Kommunikation mit Patienten: Rückengesundheit

Beinahe jeder dritte Erwachsene leidet öfter oder ständig unter Rückenschmerzen. Du wirst in Deiner Praxis vermutlich regelmäßig damit zu tun haben. Seien es Patientinnen und Patienten, die mit Rückenbeschwerden zur Behandlung kommen oder Menschen aus Deinem Team, denen der Rücken weh tut. Vielleicht schmerzt auch Dein Rücken hin und wieder. Im folgenden Beitrag findest Du jede Menge spannender Fakten, clevere Tipps und praktische Hinweise, mit denen Du alle in Deiner Praxis unterstützen kannst. Was genau sind Rückenschmerzen? Alle Schmerzen von der Halswirbelsäule bis zum Steißbein werden als Rückenschmerzen bezeichnet. Spezifische Rückenschmerzen sind auf Verletzungen oder Vorerkrankungen zurückzuführen, Gründe können beispielsweise Brüche, Infektionen, Herzinfarkte und Nierensteine sein. Den Großteil aller Fälle machen die unspezifischen Rückenschmerzen aus. Sie haben keine erkenntliche Ursache. Der Schmerzschweregrad unterteilt sich nach der Schmerzintensität und der funktionellen Bewegungsbeeinträchtigung. Meistens liegen nur leichte Beschwerden vor. Die Häufigkeit chronischer Beschwerden steigt mit zunehmendem Alter. In den meisten Fällen sind Rückenschmerzen nicht bedrohlich und verschwinden nach kurzer Zeit. Aktuelle Zahlen und Fakten Diagnosen zu „Krankheiten der Wirbelsäule und des Rückens“ sind in Deutschland seit Jahren eines der häufigsten Gesundheitsprobleme und eine der häufigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit. Der aktuelle Gesundheitsatlas des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zeigt, dass Rückenbeschwerden zu rund 14 Prozent aller Fehlzeiten am Arbeitsplatz führen, also zu umgerechnet 96,7 Millionen Arbeitsunfähigkeitstagen. Sie erzeugen Krankheits- und Produktionsausfallkosten in Milliardenhöhe. 2021 waren 26,2 Millionen Patientinnen und Patienten und damit 31,4 Prozent der Bevölkerung wegen Rückenschmerzen in ärztlicher Behandlung. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, aber auch 20,8 Prozent der Kinder leiden daran. Beim Blick auf die regionale Verteilung zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Stadt und Land, die Faktoren wie Einkommen, Beschäftigung und Bildung zugeschrieben werden. So ist die Prävalenz im ländlichen Raum höher als im städtischen und materiell und sozial benachteiligte Menschen leiden häufiger unter Rückenschmerzen als diejenigen mit einem hohen sozialen Status. Entsprechend weisen ökonomisch und sozial benachteiligte Regionen eine höhere Rückenschmerzprävalenz auf als Regionen mit einer guten materiellen und sozialen Ausgangssituation. Der Gesundheitsatlas wurde im November 2023 veröffentlicht und steht kostenlos online zur Verfügung. Hinweis: Aktuelle internationale Versorgungsleitlinien empfehlen bei Rückenbeschwerden die Reduktion der medikamentösen und chirurgischen Behandlungen. Im Vordergrund sollen das körperliche Training und die Vermittlung von Fakten zur Rückengesundheit stehen. Warnzeichen und Risikofaktoren Red Flags weisen auf eine drohende Gefahr hin. In Bezug auf Rückenschmerzen sind damit Symptome gemeint, die einen dringenden Handlungsbedarf erfordern. Wenn sie Dir bekannt sind, kannst Du schnell reagieren oder die betroffene Person informieren und geeignete diagnostische und therapeutische Maßnahmen einleiten. Zu den Red Flags gehören: Gefühlsstörungen, Schwächegefühl oder Lähmungen im Arm- und Beinbereich plötzliche Inkontinenz als Hinweis auf eine Nervenkompression Fieber, Schüttelfrost allgemeines Krankheitsgefühl starker nächtlicher Schmerz Appetitverlust als Hinweis auf eine Infektion ungewollte Gewichtsabnahme starke lokale Schmerzen nach einem Unfallgeschehen bei bekannter Osteoporose als Hinweis auf einen Wirbelbruch allgemeines Schwächegefühl Schmerzzunahme in Rückenlage Yellow Flags sind die Faktoren, die eine drohende Chronifizierung von Rückenschmerzen begünstigen. Sie zu kennen hilft, um genauer hinzusehen. Zu den Yellow Flags zählen psychische Risikofaktoren wie Depressionen, negativer Stress, um den Schmerz kreisende Denkmuster, Somatisierungsneigungen sowie Angst- und Vermeidungsverhaltensmuster. Berufliche Risikofaktoren sind körperliche Schwerarbeit, eine monotone Körperhaltung, Bewegungsmangel, eine geringe berufliche Qualifikation, berufliche Unzufriedenheit und Konflikte am Arbeitsplatz. Außerdem bestehen Risikofaktoren durch die Behandler und das Umfeld: etwa durch eine einseitige Fixierung auf eine körperliche pathologische Befundung, die Förderung oder Auslösung von Angst- und Vermeidungsverhaltensmustern sowie eine fehlende Ermunterung zu aktivem Verhalten und aktiver Therapie. Zehn Empfehlungen zur Rückengesundheit Vertrauen ins eigene Gefühl, denn jeder kennt den eigenen Rücken am besten. Täglich ausreichende Bewegung Gleichgewicht von Becken und Kopf, Aufrechthaltung Regelmäßiges und gezieltes Rumpfmuskulatur-Training Körperliche Aktivität bei Rückenbeschwerden Förderung der psychischen Balance, denn Stress verstärkt Rückenschmerzen. Soziale Beziehungspflege zu positiven Personen Ergonomische Gestaltung von Arbeitsplatz und häuslichem Umfeld Bewusste und vollwertige Ernährung Gesunder Schlaf Expertenworkshop zu Rückengesundheit Am 9. März 2024 veranstalten die Aktion Gesunder Rücken (AGR) und der Bundesverband deutscher Rückenschulen (BdR) gemeinsam einen Workshop an der Universität Leipzig. Anmeldungen sind bis zum 25. Februar 2024 möglich. Alle Infos: www.agr-ev.de/de/expertenworkshop sdsf