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Eigenübungen besser als Physiotherapie?

Die Digitalisierung nimmt auch für den Heilmittelbereich Fahrt auf. Die erste Digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) ist in den Dauer-/Regelbetrieb übernommen worden: Die Rückenschmerz-App Vivira kann von jeder Ärztin bzw. jedem Arzt verordnet werden und wirbt damit, dass 90 Tage Eigenübungen mit dieser App besser seien als Physiotherapie.
Eigenübungen besser als Physiotherapie?
© iStock: Ivan Pantic

Diese 90 Tage Nutzung der App wird von der GKV mit 211,72 Euro vergütet, wenn der Arzt das verordnet oder der Patient nachweisen kann, dass die relevante Diagnose „unspezifischer Kreuzschmerz“ bei ihm vorliegt.

Das könnte für Physiotherapeut:innen spannend werden, wenn in Zukunft die M54-Diagnosen von den Ärzt:innen mit einer App versorgt werden, anstatt mit Heilmitteln? Und wer überwacht die Anwendung der App? Könnte der Therapiebericht eines Therapeuten womöglich der Nachweis gegenüber der Krankenkasse sein, dass eine App hier als Ergänzung der physiotherapeutischen Behandlung notwendig ist?

Da gibt es einiges aufzuarbeiten. Die Studienlage zur vermeintlichen besseren Wirksamkeit der App gegenüber der Physiotherapie bedarf einer Evaluierung durch Heilmittelerbringer:innen. Für alle, die es interessiert, hier geht es zu den Studienergebnissen, die von der Vivira Health GmbH gesponsert worden sind.

Seit Jahresanfang dürfen sich auch Privatversicherte auf eine neue App freuen, die krankengymnastische Übungen zu jeder Zeit und an jedem Ort unterstützt. Der PKV-Verband hat einen entsprechenden Rahmenvertrag mit dem Anbieter der Mawendo-App geschlossen, sodass Privatversicherte die App nun für ein Jahr nutzen können. Sie könne zur Überbrückung bis zum Start eine Physiotherapie dienen, aber auch als Alternative oder Ergänzung zur klassischen Physiotherapie, wie der PKV-Verband mitteilt. Auch GKV-Versicherte können die App nutzen, jedoch nur für 16 Wochen und bei der Indikation „Krankheiten der Patella“. Die DiGA befindet sich noch bis August 2023 in der Erprobungsphase. Weitere Informationen findet Ihr hier.

Auch in der Logopädie ist Digitalisierung ein wichtiges Thema. Der dbl zum Beispiel trägt dem mit seiner virtuellen Vortragsreihe „Logopädie digital“ Rechnung. Auch hier stand in dieser Woche eine digitale Anwendung im Fokus. Es wurde die inklusive Sprachlern-App EiS vorgestellt.

Über viele weitere spannende Themen haben wir vor zwei Tagen im up-webcast gesprochen. Wenn Ihr nicht live dabei wart, könnt Ihr Euch die Aufzeichnung jetzt in unserer Mediathek anschauen. Der Start der eAU war ebenso Thema wie der Schiedsspruch in der Physiotherapie, der mehr als nur die Preise geändert hat. Während wir darauf warten, dass Karl Lauterbach seine Gesetzesvorhaben zur Reform der Physiotherapie-Ausbildung und Modellvorhaben zum Direktzugang umsetzt, haben wir uns die Forderungen der Verbände, wie sie sie auf dem TherapieGipfel geäußert haben, nochmal einmal genau angeschaut.

Ich spanne jetzt gleich meinen Schirm auf und lasse mir ein wenig bestes norddeutsches Wetter um die Nase wehen.

Herzliche Grüße

Euer

Ralf Buchner

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