Rehasport als zusätzliche Einnahmequelle – auch für die Mitarbeiter

„Heute war unser letzter Termin der Verordnung. Sie brauchen keine Physiotherapie mehr, aber sollten unbedingt in Bewegung bleiben. Denken Sie also daran, zuhause Ihre Übungen weiterzumachen.“ Hand aufs Herz: Wie wahrscheinlich ist es, dass Eure Patientinnen und Patienten, die Ihr aus der Therapie entlasst, zuhause weiter aktiv bleiben? Vielen fehlt einfach die Motivation, sich allein zur Bewegung aufzuraffen. Eine Lösung ist Rehasport. Dann würdet Ihr bei der letzten Behandlung sagen: „Heute ist unser letzter gemeinsamer Termin für Einzeltherapie. Sie müssen aber unbedingt weiter aktiv bleiben, damit Ihr Knie stabil bleibt. Sie haben die Möglichkeit, sich bei Ihrem Arzt eine Rehasport-Verordnung zu holen. Dann können Sie hier bei uns in einer passenden Gruppe weiter trainieren. Soll ich Sie schon einmal auf die Warteliste setzen?“, sagt Winfried Möck, Herausgeber des Buches „Rehasport – Verstehen, umsetzen, erfolgreich sein“. Gemeinsam mit Mit-Autorin Helen Walljasper erklärt er, was Ihr bei der Einführung von Rehasport in Eurer Praxis beachten müsst. Rehasport – was verbirgt sich dahinter? „Rehasport ist keine klassische Heilmitteltherapie, muss aber ebenfalls ärztlich verordnet werden“, berichtet Möck. „Patient:innen mit einer Behinderung, einer chronischen Erkrankung oder Menschen, denen in Zukunft eine Behinderung droht, können sich Rehasport verordnen lassen.“ Dafür nutzen Ärzt:innen Muster 56 und verordnen für einen Zeitraum von sechs, 18 oder 36 Monaten 50 bis 120 Übungseinheiten – je nach Diagnose. Ein weiterer Unterschied zur Physiotherapie: Rehasport wird von allen Kostenträgern, also Krankenkassen, Unfallversicherungen, Rentenversicherungen usw. finanziert. Auf der Verordnung müssen folgende Angaben gemacht werden: Diagnose nach ICD-10 und relevante Nebendiagnosen Rehabilitationsziel(e) Leistungsumfang und Anzahl der Übungseinheiten Empfehlung der Rehasportart Mögliche Übungseinheitenanzahl pro Woche Hinweis: Das ärztliche Heilmittelbudget wird durch das Verordnen von Rehasport nicht belastet, da es kein Heilmittel ist. Ärzte sind also eher bereit, zu verordnen. Seit dem 1. Januar 2022 gilt die neue Rahmenvereinbarung zum Rehasport. Dort sind u. a. die Regelungen festgehalten, die erfüllt sein müssen, um Rehasport durchführen zu können. Voraussetzungen, um Rehasport anbieten zu können Rehasport ist als eine ergänzende Maßnahme zum Beispiel zur Physiotherapie zu verstehen. Sie wird von verschiedenen Vereinen und Verbänden des Behindertensports und der Rehabilitation angeboten. Die Kurse mit bis zu 15 Personen führen speziell ausgebildete Übungsleiter:innen durch. Was bedeutet das für Euch als Praxis? Möchte eine Mitarbeiterin oder auch Ihr als Praxisinhaber Rehasport anbieten, müsst Ihr eine Übungsleiterlizenz erwerben. „Verschiedene Verbände und Vereine (wie der Behindertensportverband oder Rehasport Deutschland) bieten für Physiotherapeut:innen vergünstigte und verkürzte Kurse an. Sie gehen in der Regel über fünf Tage und kosten zwischen 520 und 660 Euro“, erklärt Walljasper. „Es gibt Lizenzen für verschiedene Bereiche wie Orthopädie, Neurologie, Innere Medizin, psychische Erkrankungen usw. Ihr könnt natürlich auch mehrere Lizenzen erwerben.“ Orthopädie ist mit 80 bis 90 Prozent jedoch der Bereich, der am häufigsten verordnet wird.Tipp: „Bevor Ihr Euch zu einem Kurs anmeldet, lasst vom Anbieter prüfen, welche Qualifizierung Ihr erwerben müsst“, so die Mit-Autorin. „Manchmal erfüllen Therapeut:innen schon ohne Kurs die Voraussetzungen für eine Übungsleiterlizenz.“ Die Übungsleiter müssen sich einem Verband oder Verein anschließen, um Rehasport anbieten zu können. Das hat für Euch als Praxis auch wirtschaftliche Vorteile, siehe unten. Ihr benötigt Räumlichkeiten, die fünf Quadratmeter Platz je Patient:in bieten. „Wollt Ihr Kurse mit 15 Personen anbieten, benötigt Ihr einen Raum, der mindestens 75 Quadratmeter groß ist“, sagt Möck. „Aber: Ihr dürft die Kurse auch im Freien stattfinden lassen – im Park, im Garten oder auf einem Hinterhof.