Minutenpreise: Welche Behandlungen lohnen sich?

Die Honorare im Heilmittelbereich sind weiterhin so gering, dass es für Praxisinhaber kaum möglich ist, Mitarbeiter angemessen zu bezahlen und selbst am Ende des Monats Gewinne einzufahren. Dennoch haben Sie immer die Möglichkeit, das Beste aus der aktuellen Situation für Ihre Praxis herauszuholen: Bevorzugen Sie die Leistungen, die sich lohnen. Doch was lohnt sich? Das lässt sich ganz leicht ausrechnen. Natürlich steht dabei im Mittelpunkt, was die Patienten brauchen. Aber eine wirtschaftliche Praxisführung schließt eine gute Therapie ja nicht aus. „Wenn Sie für Ihre Praxis ausrechnen möchten, welche Behandlungen betriebswirtschaftlich den größten Umsatz erziehen, benötigen Sie einen Umrechnungsfaktor“, erklärt Björn Schwarz, Berater für Praxismanagement bei buchner. „Für einen direkten Vergleich eignet sich hier der Minutenpreis, also Umsatz pro Minute. Dazu müssen Sie natürlich einmal auflisten, welche Leistungen Sie anbieten. Weiterhin ist wichtig: Wie lange behandeln Ihre Therapeuten bei den einzelnen Leistungen? Und welches Honorar bekommen Sie dafür?“ Daraus können Sie dann den Minutenpreis errechnen (siehe Tabelle 1). Berechnung des Minutenpreises Minutenpreis = Vergütung GKV je Patient x Anzahl der Patienten je Behandlung / (tatsächliche Leistungsdauer + Vorbereitungszeit) Beispiel Physiotherapie KG Einzelbehandlung: Minutenpreis: 24,08 x 1 / (20 + 0) = 1,20 Euro KG-Gerät Parallelbehandlung bei 3 Personen: Minutenpreis: 45,34 x 3 / (60 + 0) = 2,27 Euro Wenn Sie in Ihrer Praxis den Umsatz steigern möchten, können Sie also schauen, dass Sie mehr Leistungen abrechnen, die einen höheren Minutenpreis erzielen. Wie Sie sehen: Bei den Ergotherapeuten und Logopäden lohnt es sich vor allem von einer Einzel- auf eine Doppel- oder Parallelbehandlung zu wechseln. Physiotherapeuten erzielen mit KG-Gerät und KG Gruppenbehandlungen die besten Minutenpreise: Sonderfall Ergotherapie In den Rahmenverträgen der Logopäden und Physiotherapeuten ist keine konkrete Zeitangabe zur Vor- und Nachbereitungszeit zu finden. Hier ist es sinnvoll gemeinsam mit den Mitarbeitern zu erarbeiten, welcher Part der Vor- und Nachbereitung in der Behandlung stattfindet und welche Themen nur sinnvoll außerhalb erbracht werden können. Bei den Ergotherapeuten ist das jedoch anders. In ihrem Rahmenvertrag steht, dass sie pro Behandlung 15 Minuten Vor- und Nachbereitung machen müssen“, erklärt Björn Schwarz. „Diese Zeit wird nicht extra honoriert, sondern ist über das Honorar der Behandlungseinheit abgegolten.“ Sprich: Eine Behandlungseinheit „motorisch-funktionelle Behandlung“ dauert 30 Minuten. Diese 30 Minuten werden honoriert. Die 15 Minuten Vor- und Nachbereitung je Einheit jedoch nicht. Schaut man sich jetzt die Tabelle an, so wird schnell klar, dass es betriebswirtschaftlich für Ergotherapeuten kaum einen Sinn ergibt, eine 30-minütige Einzelbehandlung „motorisch-funktionell“ anzubieten. Hier ist es beispielsweise ratsam, Doppelbehandlungen zu vereinbaren oder auf eine Parallelbehandlung zu setzen, da auch hier die 15 Minuten je Behandlung gelten. „Wer sich mit seinen Mitarbeitern einig ist, kann auch vereinbaren, die Vor- und Nachbereitung als Teil der Behandlungszeit zu sehen. Denn ohne eine gute Dokumentation, kann eine Behandlung langfristig keinen Erfolg haben“, so Björn Schwarz. Diese Artikel gehören auch zum Themenschwerpunkt „Lifehacks rund um die Versorgungsverträge“: Themenschwerpunkt 4.2022: Lifehacks rund um die Versorgungsverträge Änderungsmöglichkeiten in der Therapie nutzen Leistungsbeschreibungen im Kontext des Praxisalltags Vergütungsanhebungen angemessen weitergeben? Zuzahlung organisieren Neue Verträge = Neue Fristen Forderungen, Behandlungsbeginn und Aufbewahrung