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Nicht ohne mein Massagestäbchen

Marion Haupt dient es zur Vorbereitung aktiver Therapie
Wenn morgen die Praxis in Flammen steht, welches Therapiematerial würdest Du Dir beim Hinauslaufen schnappen? Auf welches Hilfsmittel, welchen Alltagsgegenstand oder welches Spiel möchtest Du bei Deiner Arbeit auf keinen Fall mehr verzichten – und warum? Ist das Therapiemittel so vielseitig einsetzbar, sprechen die Patienten besonders gut darauf an oder entlastet es Dich körperlich? Stelle Deinen persönlichen Favoriten hier vor.
Nicht ohne mein Massagestäbchen
© Marion Haupt

Schon mein Vater verwendete dieses Hilfsmittel viele Jahre lang erfolgreich und tut es immer noch. Als einer der ersten Sportphysiotherapeuten lernte er die Behandlung mit dem Stäbchen von seinem großen Idol Erich Deuser. Zu dem wiederum war das Stäbchen über einen Olympiamasseur gelangt, der es 1936 von einem japanischen Masseur erhalten hatte. Erich Deuser hat die Technik weiterentwickelt und ein Buch darüber geschrieben.

Wozu ist es gut?

Das Stäbchen ist aus Holz, entweder mit oder ohne Kupferkugel an der Spitze. Die Kupferkugel hat eine intensivere Wirkung als die Holzspitze und macht das Stäbchen haltbarer. Es ist unempfindlich gegen Wasser, Massagemittel und Öl. Oberhalb des Köpfchens und am dickeren Ende verleihen eingearbeitete Rillen eine bessere Griffigkeit. Das schlanke Ende mit der kugelförmigen Verdickung schmiegt sich an die Fingerkuppe, das breite Ende zwischen Daumen und Zeigefinger. Es dient nicht dem Ersatz der Massage per Hand, sondern ergänzt sie. Mit dem Stäbchen kann der Therapeut ohne Ermüdung auch über längere Zeit mit gleichbleibendem Druck arbeiten.

Wie setzen Sie das Massagestäbchen ein?

Es ist – mit Ausnahme von Gesicht- und Halsbereich sowie der manuellen Lymphdrainage – in fast allen Bereichen der klassischen Massage einsetzbar. Die Massage mit dem Stäbchen ist dabei viel intensiver als eine manuelle Massage. Daher kann der Anteil der Stäbchenmassage oft nur Sekunden oder wenige Minuten betragen.

Besonders gut eignet sich die Anwendung des Stäbchens bei chronischen Zuständen, zum Beispiel bei alten Verletzungsfolgen, Bewegungseinschränkungen der Gelenke, Ablagerungen von alten Hämatomresten und Myogelosen. Mit dem Stäbchen wird eher lokal begrenzt gearbeitet.

Kontraindikationen sind unter anderem alle frischen Verletzungen, Entzündungen, Thrombosen, Venen- oder Knochenhautreizungen, Fieber, akute Schmerzen und Muskelatrophie. Bei Hauterkrankungen, im Bereich der Lymphknoten und Venenstränge sowie der Brustmuskulatur bei Frauen ist Vorsicht geboten.

Gerade wenn der Patient für eine Massage oder Weichteilbehandlung auf dem Bauch liegt, kann ich mein Massagestäbchen wunderbar einsetzen, um verspannte und verklebte Gewebeschichten wieder voneinander zu lösen. Allerdings kann es dabei vor allem bei der ersten Behandlung zu leichten Hämatomen kommen. Wichtig ist in diesem Fall, den Patienten darüber aufzuklären.

Auf die Stäbchenmassage sollte eine aktive Therapie folgen, die die ganze Muskelkette erfasst. Sie dient dazu, die wiedererlangte Bewegungs- oder Schmerzfreiheit direkt zu beüben und den Bewegungsapparat zu dem zu bringen, wofür er gemacht ist: Bewegung.

Warum ist es Ihr persönlicher Favorit?

Das Stäbchen ist ungefähr so groß wie ein Kugelschreiber, und ich habe es in meiner Hosentasche immer griffbereit. Wenn ich tiefer gelegene Gewebsschichten im wahrsten Sinne des Wortes behandle, ist das auf Dauer kräftezehrend, und es kommt zur Abschwächung der Intensität. Mit dem Massagestäbchen kann der Druck ohne Abschwächung auch über längere Zeit aufrecht gehalten werden. Das Köpfchen wird zur verlängerten Fingerkuppe mit einem deutlich tieferen und genaueren Wirkungsbereich. Das Stäbchen ermöglicht mir, wirksamer in tiefere Schichten vorzudringen als mit der Hand. So erziele ich mit deutlich weniger Kraft und in kürzerer Zeit sehr gute Behandlungsergebnisse.

Marion Haupt | Physiotherapeutin, Fürth

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