„Manchmal ist es gut, nicht zu wissen, was kommt“
Herr Schulmeister, wie sind Sie zu dem Beruf gekommen? Und wie lange sind Sie schon Podologe?
SCHULMEISTER | Wie bei allen jungen Menschen kommt irgendwann die Frage auf, was man beruflich
machen möchten. Dass mein Bruder und ich selbstständig sein wollten, das war von Anfang an klar. Meine beiden Elternteile führten seit 1989 eigene Praxen, mein Vater eine Physiotherapie- und Podologiepraxis, meine Mutter eine Podologiepraxis. Unser Vater hat dann gesagt: „Werdet Podologen, das ist der jüngere Berufszweig, da könnt ihr mehr erreichen als in der Physiotherapie.“
Mein Bruder und ich haben dann vor gut zehn Jahren relativ zeitgleich die Ausbildung zum Podologen abgeschlossen. Danach haben wir je einen Praxisstandort meiner Mutter geleitet. Irgendwann kam unser Vater auf uns zu und hat uns gefragt, ob wir seine Praxis übernehmen möchten. 2018 haben mein Bruder und ich dann eine GbR gegründet und die Praxis übernommen. Wir haben weitere Praxen gekauft und sind aktuell Inhaber von fünf Standorten.
Zusätzlich haben Sie und Ihr Bruder 2021 Ihre ersten Fußpflegeprodukte auf den Markt gebracht. Wie kam die Idee?
SCHULMEISTER | Ich habe einen Patienten, der seit Jahren bei mir in Behandlung ist. Er ist ein TeleshopExperte und hat schon viele Marken großgemacht. Ende 2019 war er in Brasilien. Er hatte eine kleine Verletzung am Finger, die einfach nicht heilen wollte. Eine Bekannte, Ureinwohnerin aus dem Amazonasgebiet, hat ihm dann die Andiroba-Nuss empfohlen, die u. a. die Wundheilung verbessert. Wieder zurück, hat er uns davon berichtet und uns vorgeschlagen, ob wir nicht ein Fußpflegeprodukt zusammen entwickeln möchten. Wir haben viel recherchiert, Studien nachgelesen. Dann war klar, dass Andiroba unser Inhaltsstoff wird.
Und wie ging es dann weiter?
SCHULMEISTER | Anfang 2020 konnten wir nur mit der Idee einen Pitch beim Teleshopping-Sender QVC gewinnen. 2020 und 2021 entwickelten wir dann unser erstes Produkt. 2021 gingen wir bei QVC on Air und präsentierten es. Mittlerweile bieten wir drei verschiedene Schäume und ein Nagelöl an. Wir haben eine Grundpflege, den 24 Stunden Schaum, einen speziellen Schaum gegen Hornhaut und Schrunden und einen gegen Schweißfüße. Das Nagelöl enthält den höchsten Anteil des Inhaltstoffs. Das Produkt kann man auch mal bei kleineren Verletzungen an den Füßen verwenden, etwa bei rissiger Haut. Bei diesen Produkten allein soll es aber nicht bleiben, wir entwickeln gerade die nächsten beiden.
Wie sind Sie die Entwicklung angegangen?
SCHULMEISTER | Das war am Anfang echt ein Akt. Wir hatten im Bereich Produktentwicklung von nichts eine Ahnung und mussten uns viel Wissen aneignen, etwa zu Produktzusammensetzungen und Inhaltsstoffen. Wir benötigten ein Labor für die Herstellung der Produkte und einen Lohnabfüller, der das fertige Produkt abfüllt. Durch einen Zufall haben wir beides in der Region Niederrhein gefunden. Wir haben dem Labor mitgeteilt, was wir gerne hätten. Die haben uns dann Feedback gegeben, was funktioniert und was nicht. Irgendwann haben wirdann die ersten Muster bekommen und getestet. Es hat einige Zeit gedauert, bis wir dann endlich das fertige Produkt in den Händen hielten.
Was waren die größten Hürden?
SCHULMEISTER | Die gesamte Erstanlieferung bei QVC war ein Graus. Wir mussten uns mit vielen Regularien vertraut machen, was erlaubt ist und was nicht. Wir hatten keine Ahnung davon. Das hat alles sehr viel Zeit gekostet. Während der Zeit ist uns auch einer der bisher größten Fehler unterlaufen. Die Kartons, in denen wir unsere Produkte an QVC gesendet haben, hatten nicht die passenden Maße für das System vor Ort. Wir mussten uns also jemanden suchen, der alle Produkte umpackt. Wir beschäftigen seit je her einen Mitarbeiter von einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung in einer unserer Praxen. Darüber haben wir dann das Angebot für das Umpacken erhalten und arbeiten auch heute noch mit der Einrichtung zusammen.
Und was waren die größten Learnings?
SCHULMEISTER | Eine der größten Einsichten war sicher, dass es lohnt, sich hier und da professionelle Hilfe zu holen. Wir hatten beispielsweise einen Coach, der uns bei der Strukturierung geholfen hat. Zudem haben wir gemerkt, dass es sehr hilfreich ist, mit so vielen Menschen wie es geht, über die Ziele reden. Damit schafft man zum einen Verbindlichkeit, aber man bekommt auch super viel an Erfahrungswerten zurück. Und nicht zuletzt: ausreichend Zeit einplanen. Unser Zeitrahmen war oft zu eng gesteckt, wodurch wir ihn häufig nicht einhalten konnten.
Wir sind mit einer recht blauäugigen Herangehensweise in das ganze Projekt gestartet. Das hat manches erschwert und etwa zu dem Fauxpas mit den Kartons geführt. Doch die Erfahrung hatte auch etwas Gutes. Wir haben uns viel Wissen zu Themen angeeignet, über die wir uns vorher gar kein Kopf gemacht haben. Manchmal ist es gut, nicht zu wissen, was kommt. Kommen die Herausforderungen, dann packt man sie an und macht einfach.