Herausforderungen der Blankoverordnung

Die Blanko-VO ist eine richtig gute Möglichkeit für Ergotherapeut:innen, endlich flexibler und bedarfsgerechter zu behandeln. Es gibt also sehr viel Positives zu berichten, aber wie immer bringen Neuerungen auch Herausforderungen mit sich. Diese sollen die Freude nicht mindern, Ihr solltet sie aber kennen, um entsprechend planen und reagieren zu können. Nachträglicher Aufwand bei der Zuzahlung Die Zuzahlung, die Patient:innen leisten müssen, ist ein ohnehin ungeliebtes Thema in jeder Heilmittelpraxis. Laut Versorgungsvertrag nach § 125 Abs. 1 SGB V für Ergotherapie ist die gesamte Zuzahlung „am Tag der ersten Behandlung fällig“. Das gilt auch bei der Blanko-VO. Nachforderungen bzw. Erstattungen gab es bislang nur bei Patientinnen und Patienten, die ihren Zuzahlungsstatus geändert haben, und bei Abbruch bzw. vorzeitigem Ende der Therapie. Bei der Blanko-VO kommt ab 1. April hinzu, dass die Höhe der gesetzlich festgelegten Zuzahlung durch die Abhängigkeit von Heilmittel, Behandlungsdauer und Therapiefrequenz variieren wird, und erst am Ende der VO mit Sicherheit richtig berechnet werden kann. Zu Beginn der Behandlung könnt Ihr nur abschätzen, wie hoch die Zuzahlung am Ende tatsächlich ausfallen wird. Für Euch bedeutet es mehr Aufwand, für Eure Patient:innen mitunter den Verzicht auf eine Inanspruchnahme von Therapieleistungen, weil die Zuzahlung bislang schon eine finanzielle Hürde v. a. bei Geringverdienern sein konnte. Umso wichtiger wird jetzt die 2023 von BED und LOGO Deutschland geforderte Reformierung der Zuzahlung im Heilmittelbereich. Details findet Ihr unter: http://tinyurl.com/reform-zuzahlung Wartezeit auf Vergütung Die Bezahlung Eurer Rechnungen durch die Krankenkassen ist 21 Kalendertage nach Eingang der vollständigen Abrechnungsunterlagen fällig. Schöpft Ihr die 16 Wochen aus und stellt dann zeitnah die Rechnung, werden Blanko-VO erst rund 20 Wochen nach Behandlungsbeginn vergütet. Insbesondere für kleine Praxen kann das angesichts der derzeitigen Inflation und Krankheitslage unter Mitarbeitenden ein Kraftakt werden, für alle laufenden Kosten in Vorleistung zu gehen. Umso wichtiger ist und bleibt der Verordnungscheck vor Behandlungsbeginn, damit es am Ende nicht zu gerechtfertigten Absetzungen kommt. Termingestaltung in der Praxis Was einerseits viel Flexibilität in der individuellen Behandlung Eurer Patient:innen ermöglicht, kann gleichzeitig eine Herausforderung für die Terminorganisation in Eurer Praxis bedeuten, wenn Ihr über die Dauer jedes Behandlungstermins und die Therapiefrequenz frei, aber inhaltlich begründet, entscheiden könnt. Deshalb lohnt es sich, Euch zu überlegen, wie Ihr die Termine von Patient:innen mit Blanko-VO künftig gestalten und mit welchen Parametern Ihr beginnen möchtet, um Erfahrungen zu sammeln und sie in regelmäßigen Abständen neu zu bewerten. Finanzielle Einbuße bei Erreichen der roten Ampelphase Die Wahrscheinlichkeit, in den roten Bereich der Ampel zu gelangen, ist im Regelfall nicht allzu hoch. Trotzdem kann es sein, dass Ihr bei dem einen oder der anderen Patientin in den Bereich der Ampel kommt, in dem Ihr für die entsprechenden Zeitintervalle weniger Vergütung erhaltet. Dass Ihr für Eure geleistete Arbeit weniger Geld bekommt, obwohl die Patientin die Behandlung medizinisch dringend nötig hat, ist ein Haken an dem Ampelsystem.