Rehasport erfolgreich einführen

Im Jahr 2018 entstand die Idee, eine Scheune in Groß-Gerau in Hessen zu einem Sport- und Therapiezentrum umzubauen. Familie Elsinger hatte die Vision, die seit 25 Jahren bestehende Physiotherapiepraxis auszulagern und um ein Gesundheitszentrum zu erweitern. Das Zentrum sollte sowohl über einen großen Gerätebereich als auch über einen großzügigen Kursraum für Fitnesskurse und Rehasport verfügen. Als besonderes Highlight war ein Outdoorbereich geplant. Im März 2021 wurde Elsinger‘s Scheune eröffnet. Sie bietet ein vielseitiges Angebot für Patientinnen und Patienten, Rehasporttreibende, Selbstzahlerinnen und Selbstzahler. Die Entscheidung für Rehasport-Kurse wurde vor allem deshalb getroffen, um den Patientinnen und Patienten auch nach der Therapie eine langfristige Möglichkeit zu bieten, weiterhin Sport zu treiben und dadurch ihre Gesundheit nachhaltig zu verbessern. Physiotherapeutin und Kursleiterin Vanessa Elsinger spricht von einer engen Bindung zur Patientin oder zum Patienten während der Therapie, die nach Beendigung der Verordnung abrupt endet. Immer stände dann die Frage im Raum, wie es nun weitergehen könnte. Erfolgreiche Entwicklung des Rehasports Die Einrichtung startete schließlich mit drei Rehasport-Kursen, die hervorragend angenommen wurden und sehr schnell mit zehn bis zwölf Teilnehmenden besetzt waren. Das Kursangebot wurde auf sieben Kurse aufgestockt. Trotzdem existiert eine Warteliste mit etwa 30 bis 40 Personen. Die Nachfrage ist einfach groß – und zwar gänzlich ohne Marketingmaßnahmen. Ein Grund dafür liegt in der persönlichen Betreuung durch das Team. 70 Prozent der Patientinnen und Patienten folgen den Empfehlungen der Therapierenden und besorgen sich nach Beendigung ihrer Physiotherapie eine Rehasport-Verordnung. Endet diese, kümmern sie sich um Folgeverordnungen, um weiterhin am Rehasport-Kurs teilnehmen zu können. Die Mund-zu-Mund-Propaganda sorgt dafür, dass sich auch Menschen zum Rehasport anmelden, die bisher keine Patientinnen und Patienten bei Elsingers waren. Gründe für den Erfolg Grund 1: Verbindung von Therapie und Rehasport< Ein wichtiger Faktor für die erfolgreiche Umsetzung des Rehasports in Elsinger‘s Scheune ist die Qualifikation der Übungsleiterinnen und Übungsleiter. Sie bieten gleichzeitig Physiotherapie in der Scheune an und kennen viele ihrer Teilnehmenden bereits von dort. Das ermöglicht ihnen, während des Kurses auf individuelle Einschränkungen einzugehen und bei Bedarf alternative Übungsoptionen anzubieten. Das schätzen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr. Sieben Therapierende verfügen über die Rehasport-Übungsleiterlizenz: Fünf davon bieten feste Kurse an, während zwei Übungsleitungen als Springer fungieren. Ausgebildet wurden alle im Rahmen einer Inhouse-Schulung. Für die Therapeutinnen und Therapeuten bietet Rehasport eine willkommene Abwechslung zu den Einzeltherapien, deshalb führen sie ihn mit viel Leidenschaft und Freude durch. Grund 2: Abwechslung Elsinger‘s Scheune verfügt über einen umfangreichen Outdoor-Bereich, der ein Sandfeld, einen Rasenplatz und eine funktionelle Trainingsfläche umfasst. Von März bis Oktober finden die Rehasport-Kurse so oft wie möglich im Freien statt, manchmal auch als Bootcamp oder Rehasport im Sand. Die Rehasportlerinnen und Rehasportler nehmen dieses Angebot erfreut an. In den kalten Monaten kann die Einrichtung dank der vielen verschiedenen Trainingsgeräte auch im Kursraum ein abwechslungsreiches Trainingsprogramm anbieten. Grund 3: Gruppendynamik Im Kurs setzen sich die Teilnehmenden zusammen mit der Übungsleitung kleine Ziele, die ihren Ehrgeiz und ihre Motivation wecken. Die Übungsleitung erklärt, dass niemand diese Ziele von heute auf morgen erreichen kann, die regelmäßige Kursteilnahme sie aber vorwärtsbringt. Die Ankündigung, ein Trainingsgerät nach einigen Wochen wieder zu nutzen, um die Verbesserung zu überprüfen, weckt den Ehrgeiz. Bei der Einführung des Rehasports wollten die Elsingers die Kurse weitestgehend homogen besetzen, also mit Teilnehmenden ähnlichen Alters, die auch in Bezug auf ihr Leistungsniveau zusammenpassen sollten. Doch es zeigte sich, dass heterogene Gruppen zu einer positiven Gruppendynamik beitragen können, denn die Stärkeren motivieren die vermeintlich Schwächeren. Was diese für undurchführbar halten, stellt sich plötzlich als möglich heraus, etwa auf den Boden zu gehen. Während manche in homogenen Gruppen gar nicht erst versucht hätten, die Herausforderung zu meistern, sind sie hier enorm motiviert. Stellschrauben für eine gute Gruppenauslastung Bereits beim Erstgespräch kommuniziert das Elsinger-Team klar, dass nur eine regelmäßige Teilnahme zu Erfolgen führen kann. Die Einrichtung informiert die Teilnehmenden, dass sie ihren Platz bei mehrfach unentschuldigtem Fehlen wieder verlieren können – das ermöglichen die Vorgaben der Krankenkassen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen also zu schätzen, Teil des Rehasport-Kurses zu sein. Wirtschaftlichkeit – nicht um jeden Preis Um den Rehasport möglichst wirtschaftlich durchzuführen, finden die Kurse außerhalb der Arbeitszeit statt. Die Übungsleitungen werden über die Übungsleiterpauschale bezahlt. Würden die Therapeutinnen und Therapeuten die Kurse innerhalb ihrer regulären Arbeitszeit durchführen, müsste der Lohn versteuert werden. Dann würden außerdem Therapien wegfallen, bei denen der Verdienst wesentlich höher ist. Für die Übungsleiterinnen und Übungsleiter bietet Rehasport also einen Zusatzverdienst. Positiver Nebeneffekt des Rehasports: 20 Prozent der Rehasport-Teilnehmenden werden nach dem Kurs Mitglieder im Trainingsbereich oder nutzen die Selbstzahler-Angebote des Gesundheitszentrums bereits während des Rehasports. Fazit: Rehasport ist ideal für die Patientenbindung Elsinger’s Scheune würde sich heute wieder für dieselbe Strategie entscheiden: Rehasport als Angebot, um Patientinnen und Patienten zu binden und als Folgeangebot nach der Physiotherapie. Hier erfahrt Ihr, wie Ihr Rehasport in Eurer Praxis umsetzen könnt.