Number Crunching
Schritt 1: Die Einnahmen
Umsatz planen
Der Umsatz errechnet sich aus der Menge der erbrachten Leistungen und dem Erlös pro Einheit. Wie viel Leistung Deine Praxis erbringen kann, richtet sich nach der Anzahl der Wochenstunden, die Du selbst behandelst, sowie der Anzahl der Mitarbeiter, der Dauer der jeweiligen Behandlungen etc. Die Preise sind für die GKV-Leistungen in Preislisten festgelegt. Für privat versicherte Patienten bestimmst Du die Preise selbst. In der Regel liegen sie beim 1,4- bis 2,3fachen der GKV-Preise.
Aus dem Umsatzplan lässt sich also erkennen, mit welcher Leistung wie viel Geld in die Praxis kommt. Wenn Du Deine Kosten bereits kennst, kannst Du so auch errechnen, wie viele Leistungen die Praxis erbringen muss, um die Kosten zu decken.
Umsatzplan erstellen
Tabelle 1 gibt Dir den Rahmen für einen Umsatzplan vor. Hier trägst Du ein, wie die Umsätze im ersten Jahr voraussichtlich ausfallen werden (s. Beispiel KG GKV). Die obere Hälfte der Tabelle zeigt, wie viele Behandlungen im ersten Jahr durchgeführt werden. Die untere Hälfte zeigt die entsprechenden Umsätze.
Bedenke dabei, dass es in den einzelnen Monaten auch Schwankungen geben kann, weil etwa während der Sommerferien oder zwischen Weihnachten und Neujahr weniger Behandlungen stattfinden. Es ist wichtig, dass Du die hier aufgeführten Zahlen auch begründen kannst, etwa wenn Du einen Kredit beantragst. Mögliche Frage: Wodurch steigt der Anteil an Privatpatienten? Antwort: Gute Kontakte zu Orthopäden mit Privatpraxis vor Ort.
Für das erste Geschäftsjahr führt der Umsatzplan Zahlen für jeden Monat auf. Für die folgenden Jahre reicht es aus, die Gesamtzahl der jeweiligen Verordnungsarten und die daraus resultierenden Umsätze für das Jahr anzugeben. Dabei gilt es auch zu überlegen, was sich in den kommenden Jahren verändern wird. Steigen die GKV Preise? Werden mehr Privatpatienten behandelt? Kommen neue Leistungen/neue Mitarbeiter hinzu? usw.
Schritt 2: Die Ausgaben
Kapitalbedarfsplan: Wie viel Geld brauche ich?
Die Frage, wie viel Geld für die Existenzgründung benötigt wird, beantwortet der Kapitalbedarfsplan. Der Kapitalbedarf setzt sich aus den folgenden Punkten zusammen:
1. Kosten für die private Lebensführung (für die ersten drei bis sechs Monate)
Bei der Existenzgründung drehen sich alle Gedanken um die Praxis. Du darfst aber nicht vergessen, auch an Dich und Deine privaten Kosten zu denken. Erstelle also einen Plan mit Deinen Fixkosten wie Miete, Handy, Haushaltsgeld (Essen, etc.), Versicherungen, Freizeit, Urlaub, Rücklagen für größere Anschaffungen usw. Auch diese Kosten sollten für die ersten drei bis sechs Monate der Existenzgründung gesichert sein.
2. Investitionsplan (Ausstattung, Verbrauchsmaterial, usw.)
Der Investitionsplan listet die sogenannten Anlagegüter auf. Das sind Vermögenswerte, die auf Dauer in der Praxis genutzt werden sollen. Dazu gehört beispielsweise die Büro-Ausstattung (Computer, Telefon, Praxissoftware, etc.), Möbel, Elektrogeräte, usw. Außerdem fallen darunter natürlich auch Geräte und Ausstattung, die Du für die Behandlung benötigst, wie etwa Therapiebänke. Tipp: Achte darauf, dass die Ausstattung zweckmäßig ist, d. h. nicht billig oder minderwertig, sondern so, dass sie ihren Zweck (auch entsprechend der Zulassungskriterien der GKV) erfüllt. Auch „Kleinvieh“ gehört in den Investitionsplan, also Verbrauchsmaterialien wie etwa Fango oder Tape.
Tipp: Gehe die Praxis im Kopf Raum für Raum durch und notiere, was alles vorhanden sein muss, damit Du direkt mit der Therapie loslegen kannst.
