Covid-19 in der Heilmittelpraxis

Einer Ihrer Therapeuten hatte engen Kontakt zu einem Menschen, der nun an Corona erkrankt ist – oder er wurde selbst positiv auf das Virus getestet. Nun stellen Sie sich die Frage: Muss ich alle Therapeuten in Quarantäne schicken, die Patienten informieren und die Praxis schließen? Die Antwort: Das Gesundheitsamt entscheidet. Als Heilmittelerbringer haben Sie ein erhöhtes Risiko, sich selbst mit SARS-CoV-2 zu infizieren, denn Sie haben täglich engen Kontakt zu vielen verschiedenen Menschen. Gleichzeitig benötigen zumindest einige Ihrer Patienten dringend Therapie und können auch in Krisenzeiten nicht darauf verzichten. Um die Versorgung sicherzustellen, müssen Sie als Praxisinhaber zudem darauf achten, dass Ihre Mitarbeiter gesund und somit einsatzfähig bleiben. Erste Sicherheitsvorkehrungen treffen Zeigt einer Ihrer Therapeuten respiratorische Symptome oder unspezifische Allgemeinsymptome oder hatte Kontakt zu einer positiv getesteten Person, sollten Sie ihn zunächst sofort nach Hause schicken – oder wenn möglich gar nicht erst in die Praxis kommen lassen. Informieren Sie Ihre Mitarbeiter, dass sie sich im Zweifelsfall telefonisch bei Ihnen melden sollen. Gleichzeitig ist es wichtig, dass Ihr Mitarbeiter bei seinem Hausarzt oder einer anderen Stelle ebenfalls auf Covid-19 getestet wird. In der Zwischenzeit sollten Sie alle Oberflächen in der Praxis reinigen und desinfizieren und die Räumlichkeiten gut lüften. Versuchen Sie nachzuvollziehen, zum wem der erkrankte Therapeut in den letzten 14 Tagen Kontakt hatte – Patienten und andere Mitarbeiter. Diese Informationen sind wichtig und müssen bei einem positiven Test dem Gesundheitsamt vorgelegt werden. Das Robert Koch-Institut hat dazu eine Kontaktpersonennachverfolgungsgrafik entwickelt. Arzt und Gesundheitsamt treffen nötige Entscheidungen Der Hausarzt Ihres betroffenen Mitarbeiters entscheidet, ob er ihn vorsorglich krankschreibt und ordnet bei Verdacht einen Coronatest an. Ist das Ergebnis positiv, muss er es dem Gesundheitsamt melden. Dieses wendet sich dann an den Arbeitgeber, also Sie als Praxisinhaber und bespricht mit Ihnen die weiteren Regelungen, zum Beispiel, ob Kontaktpersonen in häusliche Quarantäne müssen oder nicht. Das Gesundheitsamt entscheidet am Ende auch, wann der erkrankte Therapeut wieder zur Arbeit kommen darf. Um einen Personalmangel zu vermeiden, hat das RKI Empfehlungen für medizinisches Personal in Arztpraxen und Krankenhäusern sowie für medizinisches und nicht-medizinisches Personal in Alten- und Pflegeheimen veröffentlicht, an denen auch Sie als Praxisinhaber sich orientieren können. Denn das Gesundheitsamt folgt den Vorgaben zur Kontaktpersonennachverfolgung des RKI. Wichtig: Inwiefern die RKI-Leitlinien für medizinisches Personal am Ende auch auf Heilmittelpraxen übertragen werden können, entscheidet immer das zuständige Gesundheitsamt. Praxisinhaber haben damit aber die Chance, sich gut vorzubereiten und so das Risiko einer Schließung der Praxis zu verringern. Sprich: Ist einer Ihrer Mitarbeiter infiziert oder hatte Kontakt zu einem Patienten, der nachweislich an Covid-19 erkrankt ist, finden Sie heraus, unter welche der folgenden für Heilmittelpraxen relevanten Kategorien der Kontakt fällt und welche Maßnahmen eventuell beschlossen werden können: Kategorie I Ein Mitarbeiter hatte ohne Schutzausrüstung Kontakt unter zwei Metern zu einem Covid-19-Fall. Ein Therapeut hat mehr als 15 Minuten lang ein face-to-face-Gespräch mit einer infizierten Person geführt – ohne Schutzausrüstung. Ein Mitarbeiter hatte Kontakt zu Sekreten oder Körperflüssigkeiten eines bestätigten Covid-19-Falls. Mögliche Maßnahmen: Kein Personalmangel: häusliche Isolation für die nächsten 14 Tage Relevanter Personalmangel: Rücksprache mit dem Gesundheitsamt, ob es möglich ist, die häusliche Isolation auf sieben Tage herabzusetzen – unter der Voraussetzung der Symptomfreiheit. Treten keine Beschwerden auf, kann der Mitarbeiter mit Mund-Nasen-Schutz (MNS) wieder arbeiten. Machen sich doch Symptome bemerkbar, sollte er sich auf SARS-CoV-2 testen lassen. Kategorie II Ein Therapeut befand sich mit einem bestätigten Covid-19-Fall in einem Raum, hat aber kein 15-minütiges face-to-face-Gespräch mit dieser Person geführt. Kategorie III Der Abstand zwischen einem Mitarbeiter und der infizierten Person betrug stets mehr als zwei Meter. Mögliche Maßnahmen: Sind die betroffenen Mitarbeiter symptomfrei, können sie mit MNS weiter normal arbeiten – die allgemeinen Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln sind natürlich weiterhin einzuhalten. Treten Symptome auf, sollte ein Test erfolgen. Tipp: Die Deutsche gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) hat die Broschüre „Coronavirus SARS-CoV-2 – Verdachts-/Erkrankungsfälle im Betrieb“ herausgebracht, die Ihnen als Leitfaden dienen kann. Außerdem interessant: Coronakrise und Arbeitsrecht Anwälte: Keine Abmahnung wegen selbstgenähter Masken bekannt RKI: So können Masken wiederverwendet werden