Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität

Transidente fühlen sich mit ihrem biologisch zugewiesenen Geschlecht falsch bzw. unzureichend beschrieben oder lehnen jede Form der Geschlechtszuweisung oder -kategorisierung grundsätzlich ab. In der 2019 verabschiedeten „ICD-11“ wird in diesem Zusammenhang von „Geschlechts-Inkongruenz“ gesprochen. Der Begriff Intersexualität bezeichnet biologische Besonderheiten bei der Geschlechtsdifferenzierung. Intersexuelle Körper weisen Merkmale vom weiblichen und männlichen Geschlecht auf. Als biologische Ursachen gelten beispielsweise Abweichungen der Geschlechtschromosomen, genetisch oder medikamentös bedingte hormonelle Entwicklungsstörungen und Unfälle. Starre Geschlechtergrenzen überwinden Die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität, kurz dgti, tritt seit 1998 für mehr Offenheit gegenüber der eigenen Identität, für die Vielfalt menschlichen Daseins und für die Überwindung starrer Geschlechtergrenzen ein. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die gesellschaftliche Akzeptanz von Transidenten zu fördern und ihrer Stigmatisierung entgegenzuwirken. Viele Transfrauen, Transmänner und Intersexuelle müssen sich den Raum für ein menschenwürdiges Leben jedoch immer noch erkämpfen. Auch hierbei unterstützt die dgti. Umfangreiche Aufklärung und Hilfestellungen Für die Erreichung ihrer Ziele sammelt und bündelt die dgti Informationen aus den Bereichen Recht, Medizin und Soziales. Sie leistet Hilfestellung beim Aufbau von Selbsthilfegruppen und bildet potentielle Helfer und Gruppenleiter aus, um ein qualifiziertes, flächendeckendes Beratungsangebot aufzubauen. Die Gesellschaft gründet selbst keine eigenen Selbsthilfegruppen, sie möchte vielmehr eine Plattform zur Bildung einer Lobby für Transgender sein. Sie berät und betreut Betroffene und unterstützt bei der (Re-)Integration in den Arbeitsprozess, um einen sozialen Abstieg zu verhindern. Neben einem umfassenden Broschürenangebot stellt die dgti diverse Musterbriefe für die Kommunikation mit bestimmten Stellen, z. B. mit Ämtern, Arbeitgebern und Krankenkassen, zur Verfügung. Regelmäßig finden Infoveranstaltungen und Fortbildungen für Ärzte, Therapeuten, Führungskräfte und Personal in Unternehmen, Pädagogen und Erziehende statt. Zum weiteren Angebot gehören Materialien wie Vortragsunterlagen, Leitartikel und Leitfäden mit Behandlungsempfehlungen, Rat für Eltern mit betroffenen Kindern sowie eine Übersicht über Arbeitskreise. Außerdem werden politische und rechtliche Entwicklungen veröffentlicht. Beratungs- und Kontaktstellen Die dgti unterhält bundesweit ehrenamtliche Beratungsstellen, die auf der Website mit Kontaktdaten und Geschäftszeiten aufgelistet werden. Neben Betroffenen und ihren Angehörigen können sich auch Ärzte, Psychologen und Helfer beraten lassen. Eine Karte zeigt gelistete Selbsthilfegruppen an, inklusive der regelmäßigen Termine für Treffen. Selbstgewählte Daten im Ergänzungsausweis Personalpapiere dienen dazu, sich eindeutig auszuweisen. Bei Trans*personen stimmen die Personalpapiere jedoch meistens nicht mit der eigenen geschlechtlichen Identität überein, solange die Namen- und/oder Personenstandsänderung noch nicht erreicht ist. Gleiches gilt oft für Foto und Ausweisdaten. Das führt häufig zu unangenehmen und belastenden Fragen. Deshalb hat die dgti einen Ergänzungsausweis auf den Weg gebracht, der alle selbstgewählten personenbezogenen Daten enthält. Er ist derzeit die einzige standardisierte Form eines Ausweispapiers, das der besonderen Situation betroffener Menschen Rechnung trägt. Der Ausweis ist dreisprachig – Deutsch, Französisch und Englisch – und ermöglicht die Verwendung bei Reisen ins Ausland. Ein QR-Code auf dem Ausweis führt zu einem Text auf der dgti-Website und sorgt dafür, dass Behörden und andere Institutionen über die Funktion des Ergänzungsausweises aufgeklärt werden. Er ist den Innenministerien der Länder, dem Bundesministerium des Inneren, weiteren Behörden, Ministerien sowie verschiedenen Organisationen und Gesellschaften in Deutschland bekannt. Logopädische Stimmangleichung Die Stimmangleichung ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur gewünschten Geschlechtsidentität. Stimmerhöhende Operationen führen jedoch selten zu einem vollständig zufriedenstellenden Ergebnis. Deshalb helfen Logopäden mit der Vermittlung der richtigen Stimm- und Atemtechnik. Stimmklang oder -timbre, Betonung, Resonanz usw. werden in der Therapie verändert. Bei Transmännern soll die brüchige Stimme gefestigt und ein möglichst männliches stimmliches Ergebnis erreicht werden. Dabei kann z. B. an Resonanz und Sprechmelodie gearbeitet werden, die bei Männern stärker und durchdringender bzw. monotoner als bei Frauen ist. Bei Transfrauen geht es unter anderem darum, die Tonlage zu verändern. Zur Erhöhung der mittleren Sprechstimmlage werden gesungene Übungen durchgeführt. Einfache Reihen, wie die Wochentage, werden Ton für Ton nach oben gesungen, bis eine genderneutrale oder weiblichere Tonlage erreicht ist. Transgender Day of Visibility am 31. März Seit 2009 findet jährlich der Transgender Tag der Sichtbarkeit am 31. März statt. Er wird mittlerweile rund um die Welt gefeiert und soll ein Gegengewicht zu dem Erinnerungstag für ermordete Trans*menschen – Transgender Day of Remembrance – darstellen. Am Transgender Day of Visibility geht es um die gemeinsame Würdigung geschlechtlicher Vielfalt, diese sichtbar zu machen und für das Thema zu sensibilisieren. Quelle: Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e. V. dgti e. V. Bundesgeschäftsstelle Postfach 1605 55006 Mainz Telefon 0151 75049494 www.dgti.org