3. Gründungskosten (einmalig)
Auch die Gründung selbst kostet Geld, etwa für die Beratung durch einen Rechtsanwalt, Steuer- oder Unternehmensberater, für Notar, Seminare, Genehmigungen, Besuch von Messen u. v. m..
4. Markteintrittskosten (einmalig)
Rückt die Praxiseröffnung näher, geht es darum, sie bekannt zu machen. Auch das kostet. Du musst eine Marketingkonzept erstellen und entsprechende Maßnahmen durchführen. Dazu gehört sicher der Internetauftritt, ggf. auch Flyer, Broschüren, Plakate, ein Tag der offenen Tür, Anzeigen in Print- und/oder Onlinemedien, Briefe an umliegende potenzielle Kooperationspartner, wie etwa Ärzte, in denen Du Dich und Deine Leistungen vorstellst. Auch für alle diese Punkte gilt es, den Kapitalbedarf zu ermitteln.
Laufende Kosten kalkulieren
Selbst wenn kein einziger Patient durch die Tür kommt, fallen in der Praxis Kosten an. Den größten Posten bilden dabei die Personalkosten, also die Gehälter der Mitarbeiter inklusive Lohnnebenkosten. Von den Kapazitäten der Mitarbeiter hängt auch ab, wie viel Umsatz die Praxis erwirtschaften kann. Neben den Kosten des Mitarbeiters gehören also auch seine Kapazitäten (verfügbare Jahresstunden) sowie der geplante Umsatz des Mitarbeiters zur Mitarbeiterplanung (siehe Tabelle 3).
Weitere Kosten
Zu den Ausgaben für die Mitarbeiter kommen noch weitere Fixkosten wie Miete, Strom, Telekommunikation, Versicherungen etc. sowie variable Kosten für Verbrauchsgüter, wie beispielsweise Tape oder Fangopackungen.
Gut zu wissen: Auf www.existenzgreunder.de findest du einen Kostenplan als PDF, in die Du Deine Kosten direkt übersichtlich eintragen kannst: https://tinyurl.com/2y2dek5d. |
Schritt 3: Rentabilität prüfen
Erwirtschaftet die Praxis Gewinn?
Die Antwort gibt die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV), auch Rentabilitäts- oder Erfolgsrechnung genannt (siehe Tabelle 4). Hier werden die Detailpläne zusammengetragen und die Kosten von den Umsätzen abgezogen. Was übrig bleibt, ist der Gewinn. Am Anfang wird diese Rechnung wahrscheinlich Verluste aufzeigen, denn während die Praxis noch nicht voll ausgelastet ist, fallen bereits die vollen Kosten an. Du solltest mindestens für die ersten drei Jahre einen Plan für die Gewinn- und Verlustrechnung erstellen.
Flüssig bleiben: Der Liquiditätsplan
Liquide sein heißt, Du kann Deine laufenden finanziellen Verpflichtungen erfüllen. Dabei musst Du wissen, dass Geld, das Du mit einer Behandlung verdienst, nicht sofort auf Deinem Konto landet. Verordnungen werden erst abgerechnet, wenn sie abgearbeitet sind, Privatpatienten zahlen vielleicht erst nach ein paar Wochen. Der Liquiditätsplan zeigt, wann Geld zu- bzw. abfließt (siehe Tabelle 5). Hier werden dieselben Positionen geplant, wie in der Gewinn- und Verlustrechnung, wobei hier der Zeitpunkt der Ein- oder Auszahlung entscheidend ist.
Schritt 4: Finanzierungsplan
Woher kommt das Geld?
Der Finanzierungsplan zeigt auf, woher das Geld für die Existenzgründung kommt. In der Regel setzt er sich zusammen aus Eigenkapital und Fremdmitteln. Auf Basis der im Finanzierungsplan festgelegten Finanzierungsinstrumente erfolgt die Planung der Zins- und Tilgungszahlungen. Wann die Tilgung (Rückzahlung) bei einem Kredit einsetzt, kann unter Umständen für die neue Praxis von elementarer Bedeutung sein. Deshalb legst Du in enger Zusammenarbeit mit dem Berater den Zeitpunkt des Tilgungsbeginns fest. Die Planung der Zins- und Tilgungszahlungen erfolgt in der Regel für die gesamte Laufzeit des jeweiligen Kredits.
Businessplan Der Businessplan dient dazu, Kapitalgeber von Deiner Idee zu überzeugen. Neben diesen Detailplänen gehören dazu noch Dein Lebenslauf, Erläuterungen, natürlich eine Einleitung und ggf. weitere Informationen. |