„Jedes Produkt auf dem Lebensversicherungsmarkt hat Vor- und Nachteile und nicht jedes Produkt passt zu jedem gleich gut.“

Die gesetzliche Rente kann ein Baustein Deiner Altersvorsorge sein. Welche Möglichkeiten Du bei privaten Altersvorsorgeprodukten hast, erzählt uns Tim Schuckart, Kaufmann für Versicherungen und Finanzen sowie Experte für betriebliche Altersversorgung (DVA), von mosaik GmbH, die seit 1994 Heilmittelerbringerinnen und Heilmittelerbringer beraten. Seine Erfahrung zeigt: Es ist nie zu spät, um mit Deiner privaten Altersvorsorge zu beginnen. Herr Schuckart, wenn ich mich für private Altersvorsorgeprodukte interessiere, wann sollte ich mich darum kümmern? Meiner Erfahrung nach ist im Heilmittelbereich ein bis eineinhalb Jahre nach einer Neugründung die Möglichkeit gegeben, sich mit der eigenen Altersversorgung zu beschäftigen. Bis dahin muss ich erstmal Umsatz generieren und ein Gefühl dafür bekommen, wie viel ich für meine Altersvorsorge beiseitelegen kann, bevor ich loslege. Handelt es sich dagegen um eine Praxisübernahme, ist der Umsatz ab dem ersten Tag da. In diesem Fall kann ich mich gleich kümmern. Ich habe auch Kundinnen und Kunden aus der Heilmittelbranche, die im Alter von Mitte 50 bis Anfang 60 noch neu gründen. Deshalb kann es sich genauso gut auch dann noch lohnen, mit der Altersversorgung zu beginnen. Besser spät als nie. Außerdem kommt es darauf an, was ich von meiner Altersversorgung erwarte. Sollen mir monatlich 1.000 Euro zur Verfügung stehen, dann sollte ich natürlich sehr früh anfangen. Bin ich alleinstehend oder verheiratet? Wohne ich in einer bis dahin abbezahlten Immobilie oder werde ich monatlich Miete zahlen müssen? Das ist sehr individuell. Welche Produkte können für mich als Praxisinhaberin infrage kommen? Aus meiner Sicht sind zwei Altersvorsorgeprodukte möglich: einerseits die klassische private Rentenversicherung und andererseits die Basisrente, auch als Rürup-Rente bekannt. Die Basisrente ist quasi das Pendant zur gesetzlichen Rentenversicherung. Sie bietet nur die Möglichkeit der lebenslangen Verrentung. Eine Kapitalauszahlung oder eine Teilentnahme ist nicht möglich. Der Vertrag ist unkündbar und das eingezahlte Geld ist nicht frei vererbbar. Als Bezugsberechtigte im Todesfall kommen nur Ehepartner, eingetragene Lebenspartner und kindergeldberechtigte Kinder infrage, wenn der Vertrag einen Hinterbliebenenschutz einschließt. Bei der privaten Rentenversicherung könnten Sie beispielsweise auch den Postboten oder mich einsetzen. Das geht in der Basisrente nicht. Die Einzahlungen in die Basisrente können wie bei der gesetzlichen Rente von der Steuer abgesetzt werden. Was man aber auch wissen muss, ist, dass die Basisrente nachgelagert zu 100 Prozent versteuert werden muss. Das bedeutet, dass mir der steuerliche Vorteil zu Beginn am Ende mehr oder weniger gänzlich genommen wird, auch wenn die meisten im Alter einen geringeren Steuersatz haben werden als während der Erwerbstätigkeit. Nichtsdestotrotz kann die Basisrente für Selbstständige interessanter sein als die gesetzliche Rentenversicherung, weil wir mit verschiedenen Bausteinen im Produkt selbst arbeiten und sie an die persönliche Risikobereitschaft anpassen können. So können wir beispielsweise das Garantielevel reduzieren. Der Rest kann über eine Anlage z. B. in nachhaltige aktiv gemanagte Aktienfonds laufen. Welche Möglichkeiten bietet eine private Rentenversicherung? In einer privaten Rentenversicherung haben Sie all diese Einschränkungen nicht. Die Wahlmöglichkeit zwischen einer Gesamtauszahlung, einer Teilauszahlung und einer lebenslangen Verrentung bleibt auch im Verlauf bestehen. Es gibt keine nachgelagerte Besteuerung einer Renten- oder Kapitalauszahlung. Bei einer privaten Rentenversicherung können Sie auch in der Ansparphase Teilentnahmen tätigen, was natürlich dem Ziel einer ausreichenden Altersversorgung entgegensteht, wenn Sie es nicht zeitnah wieder zurückzahlen. Dennoch ist vielen die Gewissheit wichtig, dass wenn mal eine finanzielle Schieflage entsteht, eine Teilentnahme aus den Rücklagen möglich ist. Bei der privaten Rentenversicherung fehlt der Steuervorteil in der Ansparphase. Hier muss jeder für sich entscheiden, was ihm wichtiger ist: Argumente wie der anfängliche Steuervorteil oder die Flexibilität. Was bevorzugen Ihre Kundinnen und Kunden? Seit Corona und den anderen Ereignissen