“ Details, Kontaktdaten und rechtliche Hintergründe findet Ihr im Buch „Rehasport - Verstehen, umsetzen, erfolgreich sein“ – siehe Kasten. Wirtschaftliche Besonderheit von Rehasport Die Rehasport-Kurse können im Rahmen des normalen Praxisalltags angeboten werden. Voraussetzung ist, dass die Praxis sich einem entsprechenden Verein oder Verband angeschlossen hat. Unternehmerisch lohnt es sich zudem, die Zulassung, Verwaltung, Versicherungen, Abrechnung usw. der Rehasport-Kurse über einen Dienstleister (z. B. spezialisierter Rehasport-Verein) abwickeln zu lassen. Die Praxis muss sich dann nur um die Organisation und Ausführung der Kurse vor Ort kümmern. Dann gilt natürlich: Je höher die Teilnehmerzahl (max. 15 Personen) ist, desto größer ist der Umsatz für die Praxis. Die Rehasport-Kurse können aber von Mitarbeiter:innen auch außerhalb der regulären Praxiszeiten angeboten werden, als zusätzliches Angebot. Streng genommen finden die Kurse dann auch nicht über die Praxis statt, sondern über die Mitarbeiter:in als selbstständige:r Übungsleiter:in in Kooperation mit einem Rehasport-Dienstleister. Nun könnte man denken: Und wo ist der Gewinn für meine Praxis? Vorteile von Rehasport für die Physiotherapiepraxen: Erfahrung mit Gruppentherapie sammeln: Eure Mitarbeiter:innen haben die Möglichkeit, neben den klassischen Einzeltherapien etwas Neues auszuprobieren. Sie lernen durch den Rehasport vor allem, wie Gruppentherapie funktioniert. Vielleicht bekommen sie Lust, Gruppentherapie auch im Rahmen der GKV-Verordnungen anzubieten – was den Umsatz der Praxis auf jeden Fall steigern kann. Wie Ihr Gruppentherapie in Eurer Praxis einführt, lest Ihr im Themenschwerpunkt 7.2023 „Gruppentherapie“ unter up-aktuell.de/gruppentherapie. Steuerfreier Zuverdienst: Werden die Übungsleiter:innen über einen Verein vergütet, ist die Übungsleiterpauschale (bis 3.000 Euro im Jahr) steuer- und sozialversicherungsfrei. Sie können sich also neben der Arbeit in der Praxis etwas hinzuverdienen, ohne dass weitere Kosten anfallen. Patientenbindung: Auch eine Rehasportverordnung neigt sich irgendwann dem Ende zu oder deckt nicht alle Bedürfnisse der Patienten ab. Wer nun Spaß am Rehasport hat und die Erfolge täglich spürt, ist in der Regel auch offen für Privatleistungen der Praxis. So entsteht vielleicht eine neue Kniesportgruppe, ein Rückenkurs als Selbstzahlerleistung oder Ihr gewinnt die Patienten als Privatzahler für die eigene Trainingsfläche. Wartelisten abbauen: Patient:innen, die noch Unterstützung, aber eigentlich keine Physiotherapie mehr brauchen, können in eine Rehasportgruppe wechseln. Dadurch können Akutpatientinnen und -patienten Physiotherapie erhalten, die sie dringend benötigen. Buch-Tipp: „Rehasport - Verstehen, umsetzen, erfolgreich sein“ Habt Ihr jetzt Lust auf Rehasport bekommen und wollt mehr über die genaue Umsetzung, die Abrechnung und Wirtschaftlichkeit von Rehasport erfahren? Dann erfahrt Ihr im Buch „Rehasport - Verstehen, umsetzen, erfolgreich sein. Mit Praxisbeispielen für Physiopraxen, Fitnessstudios, Vereine, Alten- und Pflegeheime und selbstständige Übungsleitende“ alles, was Ihr wissen müsst: www.up-aktuell.de/rehasport Eine Grundlage für die Einführung von Rehasport in der Praxis „Unser Buch gibt eine Art Anleitung, wie Praxen Rehasport betriebswirtschaftlich, aber auch patientenorientiert einführen und erfolgreich umsetzen können. Mittlerweile in der siebten Auflage erschienen, ist es das einzige Buch auf dem Markt für Praxen, die Rehasport anbieten wollen. Kompakt und umfassend stellen wir dar, wie Rehasport funktioniert und welche Fehler man vermeiden sollte. Wir möchten, dass es gute Anbieter für Rehasport auf dem Markt gibt, bei denen Menschen einen Anlaufpunkt haben, wo sie sich sicher fühlen, wo kompetente Übungsleiter sind und auch wo sie dann, wenn sie weitere Probleme haben, noch therapeutisch gut versorgt werden können“, erklärt Winfried Möck.