Wechseljahre am Arbeitsplatz

Die Wechseljahre unterteilen sich in mehrere Phasen: Mit „Menopause“ ist die letzte Menstruation im Leben einer Frau (ohne entfernte Gebärmutter) gemeint. Die Lebensphase davor und kurz danach wird als Perimenopause bezeichnet, die Postmenopause beginnt zwölf Monate nach der letzten Blutung. Bei einem Prozent der Frauen beginnen die Wechseljahre bereits im Alter unter 40 Jahren, seltener sogar unter 30 Jahren. Zu den typischen Symptomen gehören Hitzewallungen und Schweißausbrüche, Schlafstörungen, Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme, Migräne sowie Muskel- und Gelenkschmerzen. Häufig treten Stimmungsschwankungen, Angst, Reizbarkeit, weniger Selbstvertrauen, Niedergeschlagenheit und Depressionen, Erschöpfung und Müdigkeit auf. Sie können schon einige Jahre vor der Menopause einsetzen und bis zu 13 Jahre andauern.
Auswirkungen auf die Arbeit
Die Beschwerden wirken sich auf das Wohlbefinden der Frauen und ihre Leistungsfähigkeit aus. Es macht sich bemerkbar, wenn 48 Prozent mit Müdigkeit, 39 Prozent mit Konzentrationsstörungen und 20 Prozent mit Gedächtnisschwund kämpfen. Sie schaffen erwiesenermaßen weniger als ihre symptomfreien Kolleginnen. Hoher Stress, lange Arbeitszeiten und ein ungünstiges Arbeitsumfeld führen dazu, dass die Beschwerden unangenehmer ins Gewicht fallen. Der Job trägt also dazu bei, wie Frauen die Wechseljahre erleben.
Doch am Arbeitsplatz wird diese lebensverändernde Phase nur wenig anerkannt. 72 Prozent der Betroffenen fühlen sich dort nicht ausreichend unterstützt. Mehrheitlich wird gar nicht über das Thema gesprochen, obwohl sich die meisten eine offene Kommunikation wünschen. Um Symptome in den Griff zu bekommen, ändern einige ihre Arbeitsroutine, der Großteil kann das nicht. Stattdessen reduzieren sie ihre Arbeitszeit, nehmen Urlaub oder entscheiden sich für einen früheren Ruhestand. Bei Frauen ab 55 Jahren sprechen wir hier von immerhin 19 Prozent.
Dabei sind gerade die mittelalten Frauen besonders wertvolle Arbeitskräfte: Sie sind berufserfahren, werden nicht mehr schwanger und die Kinderbetreuung liegt hinter ihnen. Zwei Drittel aller deutschen Unternehmen klagen zwar über Fachkräftemangel, bieten jedoch kaum etwas zur betrieblichen Gesundheitsförderung in den Wechseljahren an. Dabei könnten passgenaue Angebote Frauen unterstützen, länger im Job zu bleiben, und die Zufriedenheit am Arbeitsplatz steigern. Eine offene Kommunikation, die Aufklärung aller und die Entwicklung von Ideen für geeignete Angebote sind dabei wichtige Bausteine.
Das Projekt MenoSupport führt die erste deutschlandweite Befragung von Frauen über Auswirkungen von Wechseljahresbeschwerden am Arbeitsplatz durch. Ziel ist es, die Relevanz des Themas herauszustellen, den Austausch darüber anzustoßen und praktische Maßnahmen für das betriebliche Gesundheitsmanagement zu entwickeln, um Betroffene zu unterstützen. Die Befragungsergebnisse zeigen die Häufigkeit der Beeinträchtigung am Arbeitsplatz:
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Was können Arbeitgeber:innen tun?
Heilmittelpraxen können auf die Bedürfnisse von Mitarbeiterinnen in den Wechseljahren eingehen, ihr Arbeitsumfeld und ihre Arbeitsbedingungen verbessern. Vorab ist zu klären, ob und welcher Bedarf überhaupt besteht. Leiden Frauen im Team bereits an Beschwerden? An welchen? Die Plattform „Wexxeljahre“ hat kostenpflichtige Angebote für Unternehmen entwickelt. Dazu gehören Vorträge und eLearning-Angebote zur Aufklärung von Angestellten und Führungskräften sowie sogenannte Co-Creation-Workshops. In ihnen wird mit dem gesamten Praxisteam ein individuelles Maßnahmenpaket erarbeitet.
Hilfreiche Maßnahmen:
1. Klare Unternehmenswerte leben
Wichtig ist eine offene, integrative und unterstützende Kultur, die Diskriminierung und Stigmatisierung von Frauen mit Wechseljahresbeschwerden nicht toleriert. Der Arbeitsplatz sollte ein sicherer Ort sein, an dem Mitarbeiterinnen ihre Sorgen und Bedürfnisse ohne Angst äußern können und auf Verständnis stoßen. Hilfreich sind eine offene Kommunikation und ein positiver Umgang mit Wechseljahren.
2. Team aufklären
Deine Praxis sollte das Thema aktiv auf die Agenda setzen. So wissen alle, dass darüber gesprochen wer- den kann. Frauen müssen sich weder schämen noch versuchen, ihre Beschwerden vor den anderen zu verbergen. Information hilft allen, Betroffenen und dem ganzen Team gleichermaßen, die Wechseljahre und ihre Auswirkungen zu verstehen. Du kannst in der Praxis Infos auslegen, die Frauen helfen, ihre Symptome einzuordnen und bestmöglich zu bewältigen.
3. Ansprechpartner bereitstellen
Praxen können Frauen Zugang zu Gesundheitsfürsorge am Arbeitsplatz und vertraulichen Beratungen ermöglichen. Denn vielen Betroffenen ist es unangenehm, mit ihrem eventuell männlichen Vorgesetzten zu sprechen. Eine Ansprechpartnerin speziell für Wechseljahre, intern oder extern, wäre eine geeignete Alternative. Auch ein Hinweis auf themenbezogene regionale oder Onlinegruppen ist wertvoll.
4. Rahmenbedingungen anpassen
Praxischefinnen und -chefs können die Arbeitsumgebung aktiv anpassen. So können beispielsweise Arbeitsräume klimatisiert oder Ventilatoren bereitgestellt werden. Außerdem: Kühles Trinkwasser zur Verfügung stellen, die Arbeit im geeigneten Raum ermöglichen und in benutzerfreundlichen Sanitärräumen Hygieneartikel paratlegen. Vielleicht lässt sich auf die Kleiderordnung – falls vorhanden – verzichten oder es wird auf thermisch angenehme Stoffe geachtet.
5. Arbeitsvorgänge überprüfen
Praxen sollten über die Auswirkungen der spezifischen Arbeitsmuster in der Therapie auf das Erleben von Wechseljahressymptomen nachdenken. Sind hier Anpassungen möglich? Sprecht im Team darüber und überlegt, was Ihr ändern könnt, um Entlastung zu schaffen und Stress zu verringern.
Weitere Unterstützungsangebote:
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Weitere Informationen zu Onlineangeboten für Betroffene und Interessierte sowie hilfreiche Tipps findet Ihr hier.