Nachhaltige Praxis: Umwelt – Einsteiger

Der Klassiker der Nachhaltigkeit ist der Bereich Umwelt- und Klimaschutz. Hierunter können sich die meisten Menschen etwas vorstellen. Das Gute: Gerade hier gibt es viele einfache Mittel, die Sie schnell umsetzen können – der perfekte Einstieg in Richtung nachhaltige Praxis. Gerade für die junge Generation spielen diese Punkte auch eine Rolle bei der Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber. Fazit Arbeitsweg Mitarbeiter Wissen Sie, wie Ihre Mitarbeiter in die Praxis kommen? Mit dem Auto, dem Fahrrad, Bus oder Bahn? Sie können dafür sorgen, dass Ihre Mitarbeiter, wo das möglich ist, den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nutzen, indem Sie ihnen ein Jobticket bereitstellen. Weiterhin können Sie schauen, ob es möglich ist, dass Kollegen Fahrgemeinschaften bilden oder ob es Möglichkeiten gibt, die Mitarbeiter zu motivieren, mit dem Rad zur Arbeit zu kommen. Dafür ist zum Beispiel ein sicherer Abstellort wichtig. Hinweis: Ein Jobticket ist für Ihre Mitarbeiter steuer- und sozialabgabenfrei, wenn Sie Ihnen die Karte zusätzlich zum ohnehin gezahlten Gehalt bereitstellen. Das Ticket muss vom Wohnort bis zur ersten Arbeitsstätte gelten. Müllvermeidung Gerade die vergangenen beiden Jahre waren in Sachen Müllproduktion nicht gerade die Glanzstunde des Umweltschutzes. Desinfektionsmittel in rauen Mengen, tägliche Coronatests, mehrere Masken, die jeder Mitarbeiter am Tag verbraucht hat, Einmalhandschuhe für jede Behandlung, Papierhandtücher und Papierauflagen für die Behandlungsliegen. Da kam eine Menge an Müll täglich zusammen. Müll vermeiden geht bei hohen Anforderungen an die Hygiene nicht? Oh doch, hier ein paar Beispiele: 1. Seifen- und Desinfektionsmittelspender: Verzichten Sie darauf, Handseife und Desinfektionsmittel in kleinen Gebinden aus Plastik jedes Mal wieder neu zu kaufen, wenn die Flaschen leer sind. Besorgen Sie Seifen- und Desinfektionsmittelspender aus Glas, die Sie immer wieder nachfüllen können. 2. Nachfüllbeutel: Desinfektionsmittel gibt es auch in großen Gebinden von fünf Litern. Handseife gibt es in Nachfüllbeuteln, aber auch als Pulver in kleinen Tüten – diese sind besonders umweltfreundlich, weil sie kaum Müll produzieren, zum Beispiel von Seifenbrause, Future Stories oder Less Waste Club. → Auch Reinigungsmittel gibt es bereits in Form von Tabs, die Sie einfach in Wasser auflösen. So können Sie die Flaschen von WC-, Bad- und Küchenreiniger immer wiederverwenden. Die Tabs finden Sie in Drogeriemärkten oder online, zum Beispiel von Everdrop oder Blaue Helden. 3. Wasserflaschen: Sie stellen Ihren Mitarbeitern oder auch Patienten Getränke zur Verfügung? Dann versuchen Sie, hier umweltfreundlich zu denken. Hier eine Abstufung an Möglichkeiten: Leitungswasser direkt aus dem Hahn Wassersprudler mit Glasflaschen Mehrwegflaschen aus Glas aus dem Supermarkt Professionelle Wasserspender Mehrwegflaschen aus Kunststoff Einwegflaschen aus Kunststoff Bieten Sie zum Trinken zudem Gläser an und verzichten Sie auf Einwegbecher. 4. Waschbare Frotteeauflagen: Statt jedem Patienten ein Handtuch bereitzustellen, können Sie dünne, waschbare Stoffauflagen verwenden. Müssen Sie diese am Ende des Tages waschen, passen deutlich mehr von den Auflagen in die Waschmaschine als klassische Handtücher. Sie können den Patienten auch anbieten, sich im Sinne des Umweltschutzes eigene Handtücher zur Behandlung mitzubringen. Mülltrennung Natürlich lässt es sich in einer Heilmittelpraxis nicht komplett vermeiden, dass Müll anfällt. Was jedoch einfach ist, ist den anfallenden Abfall ordnungsgemäß zu trennen und ihn so in den Recyclingkreislauf zurückzuführen. Tipp: Auch wenn wir alle denken, wir wissen, wie eine ordnungsgemäße Mülltrennung funktioniert, lauern hier doch einige Fallstricke. Daher lohnt es sich, das Thema einmal in einem Teammeeting durchzugehen. Auf der Website www.muelltrennung-wirkt.de finden Sie viele Beispiele, in welche Tonne welche Stoffe gehören. Im Internet gibt es zudem praktische Aufkleber, die Sie auf die jeweiligen Mülleimer kleben können. Dort steht in Stichpunkten, welcher Müll in welchen Eimer gehört. So erleichtern Sie Ihren Mitarbeiten die Mülltrennung. Weitergeben statt wegwerfen Viele Dinge müssen Sie aber nicht sofort wegwerfen. Die Stühle aus dem Wartezimmer können Sie vor einer Renovierung einem Sozialkaufhaus