„Eine Praxis, die heute einen vernünftigen Gewinn macht, kann jetzt für ein auskömmliches Morgen sparen.“

Altersvorsorge ist ein ungeliebtes Thema. Wir sollen heute Geld zurücklegen, das wir erst in Jahrzehnten brauchen. Dennoch führt kein Weg daran vorbei. Das sagt auch Björn Schwarz, Berater und Referent bei buchner. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, warum Dein Gewinn, den Du mit Deiner Praxis erwirtschaftest, nicht nur für Deinen jetzigen Lebensunterhalt, sondern auch für Deine Altersvorsorge wichtig ist. Und er verrät uns seine Empfehlung, wie Du Deinen Praxisgewinn aufteilen solltest. Björn, du berätst seit vielen Jahren Praxisinhaberinnen und -inhaber zu wirtschaftlicher Praxisführung. Wenn ich als Inhaberin für meine Rente vorsorgen möchte, wo fange ich da an? Ich würde am Ende beginnen und für mich beantworten, wie viel Geld ich im Alter noch benötige, mindestens als notwendige Lebensgrundlage und on top, um meinen Lebensstandard zu halten. Dazu gehören Fragen wie „Welche Fixkosten habe ich jetzt und welche davon werde ich noch im Alter haben?“, „Ist mein Haus abbezahlt oder muss ich weiter Miete zahlen?“, „Möchte ich im Ruhestand reisen?“ oder „Möchte ich meine Kinder finanziell unterstützen?“. Hast Du aus den Zahlen dann ein erstes Ergebnis ermittelt, solltest Du pro Jahr bis zum Renteneintritt noch zwei Prozent Inflation hinzurechnen. So ergibt sich eine Summe, die Du später monatlich brauchst. Für sie solltest Du Dir heute eine Strategie überlegen, wie Du dorthin kommst und was Du ab jetzt dafür tun kannst. Gibt es neben der Inflation weitere Posten, die ich bei der Berechnung berücksichtigen muss? Ja, dazu gehören zum Beispiel Versicherungsbeiträge, hier insbesondere für die private Krankenversicherung, die Besteuerung im Alter und Kosten für Wertpapierdepots inklusive der Anlageprodukte. Die werden dabei oft vergessen. Wenn ich jetzt eine Summe ausgerechnet habe, die ich monatlich für meine Altersvorsorge zurücklegen möchte, wie gehe ich weiter vor? Dafür muss ich etwas ausholen, denn jetzt kommen wir in die Gegenwart und zur Verteilung Deines aktuellen Gewinns, den Du mit Deiner Praxis erwirtschaftest. Grundsätzlich ist der Gewinn Deiner Praxis sowohl gut als auch wichtig, weil Du ihn unter anderem für Deine Altersrücklagen brauchst. Ich empfehle Dir, Deinen Gewinn auf vier Säulen zu verteilen: erstens den Unternehmerlohn, zweitens die Rücklagen fürs Alter, drittens die Rücklagen für Investitionen und/oder Unwägbarkeiten und viertens das Schmerzensgeld für Deine Verantwortung als Selbstständige – und das auch in dieser Reihenfolge. Okay, und wie mache ich das dann konkret? Die monatliche Summe für Deine Altersvorsorge hast Du ja schon ermittelt. Bei den anderen drei Säulen gehst Du ähnlich vor. Damit sind Fragen wie „Wie viel Gehalt möchte ich mir monatlich auszahlen?“, „Wie viel Geld möchte ich pro Monat für Investitionen zurücklegen?“ und „Wie viel Schmerzensgeld möchte ich haben?“ verbunden. Mit den Antworten auf diese Fragen erhältst Du schon einmal eine erste Summe, die Du brauchst. Im Anschluss listest Du auf, welche Fixkosten (z. B. Miete, Versicherungen) Du in der Praxis hast. An den Ergebnissen siehst Du, wie viel Geld Dir noch fehlt, um Deine Gewinnverteilung dann tatsächlich umsetzen zu können. Danach kannst Du ausprobieren, wie sich die fehlende Summe je nach Anzahl Deiner Mitarbeitenden und Deinem Anteil am Therapieumsatz verändert. Nicht im Jahr der Gründung, aber Ziel im zweiten Jahr sollte es schon sein, das zu erreichen. Deshalb ist es so wichtig, dass Deine Praxis Gewinne erzielt. Der Unternehmerlohn und die Rücklagen sind mir klar. Was meinst Du denn mit Schmerzensgeld? Das ist der Teil Deines Gewinns, der über Deinen Unternehmerlohn hinausgeht und den Du als Inhaberin und Selbstständige für ganz besondere Sachen verwenden möchtest. Damit belohnst Du das unternehmerische Risiko, das Du rund um die Uhr das ganze Jahr trägst, und Deine Zeit, die Du so oft zusätzlich für Deine Praxis aufwendest, wenn Du Dich zum Beispiel mit anderen Inhaberinnen auf einem Unternehmerinnenstammtisch vernetzt, anstatt mit Deiner Familie das Wochenende einzuläuten. So weit, so gut der Plan. Wie kann das Ganze bei Auszeiten für die Familie, Pflege oder Auslandsaufenthalte weiterlaufen? Optimalerweise läuft Deine Praxis ohne Dich. Für Auszeiten gilt das dann noch einmal besonders, schon vorher keinen oder nur noch einen geringen Anteil selbst zum Therapieumsatz beizutragen. Als Inhaberin solltest Du nur noch die Lotsin des Schiffes sein, und die Praxis sollte unabhängig von Dir laufen können. Das gilt nicht nur für die Therapie, sondern auch für die Abrechnung. Das geht natürlich umso besser, je größer die Praxis ist und je mehr Köpfe den Therapieumsatz erwirtschaften. Wenn Du beispielsweise eine Familienauszeit nimmst, verändert sich dann höchstens die prozentuale Verteilung auf Deine vier Säulen. Wenn Du weniger in und/oder am Unternehmen in der Zeit arbeitest, kannst Du Deinen kalkulatorischen Unternehmerlohn etwas reduzieren und Deinen Anteil am Therapieumsatz sowie am Gewinn. Bei der zweiten Säule „Rücklagen fürs Alter“ solltest Du das nicht machen. Wenn Du zu Beginn Deiner Selbstständigkeit oder bei Abwesenheit Abstriche machen musst, solltest Du von hinten nach vorne vorgehen, und zuerst beim Schmerzensgeld streichen. Björn, vielen Dank fürs Gespräch. Hinweis: Wir können Dich dabei unterstützen – mit unserer individuellen Beratung zum Thema Auslastung und Gehälter sowie unserem up-plus-Service. Details dazu findest Du unter www.up-netzwerk.de/up-plus. Diese Artikel gehören zum Themenschwerpunkt "Altersvorsorge für Frauen": Vier Säulen Deiner Gewinnverteilung „Die Altersvorsorge sollte, nicht nur bei selbstständig Tätigen, auf mehreren Säulen aufgebaut sein.“ „Mit einer Kontenklärung überprüft die Deutsche Rentenversicherung das gesamte Versicherungskonto.“ „Jedes Produkt auf dem Lebensversicherungsmarkt hat Vor- und Nachteile und nicht jedes Produkt passt zu jedem gleich gut.“ Privat vorsorgen: So kannst Du loslegen