Hausbesuche: Mit dem E-Bike von Patient zu Patient

E-Bikes liegen immer mehr im Trend - nicht nur im Freizeitbereich. Das Elektro-Rad wird auch im Berufsalltag zu einer echten Alternative zum Auto, so auch für die Podologin Melanie Roithner. Schon seit November 2021 nutzt sie ihren motorisierten Drahtesel für Hausbesuche in Bad Harzburg und Goslar. Ihr Beweggrund: „Ich wollte mich einfach mehr bewegen und umweltschonend unterwegs sein.“ Für Melanie Roithner stand das E-Bike als Alternative zum Auto schnell fest. Nach einer Probefahrt mit einem Elektrorad war die 44-jährige Praxisinhaberin überzeugt. „Gerade hier im Harz geht es viel einfacher die Berge rauf und runter…“ Allerdings ließ sich die Idee nicht ganz so einfach umsetzen. „Es war schwierig, ein gutes E-Bike mit Riemenantrieb zu bekommen und erforderte ein wenig Ausdauer“, erinnert sie sich. Immer wieder hat sie sich im nahegelegenen Bike Store umgeschaut und auf das passende Modell gewartet. Eines Tages hatte sie Glück: „Es gab nur dieses eine Exemplar in dem Laden, und es stand gerade mal einen Tag zum Verkauf dort!“ E-Bikes sind nicht gerade günstig Günstig war die Anschaffung nicht: Immerhin kostete ihr Modell der Marke HoheAcht 3.700 Euro. Weitere Anschaffungskosten waren etwa 50 Euro für ein gutes Schloss und einen Fahrradkorb für den Gepäckträger. „Neuerdings habe ich eine Diebstahlversicherung mit Mobilitätsgarantie, falls man eine Panne hat, für rund 100 Euro im Jahr.“ Aber bereut hat sie die Investition nicht. Melanie Roithner pendelt täglich die Strecke von fünf Kilometern zwischen Wohnung und Praxis. „Dafür brauche ich zwölf Minuten mit dem Rad, ebenso lang wie mit dem Auto“, freut sie sich. Drei- bis fünfmal pro Woche schwingt sie sich mit ihrem Podologie-Rucksack auf ihr Rad und versorgt ihre Patient:innen, die in einem Umkreis von etwa zehn Kilometern erreichbar sind. „Bei Hausbesuchen rechne ich allerdings meist mit der doppelten Anfahrtszeit im Vergleich zum Auto.“ Locker vorbei an Baustellen und Staus Die Podologin schätzt an ihrem E-Bike die Agilität. „An Baustellen oder Staus komme ich locker vorbei und muss keine lästigen Umwege fahren.“ Und sie hat Pfade und Wege kennengelernt, die sie mit einem Auto nicht hätte fahren können. Ein weiterer Vorteil: Das Parkticket ist überflüssig. „Und bei längeren Touren kann ich die Aufladestationen für Autos nutzen, aber es empfiehlt sich, vor den Hausbesuchen das Rad immer voll aufzuladen.“ Die Nachteile: „Das Rad ist mit rund 30 Kilogramm recht schwer, und natürlich ist unbedingt eine gute Regenbekleidung erforderlich.“ Gute Planung der Hausbesuche entscheidend Das A und O für die mobile Podologie sei eine gute Planung, weiß die Praxischefin aus Erfahrung. So muss die Route im Vorfeld so gut ausgearbeitet werden, um mögliche Umwege zu vermeiden. „Hausbesuche an verschiedenen Orten an einem Tag zu planen, wäre unsinnig - das würde zu lange dauern.“ Sie schafft etwa zwei bis drei Hausbesuche am Tag, „theoretisch könnte man acht Patienten schaffen, wenn sie beispielsweise alle im gleichen Seniorenwohnheim leben“. Auch das Equipment hat die Podologin für ihre Hausbesuche minimiert. „Die Fußstütze beispielsweise brauche ich nicht, da die meisten Patienten einen Hocker besitzen oder im Bett liegen. Ich nehme nur das Nötigste mit, wie kleine Döschen oder auch Pröbchen - das passt alles in den Fahrradkorb und in meinen Rucksack. Wer mehr benötigt, könne ja noch zusätzliche Satteltaschen nutzen.“ E-Bike steuerlich absetzbar Inzwischen ist die Podologin mit ihrem E-Bike bereits mehr als 3.000 Kilometer gefahren. Und die Anschaffung hat sich für Melanie Roithner auf jeden Fall gelohnt, zumal das Rad auch steuerlich absetzbar ist. Der Kaufpreis kann sogar voll abgesetzt werden, da der Gesetzgeber keine Höchstgrenzen festgelegt hat. Auch die Reparaturen am Rad gelten als Betriebsausgaben. Ein E-Bike als Praxisrad kann also auch eine lohnende Idee für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sein. Vision einer mobilen Podologie Das E-Bike sei eine echte Alternative, auch wenn man es nur für das tägliche Pendeln zwischen zuhause und Praxis und nicht für Hausbesuche nutzt, ist die Podologin überzeugt. „Fahrrad fahren auch mit dem E-Bike ist nachweislich gesundheitsfördernd. Wir sitzen eh schon lange genug in der Praxis.“ Und Melanie Roithner appelliert an ihre Kolleginnen und Kollegen: „Bitte bewegt Euch mehr!“ Ihre Vision: Die mobile Podologie in anderen Ländern anzubieten, so wie sie es bereits in ihrer Zweitpraxis auf Sylt praktiziert, wo sie sich für eine Woche ein Apartment mietet und ihre Stammpatient:innen behandelt…