schulen so. Ich hätte aber keinen Master gebraucht, der Bachelor hätte gereicht. Natürlich muss man Physiotherapeut sein und der gesuchte Bereich musste passen – in meinem Fall Orthopädie. Ansonsten gab es keine besonderen Voraussetzungen.
Was würden Sie mit Ihrer heutigen Erfahrung anders machen? Was möchten Sie zukünftig angehen?
UNTERLEHBERG: Ich würde einen Master wählen, bei dem ich ein wenig mehr pädagogische Ausrichtung hätte. Außerdem bin ich momentan nur an der Schule. Wenn meine Kinder etwas größer sind, möchte ich auch noch mal wieder ein paar Stunden in die Praxis gehen. Ich finde, man sollte auch den Schülern von seinem Erfahrungsschatz berichten können.
Gibt es bestimmte Hürden für den Beruf als Dozentin?
UNTERLEHNBERG | Eigentlich nicht. Das größte Problem ist, dass es freie Stellen geben muss. Es gibt ja nicht so viele Berufsfachschulen in dem Bereich. Da muss man etwas Glück haben.
Wenn einer Ihrer Schüler zu Ihnen kommt und sagt, er möchte auch Dozent werden, was raten Sie?
UNTERLEHBERG | Ich würde empfehlen, auf jeden Fall ein Studium zu absolvieren und den pädagogischen Bereich einzubeziehen. Man kann sich auch für ein Praktikum bewerben. Und man sollte auch befristete Verträge annehmen. Dann hat man schon mal einen Fuß in der Tür. Ich bin damals über eine Schwangerschaftsvertretung hineingerutscht.