in der Welt gibt es eine Tendenz hin zu mehr Flexibilität. Vorher war die Basisrente mit dem Steuervorteil beliebter. Mittlerweile möchten sich viele nicht mehr an die Basisrente binden. Denn man kommt nicht vor dem 62. Lebensjahr an das Vertragsguthaben bzw. die Rentenzahlung heran. Gleichzeitig kann das auch ein Vorteil sein, denn wenn ich nicht herankomme, gilt das auch für den Fall einer Insolvenz, die seit 2020 doch vermehrt vorkommt. Können auch beide Produkte miteinander kombiniert werden? Ja, manchmal bietet es sich an, die Basisrente und eine private Rentenversicherung zu kombinieren, um sowohl den Steuervorteil als auch die Flexibilität nutzen zu können. Wenn mir als Praxisinhaber meine Steuerberaterin am Ende des Jahres sagt, dass ich beispielsweise 15.000 Euro Überschuss habe, möchte ich diese Summe wahrscheinlich lieber in meine Altersversorgung investieren, als sie versteuern zu müssen. Das wäre bei der Basisrente möglich, und ich könnte die Steuervorteile in der Ansparphase mitnehmen. Wie gesagt, immer mit dem Hinweis verbunden, dass das Kapital nachgelagert besteuert wird. In der privaten Rentenversicherung kann ich ebenfalls Zuzahlungen leisten, die dann aber nicht steuerbevorteilt werden. Gibt es Stolperfallen, die ich als Versicherungssuchende umgehen kann? Meiner Ansicht nach nicht, höchstens auf unserer Seite bei den Versicherungsvermittler:innen, wenn wir nicht auf alle Details sowie Vor- und Nachteile des jeweiligen Produkts hingewiesen haben. Denn es ist ja nicht im Sinne der Sache, wenn Sie als Laie noch vier Stunden Eigenrecherche leisten müssen, um sich wirklich über alle Details zu informieren. Ich habe in den letzten Jahren viele Kundinnen und Kunden erlebt, die nicht ausreichend über die nachgelagerte Besteuerung bei der Basisrente informiert wurden. Dann ist das Entsetzen jedes Mal riesengroß. Was für beide Produkte zutrifft, ist die Höhe der Vertragskosten. Bei der langen Laufzeit machen Kosten in Höhe von einem oder zwei Prozent pro Jahr schon einen Unterschied. Hier sollte man nicht das Versicherungsunternehmen mit den höchsten Vertragskosten wählen, was aber wiederum auch meine Verantwortung als Versicherungsvermittler ist, weil sich meine Kund:innen auf meine Beratung verlassen. Unser Job ist es, auf mögliche Stolperfallen hinzuweisen. Für mich gehört zu einer guten Beratung, über die Vor- und Nachteile und (steuer-)rechtlichen Auswirkungen ausführlich zu informieren, lange bevor ich mir mit meinen Kundinnen und Kunden konkrete Versicherungsprodukte anschaue. Jedes Produkt auf dem Lebensversicherungsmarkt hat Vor- und Nachteile und nicht jedes Produkt passt zu jedem gleich gut. Es bedarf immer der individuellen Beratung und auch hier gibt es keine Pauschalantwort, sondern das ist die Aufgabe von Versicherungsmaklern, es passgenau für Kund:innen zu machen. An wen kann ich mich wenden, wenn ich mich um Altersvorsorgeprodukte kümmern möchte? Ich persönlich würde mich immer an freie Versicherungsmaklerinnen und -makler wenden, weil nur sie den Einblick in nahezu alle Versicherungsunternehmen haben, und das passende Produkt heraussuchen können. Außerdem empfehle ich, auf Qualifikationen zu achten, wie z. B. eine IHK-geprüfte Ausbildung. Herr Schuckart, vielen Dank für das Gespräch. Basisrente Private Rentenversicherung Eignet sich eher für gutverdienende Selbstständige jeden Einzahlungen steuerlich absetzbar ja nein Teilentnahme in der Ansparphase nicht möglich möglich Frühestmöglicher Rentenzeitpunkt 62. Lebensjahr 62. Lebensjahr Auszahlung als lebenslange Rente möglich möglich Kapitalwahlrecht nein ja Vertragskündigung nicht möglich möglich Nachgelagerte Besteuerung ja nein Bezugsberechtigte im Todesfall Ehepartner, eingetragene Lebenspartner und kindergeldberechtigte Kinder (bei vereinbartem kostenpflichtigen Hinterbliebenenschutz) frei wählbar Im Falle einer Insolvenz insolvenzgeschützt nicht insolvenzgeschützt Diese Artikel gehören zum Themenschwerpunkt "Altersvorsorge für Frauen": „Eine Praxis, die heute einen vernünftigen Gewinn macht, kann jetzt für ein auskömmliches Morgen sparen.“ Vier Säulen Deiner Gewinnverteilung „Die Altersvorsorge sollte, nicht nur bei selbstständig Tätigen, auf mehreren Säulen aufgebaut sein.“ „Mit einer Kontenklärung überprüft die Deutsche Rentenversicherung das gesamte Versicherungskonto.“ Privat vorsorgen: So kannst Du loslegen