spenden oder Sie bei Ebay-Kleinanzeigen noch verkaufen oder verschenken. Über ausrangierte Elektrogeräte freut sich vielleicht die Kita oder Grundschule von nebenan. Sie dienen den Kindern zum Basteln. Auch Tüftler haben oft Spaß an defekten Geräten. Ist der alte Praxiscomputer noch funktionsfähig, können Sie ihn spenden – als Geflüchtete oder soziale Initiativen oder Sie verkaufen ihn. Achten Sie dann aber darauf, dass Sie alle wichtigen Daten professionell entfernen lassen. Übungsmaterialien, die Sie einfach nicht nutzen, können Sie an andere Praxen verkaufen. → Überlegen Sie also einmal, ob sich noch jemand über ausrangierte Dinge freuen würde, bevor Sie sie wegwerfen. Energie sparen In der Praxis darauf zu achten, dass Strom und auch Heizungswärme gespart werden, ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern bei den aktuellen Energiepreisen auch ein finanzieller Vorteil für den Geldbeutel der Praxis. Hier ein paar Tipps: Heizung Entlüften Sie alle Heizkörper einmal gründlich. Dazu stellen Sie eine Schüssel unter das Ventil der Heizung und drehen es mit einer Zange vorsichtig auf. Sie hören, wie die Luft entweicht. Sobald Wasser aus dem Ventil tritt, drehen Sie es wieder fest zu. Heizen Sie die einzelnen Räume individuell. In den WCs und in der Küche kann es ruhig etwas kühler sein, ebenso im Übungsraum, indem Patienten sich aktiv bewegen. In den Behandlungsräumen darf es hingegen etwas wärmer sein. Stellen Sie die Thermostate einmal richtig ein. Laut Verbraucherzentrale entspricht Stufe 1 auf dem Thermostat etwa zwölf Grad. Auf Stufe 5 erreichen Sie etwa 28 Grad. Jeder Strich zeigt etwa ein Grad an. Mit jedem Grad weniger, senken Sie Ihren Verbrauch etwa um sechs Prozent. Hinweis: Es gibt programmierbare Thermostate, mit denen die die optimale Raumtemperatur digital einstellen können. Oft haben diese Thermostate auch Timer, sodass Sie genau planen können, wann welche Heizung wie heizen soll. Diese smarten Thermostate gibt es von zahlreichen Anbietern wie Bosch, der Telekom, tado usw. Lassen Sie die Heizkörper frei. Stellen Sie keine Möbel und Übungsmaterialien vor die Heizung und schieben Sie eventuell angebrachte Gardinen zur Seite. Heizung bei Abwesenheit herunterdrehen: Hat die Praxis geschlossen, drehen Sie in allen Räumen die Heizung herunter. Im Winter sollten Sie jedoch darauf achten, dass es in den Räumen nicht kälter als 16 Grad wird, weil sonst Schimmel droht. Über Nacht lohnt es sich oft nicht, die Temperatur zu stark abzusenken. Lüften Sie regelmäßig und richtig. Dabei gilt: Lieber einmal kräftig und kurz sto.lüften, als die Fenster dauerhaft zu kippen. Strom: Gehen Sie einmal durch die Praxis und schauen Sie, welche Geräte dauerhaft auf Stand-by laufen. Das sollten Sie vermeiden, weil die Geräte so Strom verbrauchen, obwohl sie nicht in Betrieb sind. Ein weiterer Trick: Kaufen Sie Kippschalter, mithilfe derer Sie die Geräte komplett vom Stromkreislauf nehmen können, wenn Sie sie gerade nicht benutzen. Diese eigenen sich besonders bei Waschmaschine und Drucker – also Geräten, die Sie nicht allzu häufig am Tag nutzen. Aber Achtung: Wenn Sie den Drucker auch als Fax nutzen, müssen Sie ihn natürlich am Strom lassen. Den Praxiscomputer können Sie abends per Kippschalter vom Strom nehmen. Nutzen Sie LED-Leuchtmittel. Diese gelten als die sparsamsten Lichtquellen und sind schnell ausgetauscht. UND: Achten Sie darauf, dass nach dem Verlassen eines Raumes das Licht ausgeschaltet wird – besonders abends, wenn die Praxis schließt. Geschirrspüler und Waschmaschine nur anschalten, wenn sie wirklich voll sind. Das spart nicht nur Strom, sondern auch Wasser. Außerdem ist es bei den modernen Spültabs und Waschmitteln nicht nötig, zu heiß zu spülen bzw. zu waschen. Niedrigere Temperaturen sparen eine Menge Energie. Diese Artikel gehören zum Themenschwerpunkt „Nachhaltigkeit“: Nachhaltigkeit: Die Praxis von heute ist umweltfreundlich, innovativ und sozial Drei Säulen der Nachhaltigkeit: Umwelt, Wirtschaft und Soziales „Wer seine Praxis nachhaltig führt, ist für Patienten und Mitarbeiter langfristig interessanter“ - Interview mit Guido Plattner, TÜV Rheinland Nachhaltige Praxis: Umwelt - Fortgeschrittene Nachhaltige Praxis: Wirtschaft - Einsteiger Nachhaltige Praxis: Wirtschaft - Fortgeschrittene Nachhaltige Praxis: Soziales - Einsteiger Nachhaltige Praxis: Soziales - Fortgeschrittene