Präkrastination: Alles sofort erledigen wollen

Ein Blick auf Deine To-do-Liste verrät: Es gibt eine Menge zu tun. Während Du noch dabei bist, die ersten Aufgaben abzuarbeiten, kommen schon wieder neue hinzu. So sehr Du Dich auch bemühst, im Praxisalltag ist die To-do-Liste eigentlich niemals leer. Möchtest Du immer alle Aufgaben am liebsten sofort abarbeiten? Dann bist Du vielleicht gefangen im Strudel der Präkrastination. So befreist Du Dich daraus. Grundsätzlich ist es gut, Aufgaben nicht immer wieder zu verschieben, sondern sie zeitnah zu erledigen (s. Kasten Prokrastination). Der Druck, der dadurch entsteht, kann aber auch zu Stress und Fehlern führen. Denn manchmal ist es eben nötig, die ein oder andere Aufgabe auf später zu verschieben, etwa um wichtige Fristen einzuhalten. Menschen, die präkrastinieren, stürzen sich regelrecht blind auf ihre Aufgaben und haben den Kopf ständig voll mit Erledigungen, die ja unbedingt sofort gemacht werden müssen. Sie lieben es, lange Listen so schnell wie möglich abzuarbeiten. Das Problem: Sie können nicht gut priorisieren. So kann es vorkommen, dass sie zunächst Aufgaben erledigen, die eigentlich warten könnten und dabei Dinge übersehen, die zeitkritisch oder besonders wichtig sind. Statt den nächsten Termin eines kranken Mitarbeiters abzusagen, wird erst einmal die Bestellung der Papierhandtücher erledigt. Die Folge: Die Patientin steht plötzlich in der Praxis, aber immerhin sind die Handtücher bestellt. Prä- krastination führt häufig zu Fehlern und vor allem zu Stress. Wer ständig dem Drang unterliegt, Aufgaben sofort erledigen zu wollen, und wessen Kopf somit dauerhaft auf Hochtouren läuft, die oder der läuft auch Gefahr, sich zu übernehmen. Wenn Du unter Präkrastination leidest, wirst Du das nicht über Nacht ändern können. Aber Du kannst Deine Aufgaben so strukturieren, dass Du bessere Prioritäten setzt. Dadurch siehst Du, welche Erledigungen Du dringend angehen musst und welche noch etwas warten können. Prioritäten setzen leicht gemacht: 1. Aufgaben notieren: Schreib eine To-do-Liste mit allen Aufgaben, die Du aktuell erledigen musst. 2. Überblick verschaffen: Schau Dir die Liste in Ruhe an. Hast Du alle Erledigung notiert? Kannst Du manche der Aufgaben an das Team delegieren und damit von Deiner Liste streichen? 3. Sortieren Sie: Vergib Dringlichkeitsstufen: A sind Aufgaben, die Du wirklich umgehend angehen musst – wie Terminverschiebungen. B sind Punkte, die im Laufe des Tages erledigt werden sollten und C sind Erledigungen, die Du innerhalb der kommenden Woche machen musst. 4. An Prioritäten halten: Geh bei der Abarbeitung der Aufgaben strikt nach der Priorisierung vor: Erst erledigst Du alle A-Dinge, dann B, dann C. Halte Dich an diese Reihenfolge. 5. Liste im Blick behalten: Halte Deine To-do-Liste stets auf dem aktuellen Stand, indem Du die Punkte durchstreichst, die Du erledigt hast, und ordne neue Aufgaben mit entsprechender Priorisierung in die Liste ein. Zwei Gründe für Präkrastination Psychologen zufolge erledigen einige Menschen Aufgaben lieber jetzt als gleich aus zwei Beweggründen. Die einen denken: „Wenn ich alles jetzt sofort mache, habe ich schneller Freizeit.“ Das ist jedoch gerade im Joballtag oft ein Trugschluss. Denn in der Regel kommen im Laufe des Tages immer neue Aufgaben hinzu. Ein zweiter Grund ist das Verlangen nach Anerkennung. Wer ständig gestresst ist und Aufgaben am laufenden Band erledigt, gilt als fleißig und produktiv. Eimer-Experiment zeigt Phänomen der Präkrastination Der Begriff Präkrastination ist noch relativ jung. Erst im Jahr 2014 führte ihn der Professor für Psychologie David A. Rosenbaum gemeinsam mit seinen Forscherkolleg:innen ein. Er führt unter anderem mit 250 Studierenden ein Experiment durch. Dabei sollten die Teilnehmer:innen einen von zwei Eimern, die in einem Gang standen, bis zum Ende des Ganges tragen. Ein Eimer stand dichter an den Studierenden als der andere. Den ersten Eimer zu greifen bedeutete also, dass mehr körperliche Anstrengung nötig war, um den Eimer zum Ende des Ganges zu tragen. Trotzdem griffen mehr Studierende zu dem Eimer, der weiter vom Ziel entfernt stand. Rosenbaum schlussfolgerte, dass für diese Studierenden der psychische Druck, eine Aufgabe so schnell wie möglich zu erledigen, so groß war, dass sie den nächstgelegenen Eimer griffen und dafür in Kauf nahmen, dass die Bewältigung der Aufgabe anstrengender war. So entstand der Begriff Präkrastination. Das Gegenteil: Prokrastination Dieses Verhalten wird auch Aufschieberitis genannt. „Ach, die Rechnung kann ich auch morgen schreiben.“ oder „Ich schicke die Bestellung später ab.“ Aus morgen wird übermorgen usw. Menschen, die gerne prokrastinieren, neigen dazu, jede Gelegenheit zu nutzen, um Aufgaben zu verschieben. Dadurch entsteht kurzfristig ein gutes Gefühl. Am Ende dauert es jedoch ewig, bist sie etwas erledigt haben, sie stehen ständig unter (Zeit-) Druck und geraten in Stress. Außerdem interessant: Mit Feelgood Management den Praxiserfolg steigern Ersthelfer für psychische Gesundheit erkennen Auffälligkeiten und sprechen sie an