Patientencompliance

Leidet ein Mensch unter gesundheitlichen Einschränkungen, ist seine Eigenverantwortung zur Verbesserung seines Gesundheitszustandes von zentraler Bedeutung. Dennoch gibt es sie immer wieder: Patienten, die sich wenig kooperativ zeigen und Hinweise ihres Therapeuten nicht umsetzen. Diese fehlende Compliance kann bei beiden Seiten zu Frustration und zum Ausbleiben des Therapieerfolgs führen. Um das zu vermeiden, ist es für Therapeuten wichtig, die Zusammenhänge der Compliance zu kennen. Begriffserklärung Compliance Der Begriff „Compliance“ beschreibt das Ausmaß, in dem das Verhalten einer Person mit den vereinbarten Empfehlungen eines Behandlers übereinstimmt. Es handelt sich um die Bereitschaft des Patienten, bei diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen mitzuwirken. Übersetzt werden kann der Begriff in unserem Kontext mit „Therapietreue“. Im Rahmen der Heilmitteltherapie zeigt sich eine hohe Compliance beispielsweise durch die Wahrnehmung von vereinbarten Terminen, die korrekte Durchführung von Heimübungsprogrammen, die Vermeidung von Symptomverschlechterungen, eine dauerhafte Änderung des Lebensstils sowie eine regelmäßige Einhaltung der besprochenen Maßnahmen. Diese Aspekte können bei der Erreichung von Therapiezielen eine große Rolle spielen und die Dauer der notwendigen therapeutischen Behandlung beeinflussen. Begriffserklärung Non-Compliance Liegt eine unzureichende Mitarbeit oder Kooperation vor, spricht man von einer „Non-Compliance“. Diese kann dazu führen, dass Verhaltensregeln nicht befolgt oder Therapiemaßnahmen sogar verweigert werden. Die Gründe für eine Non-Compliance sind oft vielfältig und liegen nicht ausschließlich im Patienten selbst. Die WHO unterscheidet hier fünf begünstigende Faktoren: Soziale und ökonomische Faktoren, etwa hohe Therapiekosten, geringer Bildungsstand Versorgungs- und systembezogene Faktoren, zum Beispiel Unterversorgung, Zeitmangel in der Patientenversorgung, mangelhaftes Therapeuten-Patientenverhältnis Erkrankungsbezogene Faktoren, beispielsweise Symptomschwere, Progressivität der Erkrankung, Komorbiditäten wie Depressionen Therapiebezogene Faktoren wie Komplexität der Behandlung, Therapiedauer, häufige Änderungen der Behandlung, Nebenwirkungen Patientenbezogene Faktoren, etwa Zweifel an der Diagnose und/oder an der Wirksamkeit empfohlener Maßnahmen, mangelndes Verständnis der therapeutischen Maßnahmen Um die Mitarbeit der Patienten zu verbessern, ist es für Therapeuten also wichtig, die Zusammenhänge zu kennen. Sie müssen verstehen, dass eine mangelnde Compliance nicht automatisch mit mangelnder Motivation gleichzusetzen ist, sondern dass die Ursachen vielschichtig sein können. Die folgenden allgemeinen Tipps helfen, die Compliance zu verbessern. Praxistipps Investieren Sie Zeit in den Aufbau einer guten Beziehung zum Patienten. Sie bildet die Grundlage, um eine Vertrauensbasis zu schaffen. Achten Sie auf eine ausreichende Einbeziehung der Angehörigen/Bezugspersonen. Legen Sie Wert darauf, das Problem des Patienten sowie seine Ziele im Detail zu verstehen. Verwenden Sie dafür den patientenzentrierten Ansatz. Führen Sie eine ausreichende und an den Patienten angepasste Patientenedukation durch. Achten Sie darauf, dass Ihr Gegenüber die Informationen versteht. Verwenden Sie Anschauungsmaterialien, nutzen Sie Handouts, passen Sie Ihr Sprachniveau an. Achten Sie sowohl während der Therapie als auch bei der Erstellung von Heimübungsprogrammen darauf, dass diese den Patienten nicht überfordern und gut durchführbar sind. Erleichtern Sie die Durchführung des Trainings: Sorgen Sie dafür, dass der Patient die nötigen Übungsmaterialien besitzt und möglichst wenig finanzielle Mittel aufwenden muss. Überlegen Sie gemeinsam, wann das Heimübungsprogramm gut in den Tagesablauf passt. Finden Sie gemeinsam eine Struktur. Filmen Sie den Patienten bei der korrekten Durchführung der Übungen, sodass er sich die Videos bei Unsicherheiten zuhause anschauen kann. Arbeiten Sie ggf. mit Apps. Nutzen Sie die Videotherapie, um die Umsetzung der Übungen im häuslichen Umfeld zu betreuen (und zu kontrollieren). Ergotherapeuten haben außerdem die Möglichkeit, in das häusliche und soziale Umfeld des Patienten integriert zu werden. Nehmen Sie gemeinsam mit dem Patienten Therapieerfolge wahr. Führen Sie zum Beispiel regelmäßig Re-Tests durch oder dokumentieren Sie Fortschritte mit Fotos. Der Patient wiederum könnte Tagebuch über seine Fortschritte in der Alltagsbewältigung führen. Hannah Becker | Zentrums- und Fachliche Leitung in der Ergotherapie bei Athera Barmbek Über welches Thema möchten Sie schreiben? Einfach per E-Mail an uns wenden an redaktion@up-aktuell.de!