Tipps für mehr Barrierefreiheit in Deiner Praxis

Barrierefreiheit ist eine Voraussetzung für Teilhabe und Gleichstellung. Sie ist insbesondere für diejenigen relevant, die mit Menschen mit Einschränkungen zu tun haben. Du als Heilmittelerbringerin oder -erbringer arbeitest mit genau diesen Menschen, mit Personen mit Behinderung, mit alten Menschen und mit denen, die nur vorübergehend eingeschränkt sind. Inwiefern Barrierefreiheit für Deine Arbeit und Deine Praxis eine Rolle spielt, womit Du Dich auseinandersetzen solltest und wie Deine Praxis dabei richtig punkten kann, erfährst Du im folgenden Beitrag. Wer benötigt barrierefreie Lösungen? Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit Menschen mit beeinträchtigtem Hörvermögen Menschen mit motorischen Einschränkungen oder Gleichgewichtsstörungen Menschen, die auf Mobilitätshilfen und/oder Rollstühle angewiesen sind Menschen mit kognitiven Störungen Ältere und alte Menschen, ggf. mit Demenz Menschen, die vorübergehend beeinträchtigt sind Eltern mit Kinderwagen Menschen, die nationale oder regionale Sprache und Sitten nicht kennen Groß- und kleinwüchsige Menschen sowie Kinder profitieren zusätzlich Tipp: Die GKV-Heilmittelerbringerliste hilft Patientinnen und Patienten bei der Suche nach einer Praxis. Angaben zur Barrierefreiheit sind möglich. Praxen, die alle Infos geben, haben die Nase vorn. Daten lassen sich über die zuständige ARGE vervollständigen. Barrierefreie Praxisräume Optimal ist es, wenn sich alle im Team sowie alle Patientinnen und Patienten selbstständig und möglichst ohne fremde Hilfe in der Praxis bewegen können. Wesentliche Aspekte sind dabei Erreichbarkeit, Zugänglichkeit, Bewegungsmöglichkeiten, Nutzbarkeit und Sicherheit. Diese lassen sich mit konkreten Maßnahmen umsetzen: Haltestelle oder Parkplätze in der Nähe gut beleuchteter, ebenmäßiger Zugangsweg zur Praxis ebenerdiger Eingang oder Rollstuhlrampe Räume im Erdgeschoss oder Gebäude mit Fahrstuhl Leicht zu öffnende Türen, eventuell automatisch ausreichend dimensionierte Bewegungsflächen (Türen, Durchgänge, am Empfang usw.) nicht zu hoher Anmeldetresen genügend Sitzmöglichkeiten, mit Armlehnen zum Abstützen Handläufe und Stützgriffe zum Festhalten gut erreichbare Garderobe leicht erreichbare Bedienelemente wie Türklingel, Lichtschalter, Türgriffe nutzbare Sanitärräume, ein rollstuhlgeeignetes WC mit Notrufknopf gute Beleuchtung rutschhemmender Bodenbelag keine Stolperfallen Orientierungshilfen für Menschen mit Sehbehinderung oder Demenz Markierung schwieriger Stellen wie Glasflächen, Stufen, Türschwellen Barrierfreie Kommunikation Genauso wichtig ist die kommunikative Barrierefreiheit. Sorge für eine gute Ausschilderung außerhalb und in der Praxis. Gestalte sie leicht auffindbar mit Straßennummer und Praxisschild. Kennzeichne in der Praxis Deine Räume und zwar allgemeinverständlich, zum Beispiel mithilfe von ertastbaren Beschriftungen, Piktogrammen oder gut lesbaren Schildern in kontrastreicher Schrift. Ermögliche Deinen Patientinnen und Patienten, auf verschiedene Weise mit Deiner Praxis in Kontakt zu treten. Eine Alternative zur telefonischen Terminvereinbarung, etwa per E-Mail oder Buchungsfunktion auf Deiner Website, unterstützt diejenigen, die wegen einer Hörbehinderung, wegen kognitiven Einschränkungen oder fehlenden Deutschkenntnissen nicht telefonieren können. Ein sensibilisiertes und geschultes Praxisteam leistet die nötige Unterstützung. Dazu gehört es, dass sich alle sowohl über die barrierefreien Lösungen als auch die Hürden in der Praxis im Klaren sind, um darauf aufmerksam zu machen. Fragt nach Einschränkungen, bietet Hilfe an, begleitet beim Erstbesuch in den Behandlungsraum. Gerade hier entsteht die Basis für das so