Vier Säulen Deiner Gewinnverteilung

Noch einmal etwas genauer: Deinen Gewinn solltest Du auf Deinen kalkulatorischen Unternehmerlohn, Deine Rücklagen fürs Alter, Deine Rücklagen für Investitionen und Unwägbarkeiten in Deiner Praxis und Dein Schmerzensgeld verteilen. Wir zeigen Dir an einem Beispiel, wie die Verteilung aussehen kann. 1. Kalkulatorischer Unternehmerlohn Der kalkulatorische Unternehmerlohn ist zentral für Dich als Inhaberin. Denn wenn Du, wie die meisten, Einzelunternehmerin bist, weist Du in Deiner Gewinn- und Verlustrechnung bzw. in Deiner betriebswirtschaftlichen Auswertung (BWA) kein Gehalt aus. Stattdessen musst Du Dein Gehalt von dem nehmen, was übrigbleibt, also vom Gewinn. Wenn dann am Jahresende eine Null steht, gibt es keinen Gewinn, von dem Du Deinen Lebensunterhalt bestreiten kannst, sondern musst das Geld woanders herbekommen. Deshalb ist es wichtig, Deinen Unternehmerlohn von Anfang an einzukalkulieren. Helfen kann Dir dabei unsere Tabelle „Kalkulatorischen Unternehmerlohn berechnen“, der up-plus-Mitgliedern kostenfrei zur Verfügung steht unter https://tinyurl.com/unternehmerlohn. Um den Unternehmerlohn auszurechnen, hast Du zwei Möglichkeiten: Entweder vergleichst Du Dich beispielsweise mit einer Leitungskraft in der Klinik oder mit Geschäftsführer:innen eines anderen Unternehmens in der Gesundheitsbranche mit vergleichbarer Größe. Dann könnte deren Gehalt Dein kalkulatorischer Unternehmerlohn sein. Oder Du schreibst auf, wie viele Stunden Du Patient:innen versorgst und wie viele Stunden Du in der Unternehmensführung arbeitest. Für beides legst Du dann jeweils einen Stundenlohn fest, und rechnest das Ganze hoch. So ergibt sich Dein kalkulatorischer Unternehmerlohn. Wenn es Dir schwerfällt, die Frage „Was ist mir meine Arbeit, die an Patient:innen bzw. die am Unternehmen, wert?“ zu beantworten, wechsele die Perspektive. Was würdest Du dafür nehmen, die Praxis einer Kollegin während einer längeren Abwesenheit von ihr zu führen? Vielen fällt die Antwort auf diese Frage leichter. 2. Rücklagen fürs Alter Wie viel Du ab jetzt ansparen musst, damit Dir das benötigte Geld im Alter zur Verfügung steht, ist manchmal gar nicht so leicht zu ermitteln. Deshalb hier ein Beispiel: Kathrin ist heute 45 Jahre alt. Sie möchte mit 67 in Rente gehen und nimmt an, dass sie voraussichtlich 85 Jahre alt wird. Also hat sie noch 22 Jahre Zeit, Geld für ihre Altersvorsorge anzusparen, die für mindestens 18 Jahre reichen muss. Pro Monat muss sie Miete, Lebensmittel, Versicherungen und Co. (Fixkosten) von etwa 2.000 Euro einplanen und sie reist gerne, was sie auch im Alter weiter machen möchte. Auf den Monat umgerechnet gibt sie dafür rund 250 Euro aus. Dazu kommen Freizeitkosten und und und. Das zusammen ergibt im Monat in etwa 2.600 Euro, die sie zum Lebensunterhalt braucht. Um Deiner aktuellen Vorsorgelücke näher zu kommen, können Dir z. B. sogenannte Altersvorsorgerechner helfen, bei denen Du bereits vorhandene Bausteine berücksichtigen kannst: https://tinyurl.com/vorsorge-situation. 3. Rücklagen für Investitionen und/oder Unwägbarkeiten Unter den Notfallgroschen für Deine Praxis fallen alle Ausgaben für die Praxis, die Du ungerne mit einer Einmalsumme bezahlen möchtest. Dazu gehören z. B. die Kosten für die IT-Ausstattung, Praxisrenovierung und Therapie(-groß-)geräte. Je mehr Du für solche Investitionen angespart hast, desto weniger musst Du auf Kredite bei der Bank zurückgreifen, wenn Du etwas brauchst. Spätestens seit Corona wissen wir, wie wichtig es ist, außerdem Rücklagen für Umsatzeinbrüche und Betriebsunterbrechungen zu haben. Der Praxisnotgroschen sollte mindestens den doppelten Monatsumsatz umfassen. 4. Schmerzensgeld Mit dem Schmerzensgeld kannst Du Dir mal etwas gönnen, was über das Maß einer Angestellten hinausgeht und nicht durch Deinen Unternehmerlohn abgegolten wird. Am besten geht es, indem Du Dir auch hier ganz konkrete Ziele setzt. Was ist das nächste „Unverschämte“, was Du mal machen möchtest, was Du Dir als angestellte Praxisleitung oder -geschäftsführerin nicht leisten könntest? Ein Unternehmerinnencoaching, eine besondere Fortbildung, eine Weltreise oder ein teures Fahrrad? Ein Blick in die Praxis: So kannst Du prüfen, ob Dein Gewinn aktuell ausreicht, um alle vier Säulen gut abzudecken Beispiel: Wenn Svea als Einzelunternehmerin monatlich 4.989 Euro brutto benötigt, ergibt sich ein jährlicher kalkulatorischer Unternehmerlohn von 59.868 Euro (= 4.989 Euro * 12 Monate, Zeile A4). Hinzukommen jährlich benötigte Rücklagen für die Rente in Höhe von 19.872 Euro (Zeile A5), Rücklagen für Umsatzeinbrüche und Betriebsunterbrechung von 2.648 Euro (Zeile A6), Rücklagen für Investitionen von 5.010 Euro (Zeile A7) und 8.980 Euro Schmerzensgeld (Zeile A8). Stellt sie diesem Bedarf ihren Jahresgewinn nach typisierter Einkommenssteuer in Höhe von 96.250 Euro (Zeile A3) gegenüber, zeigt das negative Ergebnis in der Zeile „Zusätzlicher Gewinn“ (Zeile A9), dass die Gewinnverteilung bei Svea so noch nicht ausreicht. Das Ziel sollte hier also mindestens die „Null“ sein. Erreichst Du hier auf Anhieb oder im Verlauf ein jährliches Plus, solltest Du es für mindestens eine der vier Säulen verwenden. Hinweis: Wenn Du selbst einmal Deine Werte eintragen und verschiedene Szenarien durchspielen möchtest, kannst Du Dir als up-plus-Mitglied unsere Tabelle herunterladen unter www.up-aktuell.de/gewinnverteilung. Diese Artikel gehören zum Themenschwerpunkt "Altersvorsorge für Frauen": „Eine Praxis, die heute einen vernünftigen Gewinn macht, kann jetzt für ein auskömmliches Morgen sparen.“ „Die Altersvorsorge sollte, nicht nur bei selbstständig Tätigen, auf mehreren Säulen aufgebaut sein.“ „Mit einer Kontenklärung überprüft die Deutsche Rentenversicherung das gesamte Versicherungskonto.“ „Jedes Produkt auf dem Lebensversicherungsmarkt hat Vor- und Nachteile und nicht jedes Produkt passt zu jedem gleich gut.“ Privat vorsorgen: So kannst Du loslegen