Einmal Steuerberater für die Therapiepraxis, bitte

Die Suche nach einem geeigneten Steuerberater gestaltet sich für Therapiepraxen häufig knifflig. Nicht jede Kanzlei kennt sich mit Heilberufen aus. Und wenn doch, liegt der Schwerpunkt oft auf Ärzten und die Erfahrungen mit Heilmittelerbringern halten sich Grenzen.
Einigen Therapeuten kann in Zukunft vielleicht die neu gegründete Deutsche Gesellschaft selbständiger Fachberater für das Gesundheitswesen (DGSFG) bei ihrer Suche helfen. Ihre Mitglieder nehmen in ihrer 120-stündigen Steuerberater-Ausbildung durch den Deutschen Steuerberater-Verband schwerpunktmäßig steuerliche Belange von Heilberufen durch. „Die Ausbildung umfasst zum Beispiel die Themen Umsatzsteuer, Abrechnung mit Krankenkassen und Budgetierung“, berichtet Michael Klasvogt, Präsident der DGSFG. Auch aktuelle Themen würden behandelt, zurzeit etwa das neue Antikorruptionsgesetz und die Pflegereform.
Nach zwei Prüfungen und dem Nachweis von Praxiserfahrungen erhalten Anwärter ein Zertifikat – welches eine der Voraussetzungen für eine Mitgliedschaft in der DGSFG ist. Um den Status zu erhalten, müssen die Steuerberater regelmäßig Fortbildungen besuchen. Diese „geprüfte Kompetenz“ sei für Therapeuten objektiv nachvollziehbar, so Klasvogt – im Gegensatz zu den Fähigkeiten von Steuerberatern, die sich selbst als „Spezialisten“ für ein bestimmtes Fachgebiet bezeichneten.
DGSFG-Berater auch auf Therapeuten spezialisiert
Klasvogt versichert, dass die Berater der DGSFG sich nicht nur mit Ärzten auskennen. „Die Beratung von Physiotherapeuten und Ergotherapeuten, Psychologen, Logopäden und Podologen bildet sogar einen Schwerpunkt in der Ausbildung zum Fachberater“, sagt er. „Hinzu kommt ein umfassender Erfahrungsschatz: Viele unserer Mandanten stammen aus diesen Berufsgruppen.“
Therapeuten können mit den richtigen Fragen prüfen, ob ein Steuerberater für sie geeignet ist. „Er sollte sich mit wirtschaftlichen und juristischen Fragen, gesetzlichen Neuregelungen und aktuellen Problemen in ihrem Umfeld bestens auskennen“, rät Klasvogt. „Außerdem sollte er Risiken identifizieren und Strategien vorschlagen können.“ Momentan berieten Fachberater zum Beispiel Physiotherapeuten häufig zu deren Sorge, die Deutsche Rentenversicherung könne Mitarbeiter als scheinselbstständig werten und hohe Beträge nachfordern.
Fachberatersuche soll schnell wachsen
Noch (Stand August 2016) verfügt die Gesellschaft nur über rund 20 Mitglieder. Klasvogt zufolge liegt das an dem noch jungen Ausbildungsweg, den seit 2014 erst circa 45 Berater absolviert haben. Davon kommen nur die Selbstständigen für die DGSFG in Betracht. Ein Blick in die „Fachberatersuche“ auf www.dgsfg.de zeigt: Während es schon einige Berater in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen sowie rund um Bremen und Hannover gibt, sind die DGSFG-Siegel im Osten und Süden Deutschlands noch rar. Die meisten der Berater listen zudem als Schwerpunkte in ihrem Profil vor allem Ärzte und Zahnärzte auf – und nur am Rande „Heilberufe“ oder „andere Freiberufler“.
Klasvogt zufolge soll die Kartei jedoch schnell wachsen. In diesem Jahr würden noch etwa 70 Berater die Prüfung ablegen. „Unsere Zielgröße sind 150 Kollegen, die dann bundesweit flächendeckend tätig sind“, so der DGSFG-Präsident. Die Gesellschaft prüfe derzeit die Anerkennung zweier weiterer Ausbildungsgänge zum Fachberater, durch das IBG-Institut und das IFU-Institut. Auf diesem Weg könnten deutschlandweit noch deutlich mehr Berater in die Suchfunktion mit einfließen.