entscheidende Vertrauensverhältnis. In Gesprächen ist es wichtig, den Blickkontakt zu halten und deutlich und langsam zu sprechen. Berücksichtigt die gleich folgenden Hinweise zur Leichten Sprache. Legt Infomaterial aus, das das Nachlesen ermöglicht. Ihr könnt Lupen und Lesehilfen, Hörverstärker oder Induktionsschleifen parat haben. Das Angebot, Verordnungen und Formulare vorzulesen, werden einige Patientinnen und Patienten sicher gern annehmen. Bilder und Modelle helfen, Behandlungen zu erklären. Vielleicht ist es sogar möglich, die Fremdsprachenkenntnisse von Kolleginnen und Kollegen zu ergänzen. Infos: Viele Hinweise zur barrierefreien Kommunikation gibt die Bundesfachstelle Barrierefreiheit: www.bundesfachstelle-barrierefreiheit.de Leichte Sprache nutzen Um sicherzustellen, dass sich alle sprachlich in Deiner Praxis zurechtfinden, verwende in Praxisinfos, Flyer und Broschüren, aber auch bei Aushängen und auf Deiner Homepage leichte Sprache. Leichte Sprache, nicht zu verwechseln mit einfacher Sprache, ist eine vereinfachte Form der Alltagssprache, die vor allem in geschriebenen Texten zum Einsatz kommt. Ihr Zweck ist es, Personen mit kognitiven Einschränkungen auf leicht verständliche Weise zu informieren. Um das zu gewährleisten, gelten bestimmte Regeln: konkrete Begriffe nutzen, keine Fremdwörter und Fachbegriffe (sonst erklären), kurze Sätze mit je einer Aussage, Zeilenumbruch nach jedem Satz, Aktivsätze, kein Genitiv, zusammengesetzte Wörter durch Bindestriche teilen, Konjunktiv vermeiden, keine Abkürzungen, Verneinungen, Sonderzeichen und bildhafte Sprache usw. Alle Regeln findest Du unter www.leichte sprache.org und auf dem Infoportal „gemeinsam einfach machen“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Die Lebenshilfe Bremen veröffentlicht auf der Website www.leichte-sprache.de Informationen, nützliches Bildmaterial und Broschüren in leichter Sprache, ein breit gefächertes Fortbildungsangebot und bietet eine kostenpflichtige Textprüfung sowie die Möglichkeit, Deine Texte übersetzen zu lassen. Die Bundesvereinigung Lebenshilfe stellt kostenfrei ein Wörterbuch mit Erklärungen in leichter Sprache zur Verfügung. Barrierefreie Praxiswebsite Damit alle Patientengruppen mit Deiner Website umgehen können, sollte sie nutzbar für alle, also barrierefrei sein. Dafür spielen unter anderem Aspekte wie eine einstellbare Schriftgröße, Farbkontraste zwischen Vorder- und Hintergrund, Leichte Sprache, Gebärdensprache, Vorlesefunktion, gut erkenn- und anklickbare Links und Schaltflächen, Bildbeschreibungen sowie barrierefreie Formulare eine Rolle. Einfach für alle, ein Angebot der Aktion Mensch für ein barrierefreies Internet, informiert darüber, was genau eine barrierefreie Website ist und wodurch dies gelingt. Die Stiftung barrierefrei kommunizieren! stellt einen kostenfreien Schnelltest zur Verfügung, der aus Fragen und Informationen besteht. Er ermöglicht eine Einschätzung, in welchem Maß Deine Seite bereits barrierefrei ist. Suchmaschine für barrierefreie oder -arme Physiotherapiepraxen Die Stiftung Gesundheit ermöglicht mit der Physio-Praxis-Auskunft eine gezielte, differenzierte Suche nach Therapieschwerpunkten und nach barrierefreien oder -armen Physiopraxen, beispielsweise nach dem Suchkriterium „geeignet für Rollstuhlfahrer“ oder „geeignet für Menschen mit Hörbehinderung“. Alle Details, die Physiopraxen benötigen, um sich registrieren zu lassen, sind der Website zu entnehmen. Der Eintrag erfolgt per Formular, das als PDF herunterladbar ist. Bundesteilhabepreis Du hast bereits ein barrierefreies Praxiskonzept umgesetzt? Dann inspiriere andere mit Deiner Lösung und bewirb Dich mit Deinem Gute-Praxis-Beispiel bis zum 20.12.2023. Alle Infos findest Du hier.